Der Jubilar ist noch bemerkenswert vital und mit großer Sicherheit derzeit der älteste noch aktive Amateurfunker in Deutschland.
Unter seiner Funkadresse „Delta Lima 2 Golf Alpha Echo“ ist Eberhard Heilmann jeden Abend im Gespräch mit Amateurfunkern in ganz Deutschland und teilweise sogar europaweit. Meist geht es dabei um die Technik für den Amateurfunk, um Netzteile, Bandpassfilter oder die Kühlung von elektronischen Geräten. Eberhard Heilmann ist noch bemerkenswert geistig und körperlich vital. Kaum zu glauben, dass er am Sonntag, 2. Februar, seinen 100. Geburtstag feiern kann.
„Das Hobby hält mich geistig fit“
„Heute bin ich der älteste noch aktive Amateurfunker in Deutschland“, ist sich Eberhard Heilmann sicher und betont: „Das Hobby hält mich geistig fit.“ Jeden Abend geht er auf Sendung und teilweise ist er bis gegen Mitternacht mit Amateurfunkern im Gespräch. Vor 48 Jahren hat er die Amateurfunkprüfung in Freiburg abgelegt und ist bis heute Mitglied im Deutschen Amateur Radio Club e. V.
Eberhard Heilmann ist aber nicht nur Amateurfunker, sondern auch ein versierter Techniker. In seinem Wohnhaus unterm Dachgiebel ist sein Reich. Hier befindet sich die Funkanlage, die er weitestgehend selbst gebaut hat. In einem zweiten Raum reiht sich eine Messanlage mit Oszilloskop, Frequenzgenerator, Netzwerkanalysator und anderen elektronischen Geräten aneinander. Außerdem hat der Handwerksmeister hier seine private Uhrmacherwerkstatt eingerichtet. Hier schwingt auch das Pendel eine Präzisionsstanduhr, die er selbst gebaut hat. Auch die Antennenanlage mit zwei Sendemasten, die sich im Außenbereich des Wohnhauses Im Bruch befindet, hat er selbst aufgestellt.
Bis heute entwirft und lötet er elektronische Leiterplatten und konstruiert Bauteile für Funkanlagen. Eberhard Heilmann setzt seine Uhrmacherlupe aufs Auge und hat somit beide Hände frei, um die teils nur wenige Zehntelmillimeter kleinen Teile auf den Leiterplatten zu fixieren. Auch mit seinen 100 Jahren hat der Techniker und Tüftler noch ein scharfes Auge und eine absolut ruhige Hand.
Schon als Kind von der Technik fasziniert
Die Wiege von Eberhard Heilmann stand am 2. Februar 1925 in Dresden, wo er zusammen mit seiner fünf Jahre älteren Schwester aufgewachsen ist. Sein Vater war Krankenpfleger und als er ihm zur Arbeit das Essen in die Klinik gebracht hat, habe man zu ihm gesagt, dass er später einmal Arzt wird. Aber schon damals habe ihn die Technik fasziniert, erinnerte sich Eberhard Heilmann und berichtet, dass er schon als fünfjähriger Junge sein erstes Telefon gebaut hat. Damit konnte er sich mit dem Nachbarjungen auf der gegenüber liegenden Straßenseite unterhalten. Das Kabel hing aber zu niedrig über die Straße, weshalb sie die Anlage wieder abbauen mussten.
Diese Technikleidenschaft hat Eberhard Heilmann sein ganzes Leben begleitet. Er erlernte den Beruf des Uhrmachers und hatte dabei auch die Unterstützung seiner Eltern. Als Uhrmacher musste man sein eigenes Werkzeug besitzen. Seine Eltern haben es ihm damals für 2000 Mark gekauft.
Sein technisches Können hat ihm möglicherweise auch das Leben gerettet, denn während des zweiten Weltkriegs war er in Russland und in der Ukraine im Einsatz und wurde Waffenmeister. Damit war er weit hinter der Frontlinie bei der Instandhaltung der Waffen im Einsatz. Am Heiligabend 1945 kehrte er aus der Gefangenschaft wieder nach Hause. Vom Elternhaus in Dresden war aber nichts mehr übrig. Das war den Bomben zum Opfer gefallen.
Im Jahr 1948 legte Eberhard Heilmann an der Deutschen Uhrmacherschule in Glashütte/Sachsen die Meisterprüfung ab. Stolz präsentiert er sein Meisterstück, eine Taschenuhr, die noch heute intakt ist und präzise läuft. Alle Teile der Uhr hat er maßgenau gefertigt und sogar den Minutenstein selbst geschliffen.
Vom Uhrmachermeister zum Werkzeugentwickler
Der Beruf als Uhrmachermeister führte Eberhard Heilmann im Jahr 1950 nach Zell a. H., wo er beim Uhrengeschäft Schmider in der Hauptstraße eine Anstellung gefunden hat. Hier kam er auch in Kontakt mit Unternehmer Dr. Dietmar Lauermann von den Prototyp-Werken. „Er brachte eine Uhr zum Reparieren, was ziemlich kompliziert war“, berichtet der versierte Handwerksmeister: „Für mich war das aber kein Problem.“
Er habe sich im Gespräch für die Prototyp-Werke interessierte und wurde von Dr. Lauermann zu einer Werksführung eingeladen. Seine Frage nach einer Entwicklungsabteilung habe Lauermann damit beantwortet, dass diese Aufgabe das technische Büro übernehme. Sein Interesse für den Betrieb wurde zu einer Anstellung. Fortan war Uhrmachermeister Eberhard Heilmann Werkzeugentwickler in der neu gegründeten Versuchsabteilung von Prototyp, wo er bis zu seinem Renteneintritt im Jahr 1988 beschäftigt war.
Es habe damals viele Neuerungen gegeben, unter anderem neue Materialen für Flugzeugtriebwerke, die schwierig zu bearbeiten waren. Auch das Schleifen von Gewindebohrern konnte Heilmann deutlich verbessern und auf einen neuen Qualitätsstandard bringen, so dass es dann deutlich weniger Reklamationen gegeben hat. „Bei Messebesuchen habe ich immer darauf geachtete, welche neuen Entwicklungen es in der Industrie gibt und habe diese auch bei Prototyp umgesetzt“, erinnert sich Eberhard Heilmann an sein aktives Berufsleben.
Wohnhaus in Eigenleistung gebaut
Neben dem Beruf fand der Jubilar auch familiär seine zweite Heimat in Zell am Harmersbach. An der Fasend lernte er seine spätere Frau Else geb. Willmann kennen. Aus der im Jahr 1960 geschlossenen Ehe sind die beiden Söhne Norbert und Wolfgang hervorgegangen. Heute gehören auch zwei Enkelkinder und zwei Urenkelkinder zur Familie.
In den 1970er Jahren hat Eberhard Heilmann für sich und seine Familie das Eigenheim im Bruch weitestgehend selbst gebaut. Nur wenige Gewerke hat er an Handwerksfirmen vergeben. Die Baugrube ließ er ausheben und später richtete die Zimmerei Willmann, von wo seine Frau stammt, den Dachstuhl auf. „Für den Rohbau habe ich zwei Monate Sonderurlaub in der Firma bekommen“, berichtet Eberhard Heilmann, der nicht nur versierter Elektroniker sondern auch geschickter Handwerker ist. Türen und Fens ter hat er selbst hergestellt, den Innenausbau ausgeführt und auch den großen Wintergarten angebaut. Selbst viele der massiven Holzmöbel hat er selbst geschreinert und die Einbauküche komplett selbst eingebaut. Stolz zeigt der Jubilar seine gut ausgestattet Werkstatt im Keller des Hauses, die sowohl mit Maschinen für die Holz- als auch für die Metallbearbeitung ausgestattet ist.
Abschied von Frau Else und Sohn Wolfgang
Im selbst gebauten Wohnhaus Im Bruch lebt der Jubilar heute noch gemeinsam mit seinem Sohn Norbert. Vor acht Jahren ist sein Frau Else verstorben und auch sein Sohn Wolfgang Heilmann ist im Jahr 2018 viel zu früh im Alter von erst 52 Jahren an den Folgen einer schweren Krankheit verstorben. Trotz dieser Schicksalsschläge ist Eberhard Heilmann dankbar und zufrieden.
Den kompletten Bericht und weitere Bilder finden Sie in der Print-Ausgabe der Schwarzwälder-Post.