Joy&FunChorus feierte sein 30-jähriges Bestehen mit einem fulminanten Konzert in der Stadtpfarrkirche.
Das Programm bot ein abwechslungsreiches Abbild des Chorrepertoires: Liedgut aus der Renaissance und des Barocks, modern Gospel und Jazz-Songs sowie Pop-Melodien. Damit machte sich der Joy&FunChorus unter der Leitung von Wolfram Dreher zum 30. Geburtstag ein besonderes Geschenk und bescherte dem Publikum in der bis auf den letzten Platz besetzten Stadtpfarrkirche ein exquisites Hörerlebnis.
Rundum überzeugend war die Dramaturgie des Abends: Einzelne Chormitglieder erzählten Interessantes über die Liedvorträge und ein Holzblä-serquintett überraschte mit einer virtuosen Schostakowitsch-Interpretation. Mit einem schlichten, gleichwohl innigen und melodiebetonten Vortrag von Robert Prachts „Das Morgenrot“ begann das Konzert und es endete ebenso gefühlvoll und berührend mit Josef Rheinbergers „Abendlied“.
Das im Stil der „King’s Singers“ à capella intonierte „Happy Birthday“ wollten die 16 Sängerinnen und acht Sänger als Hommage an ihren Dirigenten und Spiritus Rector verstanden wissen: „Wir sind stolz auf uns und unseren Dirigenten Wolfram Dreher, der so lang mit uns durch Dick und Dünn gegangen ist“, sagte Sänger Alexander Ullrich und verwies damit auf das Credo des Ensembles: „Joy“, also „Freude“ und „Fun“, also „Spaß“.
Mitreißender Neo-Gospel und akkurate Chorsätze
Das Gotteslob, die sakrale Musik stehen der Lebensfreude keineswegs entgegen, sondern ergänzen sie, indem sie die Gemeinschaft fördern. Der US-amerikanische Komponist Robert DeCormier vermittelt dieses Gefühl in seinem mitreißenden Neo-Gospel-Song „Let us break bread together“. Dieser beschränkt sich nicht auf den hergebrachten Call-and-Response-Stil, sondern überrascht mit Mehrstimmigkeit, Phrasierungskunst und Dynamik, die der gemischte Chor – vermutlich in vielen Probenstunden – perfektioniert hat. Für die instrumentale Begleitung sorgten am Sonntagabend Valerie Friedmann am E-Piano und Jens Marius John am Schlagzeug. Für die gediegene Ensembleleistung gab es großen Applaus.
Dass Wolfram Dreher und seine Choristen die akkuraten Vokalsätze der berühmten „King’s Singers“ schätzen, zeigt die Wahl der „Little Jazz Mass“ aus der Feder von Bob Chilcott, der zwölf Jahre lang die Tenorstimme des britischen Vokalsextetts war. Die fünf Sätze der Jazz-Messe ließen mit ihren funkelnden Rhythmen, dem Gesang mit hellem, klarem Ausdruck, packendem Elan und „Ausflügen“ in höchste Stimmlagen keine Wünsche offen.
Es entstand der Eindruck, als hebe das schlanke, in die Höhe gereckte Kirchenschiff den Klang empor. Sinnbildlich für den Wunsch nach Frieden in diesen kriegerischen Zeiten.
Reizvolle Dialoge und ein Intermezzo
„Verleih‘ uns Frieden …“ flehte auch der bedeutende Schöpfer geistlicher Vokalmusik Heinrich Schütz gegen Ende des 30-jährigen Krieges. Der schwebende Chorsatz wurde von den Sängerinnen und Sängern innig gestaltet. Reizvolle Dialoge der Frauen- und Männerstimmen dominierten das spritzige „Little David play on your harp“, ein modernes Spiritual des ungarischen Komponisten Joszef Karsai, das mit einem Solo von Alexander Ullrich aufwartete. Bei Jean Pagots „Jericho“, das auf dem legendären Spiritual „Joshua fit the battle …“ basiert, agierten die Choristen in Hochform – exaltiert, aber durch Drehers Dirigat und Impulsgebung stets präzise und differenziert. Besser kann man die Botschaft von Glaube, Liebe und Hoffnung musikalisch nicht vermitteln.
„Walzer Nr. 2“ aus der „Jazz Suite Nr.2“ von Dimitri Schostakowitsch – arrangiert für ein Holzbläserquintett – erklang con grazia, beschwingt und mit einem klaren Interpretationskonzept. Wie spielerisch virtuos sich Carina Carbone (Klarinette), Anna Friedmann (Querflöte), Sonja Müller (Oboe), Amelie Dreher (Horn) und Wolfram Dreher (Fagott) Schostakowitschs klingende „Spielbälle“ zuwarfen, war bravourös und rief einen Beifallssturm in der Kirche hervor.
Wunderbar sphärisch, melodiös und eingängig
Morten Lauridsen gilt in den USA als einer der beliebtesten Chorkomponisten. Seine mystische Grundhaltung offenbart sich in den „Chansons des Roses“, zu denen ihn Rainer Maria Rilkes „Rosengedichte“ inspirierten. Beim Vortrag von „Dirait on“ mischten sich die perlenden Töne des Klaviers wunderbar sphärisch mit den klaren Stimmen. Der Chorleiter setzte mit gezielter Zeichengebung Akzente, schien unsichtbare Fäden zu den Sängerinnen und Sängern zu knüpfen. Das hat Qualität. Musik mit Seele.
Ihre Vielseitigkeit stellten die Vokalisten einmal mehr bei Orlando di Lassos „Matonna di cara“ unter Beweis: Ursprünglich ein Landsknechtslied, das um die Gunst einer Angebeteten wirbt, gefällt es durch das melodiöse, eingängige, sich wiederholende „ Don, don, don – diri, diri, don …“, das geradewegs zum Mitsingen einlädt. Die tänzerischen Variationen des bekannten „Sur le pont d’Avignon“ kredenzten die „Joy&Fun“- Akteure so selbstverständlich, als sei derlei ihr täglich Brot.
Mit Abbas Kulthit „Thank you for the music“ – eindrucksvoll Amelie Drehers glockenheller Sopran – dankten die Choristen und die Musiker ihrem Publikum. Mit dem „Abendlied“ schloss sich der musikalische Kreis. Reicher, lang anhaltender Beifall und – nach einer Zugabe – stehende Ovationen belohnten das Ensemble für einen großartigen Konzertabend.
Dankesworte und Geschenke
Ein „rundes“ Jubiläum braucht selbstredend eine Gratulationscour mit Dankesworten, Blumen und Geschenken. Das bezog auch die Sponsoren und die vielen Helfern mit ein, die zum Gelingen des Konzerts beitrugen. Bereits während des Konzerts war das Wirken des verstorbenen Ehrenmitglieds Adolf Herrmann gewürdigt worden. Ein besonderer Dank erging an die Stimmbildnerin Monika Warthmann-Bührer und die Pressereferentin Sabine Künzel, die auch die Texte für die Moderation und die Ansagen verfasst hatte.