Bei der Generalversammlung stehen sich die Interessen des Zeller Fußballvereins und der Stadt Zell gegenüber. Vorstand Christian Pristl unterzeichnet den Nutzungsvertrag nicht. Bürgermeister Günter Pfundstein sieht langfristig das Sportzentrum Gasselhalde als Standort für den ZFV.
Foto: Gisela Albrecht
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Foto: Gisela AlbrechtDas Thema Standortfrage „Badwald – Gasselhalde“ und die Verlängerung des Nutzungsvertrags führten bei der Generalversammlung des Zeller Fußballvereins am Freitagabend zu einer hitzigen Debatte, bei der sich die Interessen des Fußballvereins mit den Interessen der Stadt Zell gegenüberstanden.
Überschneidende Platzbelegung in der Gasselhalde
Seit dem Jahr 2021 weist der ZFV regelmäßig in den Generalversammlungen darauf hin, dass die knappen Platz- und Trainingsressourcen zu einem immer größeren Problem für den Verein werden. Die von Bürgermeister Pfundstein favorisierte Lösung, für das Training das Stadion an der Gasselhalde zu nutzen, stieß auf Kritik. Die Argumente des Vereins sind: Es gibt im Vergleich zum Vorjahr zwei Mannschaften mehr im Spielbetrieb. Allein der Fußballbetrieb der Aktiven (Frauen und Männer) wird dafür sorgen, dass nahezu jedes Wochenende ein Heimspiel stattfinden wird.
Um diesem gerecht zu werden, wäre es erforderlich Trainingszeit im Badwaldstadion zu minimieren und diese in Gasselhalde mit den eingeschränkten Möglichkeiten zu verlagern. Dort gibt es überschneidende Platzbelegungen mit örtlichen Vereinen. So mussten Neuzugänge beim Training der neuen Saison die Erfahrung machen, im Stadion an der Gasselhalde von anderen Vereinen des Platzes verwiesen zu werden. Parallel zum Fußballtraining üben die Leichtathleten ihren Sport aus.
Es gab Spieltage mit getrennten Spielorten (Badwald-/Gasselhalde), d.h. Mannschafts- und Zuschauertransfer sowie Warentransfer zwischen den beiden Orten. Der Trainings- und Spielbetrieb in der Gasselhalde ist abgekoppelt von dem Clubhausbetrieb, d.h. es entsteht ein wirtschaftlich ein klarer Nachteil für den Verein, da Bewirtungseinnahmen fehlen. Der Verein braucht diese Einnahmen zur Finanzierung. Aus Platzmangel finden Fußballspiele in Nachbargemeinden statt, d.h. ganze Jugendmannschaften müssen transportiert werden – eine logistische Aufgabe mit großem Aufwand.
Vorstand Christian Pristl zeigte sich verärgert, dass der Fußballverein Unterharmersbach von der Stadt 40.000 Euro erhalten wird für den Bau eines Kleinspielfelds. Auch der Zeller Verein wünscht sich schon seit Jahren so ein Kleinspielfeld hinter dem Stadion, eine finanzielle Unterstützung hat die Stadt bisher abgelehnt.
Stadt Zell kann keinen fünften Platz bauen
Bürgermeister Pfundstein erwiderte: „Es gibt vier Plätze zum Fußballspielen: Das Badwaldstadion, zwei Plätze an der Gasselhalde und einen Platz in Unterharmersbach, zudem ein Kleinspielfeld in Unterentersbach. Die Stadt wird nicht in der Lage sein, einen fünften Platz zu bauen. Ja, der FVU bekommt den Zuschuss der Stadt für das Kleinspielfeld, da es die Voraussetzungen erfüllt, für den Schulsport zur Verfügung zu stehen und auch für die Jugend täglich geöffnet wird. Dann wird es für die Trainingszwecke des FVU genutzt und entlastet damit die Gasselhalde.“
Zudem gebe es eine öffentliche Förderung und der Verein stemme die übrigen Kosten selbst. „Wenn der ZFV es schafft, eine ähnliche Förderung zu erhalten und auch die anderen Prämissen zu erfüllen, kann man über ein Kleinspielfeld reden“, bezog Pfundstein Stellung. Seit 2019 führe er Gespräche mit den Verantwortlichen des Fußballvereins und ihm sei die Problematik bekannt.
Auf seinen Hinweis, dass das Badwaldstadion bis 17 Uhr verwaist sei und sich dann der Trainingsbetrieb auf die Zeit danach konzentriere, reagierte Trainer Gaetano Nocerino aufgebracht: „Ich bin berufstätig und kann nicht vorher hier sein. Und ich bin der Meinung: Der ZFV sollte hier im eigenen Stadion trainieren, er gehört nach Zell.“ Auch andere Mitglieder der Versammlung äußerten sich überaus kritisch zu einem Trainingsbetrieb an der Gasselhalde: Der Kunstrasenplatz dort ist unbeliebt und durch die Wege dahin geht wertvolle Zeit des Trainings verloren.
Ein gültiger Nutzungsvertrag bis 2030
Das Stadion ist im Besitz der Stadt Zell; dem ZFV gehören das Clubheim und die Tribüne. Bürgermeister Pfundstein informierte über den Flächennutzungsplan zu dem Platz des Stadions, der hier Gewerbe oder Wohnbebauung vorsieht. „In den nächsten zehn Jahren wird hier nichts passieren, die Nutzungsverlängerung wird gewährt“, betonte Pfundstein. Es sei selbstverständlich, wenn der Verein seinen Standort an die Gasselhalde verlege, dass er dort die gleichen Bedingungen vorfinden werde, sagte er weiter. Es bestehe aber jetzt kein Handlungsbedarf.
Wegen der Nutzungsvertragsverlängerung fanden Gespräche des Vorstands mit der Stadt statt, es konnte aber bis dato keine Einigung bei einzelnen Vertragspunkten erzielt werden. Vergleichbar mit dem FVU erwartet der ZFV eine Standortsicherung und damit Planungssicherheit.
Als wichtigen Grund nennt der Vorsitzende Pristl: „Das Sonderkündigungsrecht kann nicht nur greifen, wenn eine Verlagerung des Badwaldstadions in die Gasselhalde erfolgen soll, sondern auch wenn die Stadt Zell das Gelände am Badwald überplant. Darüber hinaus beinhaltet der Vertragsentwurf die Möglichkeit, dass dem Zeller FV im Falle von Investitionen in das Vereinseigentum (Clubheim mit Vorplatz, Tribüne, Sozialgebäude) eine Veränderungssperre erteilt wird. Dies waren für mich die maßgeblichen Gründe, die Nutzungsverlängerung nicht zu unterzeichnen.“
Kritisch äußerte sich Vorstand Pristl zudem an der nur jährlichen Verlängerung des Nutzungsvertrags – die Verlängerung des Vertrags beim FVU betrage 15 Jahre. Ähnlich wie der FVU erwarte auch der ZFV eine Standortsicherung und damit Planungssicherheit. Auf der Leinwand zeigte er Einzelheiten des Vertrags des FVU und stellte den Vertrag des ZFV gegenüber.
Bürgermeister Pfundstein entgegnete: „Die jährliche Verlängerung des Nutzungsvertrags dient dazu, der Stadt die Möglichkeit zu geben, auf Veränderungen zu reagieren.“
Vorstand Pristl beendete die Diskussion schließlich und fasste als Resümee zusammen: „Der Verein teilt die Sichtweise der Stadt nur eingeschränkt. Die Ansätze beim Kleinspielfeld werden wir diskutieren. Auch die Nutzungsvereinbarung kann diskutiert werden.“
Sozialer und kultureller Faktor in Zell
Der ZFV ist mit seinen fast 650 Mitgliedern und seiner 105-jährigen Tradition fest im kulturellen Leben der Stadt Zell verankert. Insbesondere das Frauen-Team trägt den Namen der Stadt Zell in das gesamte Land Baden-Württemberg, berichtet Vorstand Pristl mit Stolz. Die Feste und Veranstaltungen stoßen nicht nur vereinsintern, sondern auch in der Bevölkerung auf zunehmende Resonanz. Die Heimspiele erleben steigende Besucherzahlen.
Circa 180 Kinder und Jugendliche spielen in den Mannschaften. „Die Aufgabe, diese Kinder zu betreuen, ist in ihrem Umfang und in der dahinterstehenden Verantwortung nicht zu unterschätzen“, machte Pristl deutlich. Auch im Bereich der sozialen Integration von ausländischen Mitbürgern ist der Verein schon Jahre aktiv.
Anliegen soll in die Kommunalpolitik
Der Verein wird sein Anliegen bezüglich des Platzbedarfs und der Nutzungsvertragsverlängerung in die Kommunalpolitik bringen, d.h. an eine der nächsten Gemeinderatssitzungen teilnehmen und die Interessen vortragen. Dazu gab es eine klare Ansage, die auf der Leinwand dargestellt wurde: „Alle in Schwarz-Gelb aufs Rathaus.“





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