Der ganze Ort Kirnbach schien am Freitagabend zu der Michaelskapelle gekommen zu sein. Nach dem Festgottesdienst trafen sich über 100 Besucher im Festzelt zum gemütlichen Beisammensein.
»Die Michaelskapelle ist als Ort des Gebetes für die Menschen wichtig«, sagten Pfarrer Bonaventura Gerner im Gottesdienst und Ortsvorsteher Hans-Peter Wagner in seiner Ansprache im Festzelt. Das kleine Kirchlein wird neben den regelmäßig stattfindenden Messfeiern auch gerne für Trauungen und Goldene Hochzeiten genutzt. Der Rosenkranz wird hier ebenfalls regelmäßig gebetet und der Verstorbenen gedacht.
Der Festgottesdienst am Freitagabend wurde von Pfarrer Bonaventura Gerner geleitet; Konzelebranten waren Diakon Pirmin Heppner und der Guardian des Zeller Kapuzinerklosters, Bruder Markus Thüer. Pfarrer Gerner begrüßte die Gläubigen: »Schön, dass wir diesen besonderen Tag der Michaelskapelle zusammen feiern dürfen.« Die Kapelle ist dem Hl. Michael geweiht. Sein Namenstag wird als Fest der drei Erzengel Michael, Gabriel und Raphael begangen, informierte Pfarrer Gerner.
In seiner Predigt ging Pfarrer Gerner kurz auf die bewegte Historie des Gotteshauses ein. Es ging immer wieder »Auf und Ab« mit der Kapelle, sie wurde mehrfach zerstört und immer wieder aufgebaut, umgebaut und erweitert. Dies zeige, dass die Kirche für die Menschen einen hohen Stellenwert habe, betonte Gerner. »Doch was feiern wir heute? Tote Steine?« stellte er eine provokante Frage. Die Antwort sei auch in dem Leben des Erzengels Michael zu finden. Heute sind Engel wieder modern – es gibt sie aus Gips in allen Größen und Posen zu kaufen. Warum sind Engel in unserer technisch geprägten Welt so präsent? In der Bibel werden Engel immer wieder erwähnt – sie sind die Boten Gottes. Der Erzengel Michael ist als Statue im Altarbild der Kapelle zu sehen. Der Name »Michael« bedeutet übersetzt: Er ist wie Gott. Er kämpfte gegen alles, was nicht zum Leben führte, führte Pfarrer Gerner weiter aus. Bezogen auf das Patrozinium der Kapelle bedeute dies, dass Engel als große Beter für uns Vorbild sein können. »Im Gebet erfahren wir Halt. Es stärkt unseren Glauben«, zeigte Gerner eine Verbindung von Menschen zu den Engeln auf. Am Festtag feiert die Kirchengemeinde die Kapelle als Ort des Lebens und des Gebetes, der die Jahrhunderte überdauert hat.
Einige Musiker der Musikkapelle Unterharmersbach unter Leitung von Patrick Friedmann umrahmten die Feier mit ihrer musikalischen Gestaltung. Zwei Trompeten, zwei Saxophone und eine Tuba füllten mit ihrer Blasmusik den Kirchenraum. Sie spielten die Begleitung zu den Kirchenliedern im liturgischen Ablauf; während der Kommunion der Gemeinde intonierten sie zwei geistliche Choräle. Die sehr alte Orgel der Kapelle wusste Organist Dieter Benson gewohnt professionell zu spielen.
Am Ende des Festgottesdienstes dankte Pfarrer Gerner den vielen Personen, die an der Vorbereitung und Durchführung des Kirchenfestes beteiligt waren. Er erwähnte auch die Stadtgärtnerei, die die Anlagen um die Kirche herum zum Festtag besonders schön hergerichtet haben. Abschließen lud er die Kirchenbesucher zum Umtrunk in das Festzelt auf dem Kirchplatz ein.
Die über 100 Besucher nahmen die Einladung gerne an – der ganze Ort Kirnbach schien am Freitagabend zur Michaelskapelle gekommen zu sein. Die aufgestellten Sitzgelegenheiten reichten nicht für alle Gäste aus, doch bei dem herrlichen Herbstwetter wurden auch gerne Stehplätze um das Zelt herum eingenommen. Für die Beleuchtung hatte Hausmeister Heiner Krämer einige Lichterketten aufgehängt, so dass eine schöne Atmosphäre bei einbrechender Dunkelheit entstehen konnte.
Ortsvorsteher Hans-Peter Wagner begrüßte die Gäste und hielt eine Ansprache. »Das Kirnbacher Käpilli hat die Jahrhunderte überdauert«, freute er sich über das Jubiläum. Es sei eine besondere Leistung der Kirnbacher gewesen, diese Kirche zu bauen und zu erhalten. Früher mussten die Einwohner zur Erhaltung ihrer Kirche einen Bauzins zahlen. Auch die Gerichtslinde neben der Kirche habe die Jahre überdauert und die Gemeinde wende Geld und Pflege auf, um sie weiter zu erhalten. »Ich habe schon Fotos von der Michaelskapelle im Internet gesehen«, berichtete Wagner. Touristen würden die kleine Kirche fotografieren und ihre Bilder dann ins Internet stellen. Auch er weiß aus Gesprächen mit Besuchern, dass die Kirche als Ort des Gebetes immer wieder besucht wird. Anschließend äußerte er den Wunsch, dass es immer genügend Pfarrer geben möge, damit weiterhin in der Michaelskapelle Gottesdienste gefeiert werden können.
Das Zeller Gemeindeteam war für die Organisation des Kirchenfestes verantwortlich. Freiwillige Helfer unterstützten den Auf- und Abbau des Festzeltes sowie den Transport der Bestuhlung und der Getränke und Speisen.