Die Flügel der drei Windräder flatterten mal schnell, mal langsamer und mal ganz aufgeregt. Grund dafür waren die Schnitzer, die sie von ihrer hohen Warte auf dem Kambacher Eck aus im Narrendorf Entersbach und nebendran im Städtle und auch im Hombe entdeckt hatten. Auch die beiden Fledermäuse mussten gewaltig aufpassen, um heftige Kollission zu vermeiden, was aber nicht immer gelang.
Der »Wind of Change« blies dem Narrenvolk am Samstagabend mächtig ins Gesicht. »Gebt Gas, Unterentersbach braucht mehr Strom«, riefen sich die drei Windräder zu. Grund dafür ist Parisis neumodische Lasershow, die jeden Abend das Haus im Dorf erstrahlen lässt. Weniger Strom braucht indes die neue Flutlichtanlage der Hobbykicker, weil die nun viel zu hell ins Gutmanns Schlafzimmer scheint. Da musste sogar das Badenwerk für Lichtmessungen anrücken. »Sand im Getriebe« ist wohl auch bei der »Rollergäng vum Entersbach«, die bei ihrer Schwarzwaldtour gleich zwei ihrer Mitglieder verloren hat.
Die drei Windräder blickten aber auch in den Hombe: »Drei Jahre soll die Sanierung der L 94 dauern?« »Wenn man die Straße so lange nicht braucht, braucht man die Straße dann überhaupt noch?«, dachten sie nach. Derweil freuten sich die beiden Fledermäuse, dass sie bald ungehindert durchs Tal fliegen können, weil der Bürgermeister im Hombe alle Häuser abreißt. Heftige »Kollisionen« hatte indes der Entersbacher Narrenchef nach der Dreikönigs-Sitzung der Narrenzunft, wovon alle fünf Akteure auf dem Kambacher Eck gemeinsam ein Lied singen konnten.
Pizza und Döner fürs Schulzentrum
Voller Energie strahlten die Unterentersbacher Narren um ihren Präsidenten »Bienemartin« am Samstagabend beim Gemeinschaftsabend im vollbesetzten Dorfgemeinschaftshaus. Ein Jahr lang hatten sie viele Schnitzer gesammelt, diese mit Kreativität in tolle Nummern verpackt und mit viel Geist ans Licht gebracht. Auch eine gehörige Portion Selbstironie durfte bei der unterhaltsamen, fast vierstündigen »Schnitzerparade« nicht fehlen.
Von App-artigen Online-Aktivitäten berichteten die »Zell-App«, die »Elite-Narren-App«, die »Still-App« und die »Google-Übersetzer-App«. Im Minuten-Takt schlugen die Flash-News auf. Allen voran fragte ein Herr P. aus Elgersweier an, wer denn der beliebteste Bürgermeister im Harmersbachtal ist? Und schon kamen die Pizza- und Döner-Bestellungen fürs Schulzentrum an. Dort stecke wohl der Teufel im Detail, dass die Schüler in der Pause nun das Schulgelände nicht mehr verlassen dürfen. Statt der teuren Mensa hätte es auch eine Imbissbude getan, waren sich die Apps einig. Und schon war es Zeit für die Still-App: rechte Brust, linke Brust, gar keine Brust – ein herrlicher Spaß. Schlimmer kam es für die »Zell-App«. Weil die Entersbacher kein schnelles Internet erhalten, stürmen alle den Kanzleiplatz, um dort das kostenlose WLAN der Stadt zu nutzen. Mit dem Erfolg, dass sich die Stadt-App »aufgehängt« hat. Die Lösung: eine überdimensionale »Schwarzwälder Post«, in der man seit fast 120 Jahren alles nachlesen kann. Anmerkung der Redaktion: Richtig, nur hier gibt’s die Entersbacher Narrennacht im Großformat!
Eine Band ohne Instrumente, ein Trommler ohne Schlagzeug. Die Entersbacher Nachwuchsnarren präsentierten sich von ihrer musikalischen Seite. In bester Wise-Guys-Manier sangen sie a capella das »Alle meine Entchen«-Lied in der Techno-Version. Mit einem feinen Klangtheater sorgte danach der Solo-Schlagzeuger für Kopfkino bei seinen Zuhörern. Eine perfekte Illusion mit Überraschungseffekten.
Skandal im Entersbach
Überraschende Ideen hatten auch die tierischen Narrenratsfrauen. Sie verkleideten die ungeliebten Mülleimer im Städtle kurzerhand mit Sombrero und Poncho als Spanier. Zu klein ist ihnen auch der Mammutbaum 3.0 ausgefallen – mit drei Zentimeter Durchmesser. Der Mattenbäuerin verordneten sie ein »Mailverbot« und reimten: »Sie soll backen besser Burebrot«. Auch im Entersbach konnten die »viehmäßig« guten aufgelegten Tiere eine Sau durchs Dorf treiben. Dort kann man jetzt in den »Chicken-Goggel-Zimmer« bei Wirtin Waltraud »runterfahre«. Bei soviel Denglisch kann es nur heißen: »Skandal, im Entersbach!«
Politische Verwerfungen hatte der stimmgewaltige Turmgeist im Nachbarort Biberach ausgemacht, wo es wegen der Abwassergebühr »ordentlich gekracht« hat. Entscheidend sei, ob man links oder rechts von der Bahn wohne. Gerade wie im Entersbach, meinte der Geist, bei der Veränderungssperre entlang dem Dorfbach. Auch die Wildcamper im Schilffeld waren dem Turmgeist nicht entgangen. Die wurden am Sonntagmorgen von der Treibjagd mächtig aufgeschreckt. Nach hinten los ging der Schuss mit dem Pfefferspray beim Bienemartin und seiner Moni. Auch bei den Zuschauern blieb bei dieser Schnitzerjagd kein Auge trocken.
Weitere Neuheiten, garniert mit den passenden Bildern und Vidoeclips, gab es bei den beliebten »Närrische Njus« zu hören. Lange Schlangen vor der Volkshochschule hatten die beiden Tagesschausprecher in Unterharmersbach ausgemacht, weil 95,4 Prozent der Bewohner jetzt einen Englischkurs besuchen. Sie deckten auch das Rentnerleben des Stadtbaumeisters auf, der jetzt im Schongang den Rasen pflegt und in der Kirche bei einer Beerdigung sein klingelndes Handy nicht still bekam.
Löwen und Artisten ziehen durchs Narrenstädtle
Auch für das Auge wurde beim Entersbacher Fasendabend wieder viel geboten. Die hübschen Damen wirbelten in ihren Petticoats zum »Jailhouse-Rock« und zu »I love Rock ’n‘ Roll« übers Parkett und machten dabei ein tolle Figur. Klar, dass da bei diesem schönen Showtanz eine Zugabe fällig war.
Und es gab wie jedes Jahr einen Vorgeschmack auf die Zeller Straßenfasend. Die Kinder tollten als fauchende Löwen in ihren Fell-Kostümen über die Bühne. Richtig viel Spaß hatten auch die kleinen Artisten in ihren bunten Konfetti-Kleidchen, die gemeinsam mit Artist Daniel Erdrich so manches Kunststück vorführten. Nur mit einer Hebefigur hat es bei der Verteilung der Gewichtsklassen nicht geklappt. »30 Kinder und 70 Erwachsene ziehen mit zwei Wagen durchs Städtle«, weckte Präsident Martin Isenmann die Vorfreude auf die Straßenfasend und ließ keinen Zweifel daran: »Die Entersbacher sind halt Narre!«
Foto: Hanspeter Schwendemann
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Foto: Hanspeter Schwendemann
Foto: Hanspeter SchwendemannDie Akteure auf der Entersbacher Narrenbühne
Narrenrat/App-artig/Närrische Njus/Windrad: Präsident Martin Isenmann, Ronald Kuhnt, Mathias Schwarz, Meinrad Pfaff, Nico Schultheiß, Reinhard Berger, Harald Lerch, Jan Sauerbrei, Katja Petri, Isabell Berger, Jennifer Kuderer.
Kindertanz Löwenshow: Theresa Schätzle, Franziska Schätzle, Marie-Luise Bruder, Josefine Moser, Mia Schultheiß, Eva Zimmermann, Bianca Schwendemann, Larissa Baumann.
Das Niveau singt: Noah Pöpsel, Aron Webering, Jérome Armbruster, Manuel Kempf, Frederic Stein, Christoph Lehmann, Maurice Armbruster.
Sound of Silence: Aron Webering, Maurice Armbruster.
Viehmäßig: Tanja Alst, Katja Petri, Isabell Berger, Jennifer Kuderer, Monika Saar, Melanie Jilg.
Turmgeist: Martin Isenmann.
Frauentanz: Carolin Bitsch, Christina Baumann, Julia Maier, Elena Maier, Martina Brucher, Simone Lehmann, Clarissa Rappenecker, Natalie Rothmann.
Kostümvorstellung: Angelina Schätzle, Jana Rinkenauer, Anna-Lena Bitsch, Veronika Schwendemann, Frank Erdrich.





