Gelöbniswallfahrt erinnert an ein 335 Jahre altes Versprechen. Pfarrer Gerner rief dazu auf, heute Neues zu wagen, zum Segen für den Einzelnen und auch für die Kirche.
Die alljährliche Gelöbniswallfahrt, die auf einem Jahrhunderte alten Versprechen fußt, richtete dieses Jahr turnusgemäß die Katholische Kirchengemeinde St. Ulrich aus Nordrach aus. Sie stellte die Wallfahrt unter das Leitmotiv „Aufbruch zu neuen Wegen“.
Wie in den vergangenen Jahren versammelten sich Gläubige der Seelsorgeeinheit Zell beim Gasthaus „Sonne“, um von dort unter der schützenden Hand der Freiwilligen Feuerwehr, die den Verkehr regelte, sicheren Fußes und singend und betend zur Wallfahrtskirche „Maria zu den Ketten“ zu gelangen.
Bürgermeister Günter Pfundstein (Zell a. H.), Bürgermeisterstellvertreter Günter Eble (Nordrach), Bürgermeisterstellvertreterin Anja Jilg (Oberharmersbach), Bürgermeisterstellvertreterin Sigrid Armbruster (Biberach), Ortsvorsteher Klaus Beck (Prinzbach) und Ludwig Schütze (Zell-Unterharmersbach) nahmen als Vertreter und Vertreterinnen der politischen Gemeinden an der Prozession teil.
Votivkerze geweiht
Zu Beginn des Gottesdienstes weihte Pfarrer Bonaventura Gerner, der mit den beiden Patres Irenäus und Christoph konzelebrierte, die traditionell gestiftete Votivkerze und entzündete sie an der Osterkerze.
Nordrach als ausrichtende Kirchengemeinde hatte mit dem Gemeindeteam, unterstützt von Anke Haas, den Gottesdienst vorbereitet. Gisela Boschert, Gertrud Spitzmüller und Pfarrgemeinderatsvor- sitzender Ansgar Horsthemke trugen abwechselnd die Gebete und Fürbitten vor.
In seiner Predigt erinnerte Pfarrer Bonaventura Gerner an Abraham, der auf Gottes Wort vertraut hat und trotz aller Ungewissheiten Elternhaus und Heimat aufgab, ohne das verheißene Land zu kennen. „Abraham ist mit diesem Gottvertrauen zu neuen Wegen aufgebrochen“, erinnerte der Seelsorger an die Erfolgsgeschichte des Alten Testaments und mahnte, heute auch Neues zu wagen, zum Segen für den Einzelnen und auch für die Kirche. Er verglich diese Passage mit Maria, die sich ebenfalls auf Gottes Verheißung eingelassen habe. „Wenn wir offen sind für Gott, führt er jeden von uns zur Fülle des Lebens“, zeigte sich Gerner zuversichtlich.
Am Ende des Gottesdienstes, den Wolfram Dreher an der Orgel musikalisch begleitetet hatte, bedankte sich Lektorin Gisela Boschert im Namen ihrer Kirchengemeinde bei allen, die zum Gelingen der Wallfahrt beigetragen haben und nannte stellvertretend die Konzelebranten und die Ministranten. „Wir werden neue Wege gemeinsam gehen, mit Gott als Wegweiser und von den Menschen, die uns begleiten und begegnen, Hilfe und Zuneigung erfahren“, nahm sie das Motiv der Wallfahrt nochmals auf.
335 Jahre altes Versprechen
Im Namen der politischen Gemeinde Nordrach lud sie die Pilger zu einem kleinen Umtrunk und stärkenden Imbiss in den Klostergarten ein. Dies ist seit Jahren auch eine Erinner-ung an den weltlichen Teil des nunmehr 335 Jahre alten Versprechens, denn außer der Kerze wurde damals Getreide für die Armen gespendet.
Die Gelöbniswallfahrt wurde nach der glücklichen Verschonung der Stadt Zell und der Talgemeinden vor Krieg und Zerstörung, Tod und Verderben erstmals auf „Kreuzerhöhung“ (14. September) 1689 abgehalten. Bevor dieses Versprechen 1980 von der Pfarrei St. Gallus in Oberharmersbach wieder in Erinnerung gerufen wurde, war es zu Beginn der 1960er Jahre sanft entschlummert.
Dies schienen damals die Verantwortlichen der kirchlichen und weltlichen Obrigkeit geahnt zu haben. Daher wurden eifrig Urkunden kopiert und an jede Gemeinde ausgeteilt, auf dass das Gelöbnis nie mehr in Vergessenheit geraten solle. Und man ergänzte, die Wallfahrt so lange abzuhalten, als „das zellische Wesen und die gnadenreiche Capellen stehen wirt.“ So wird man sich im kommenden Jahr am 13. September wieder treffen…