Im Zeller Städtle herrscht ein munteres Storchenleben. Auf den Horsten in Zell und Unterentersbach strecken derzeit viele kleine jungen Störche ihre Schnäbel in den Himmel.
Die neun Storchenhorste vom letzten Jahr in Zell sind alle wieder besetzt. Doch die Kolonie ist noch größer geworden. Es sind noch vier neue Horste dazu gekommen. Die neuen Horste befinden sich auf dem Schöttgenhaus, der Stadtpfarrkiche und zwei auf den Storchenturm mit Museum. Der Storchenturm macht nun seinem Namen alle Ehre.
Das Nahrungshabitat für die Störche darf man als gut bezeichnen. So ziehen auch wegen des guten Nahrungsangebotes die Störche in Zell in 13 Horsten 26 Junge groß.
Die Jungstörche verteilen sich in Zell wie folgt. (JS= Jungstorch): Alte Kanzlei 5 JS, Bauamt 4 JS, Museum 1 JS, Rundofen 3 JS, Schöttgenhaus 2 JS, NKD 2 JS, Wallfahrtskirche 2 JS, Schreinerei Alender 2 JS, Stadtpfarrkirche 2 JS, Unterentersbach 3 JS.
Vier Jungstörche in Biberach
In Biberach sind es zwei Jungstörche auf dem Rietsche-Kamin und zwei Jungstörche auf der Kirche. In Steinach auf dem Rathaus sind es drei Jungstörche.
Die ältesten Jungstörche auf der Alten Kanzlei sind nun schon acht Wochen alt. Auf dem Museum und der Stadtpfarrkirche hingegen erst zwei Wochen alt.
Es haben aber nicht alle Jungstörche überlebt. So sind auf dem Horst beim Museum alle vier Storchenjungen zwischen dem 24. und 26. April an Unterkühlung verstorben. Verteilt auf die weiteren Nester waren es nochmals sechs Storchenküken, die nicht überlebt haben.
Hohe Sterblichkeit im ersten Jahr
Und wer jetzt denkt oh je das sind doch viel zu viele Störche, dem sei gesagt, dass die Sterblichkeit der Jung störche im ersten Jahr bei ca. 70 Prozent liegt und ein Storchenpaar zwei Junge durchbringen sollte, um die Population zu erhalten. Bei 13 Horsten in Zell und einer Anzahl von 26 Jungstörchen sind es genau zwei Junge pro Nest und das in einem sehr guten Jahr für die Störche.
Nest von einem Kamin entfernt
Dieses Jahr ist zum ersten Mal ein Storch, der in Zell am 18.06.21 auf dem Museum beringt wurde, wieder nach Zell zurückgekehrt. Er hat zusammen mit seiner Partnerin, die am 07.06.2019 in Schönberg beringt wurde, auf der Nordseite des Storchenturms einen zweiten Horst gebaut. Diesem Paar musste zuvor mit Genehmigung des Regierungspräsidiums der Horst in der Grabenstraße auf einem in Betrieb befindlichen Kamin entfernt werden. In dem Nest befanden sich vier Eier. Dieses Paar hat auf den Storchenturm zwar nochmals ein Nest bebaut, aber keine Eier mehr gelegt.
Von Einsamkeit, Liebe und Trennung
Der Storch auf der Wallfahrtskirche kam dieses Jahr sehr früh nach Zell zurück. Seine Partnerin aus dem letzten Jahr ließ lange auf sich warten. Die Einsamkeit war ihm am Fasenddienstag dann doch zu viel. Im Städtle bei der Fasend gab es auf dem Storchenturm tatsächlich Neues zu entdecken. Eine Storchendame, die wie er auch alleine war. Was macht ein Storch in so einer Situation? Er paart sich mit der Storchendame und bleibt auf dem Storchenturm. Das neue Liebesglück währt aber nicht lange.
Und wie so oft kehrt auch der Partner der Storchendame vom Storchenturm zwei Tage später aus dem Süden zurück. Ein kurzes Gerangel und der Wallfahrtskirchenstorch wird vertrieben und steht wieder alleine auf der Wallfahrtskirche.
Kurz darauf kommt eine Storchendame, die im letzten Jahr in Biberach gebrütet hat, an der Wallfahrtskirche vorbei und gesellt sich zu dem einsamen Storch. Nach der erlebten Enttäuschung ist der Storch der Wallfahrtskirche nicht sonderlich wählerisch und duldet die Dame aus Biberach auf seinem Horst. Man findet sich sehr sympathisch und paart sich auch hier umgehend.
Aber auch hier hält die neue Liebe nur wenige Tage. Seine Partnerin vom letzten Jahr ist schon im Anflug. Nun wird die Biberacherin verjagt, das Paar aus dem letzten Jahr auf der Wallfahrtskirche hat sich wiedergefunden und zieht derzeit zwei Junge groß.
Die Storchendame aus Biberach will aber dieses Jahr unbedingt in Zell bleiben und beginnt umgehend mit dem Nestbau auf dem Schöttgenhaus. Auch sie zieht derzeit mit einem neuen Partner zwei junge Störche groß. Nur das Paar auf den Storchenturm hatte kein so großes Glück. Es war bereits beim Ausbrüten der Eier, da hat ein neues Paar sie vertrieben und hält nun das Nest seit dieser Zeit ohne Nachwuchs besetzt. Das kommt in Kolonien leider öfters vor.
Auf Unterstützung angewiesen
Um solche Beobachtungen machen zu können und um mehr über die Population der Störche zu erfahren, zu dokumentieren und wissenschaftlich auswerten zu lassen, ist es wichtig, dass die Störche beringt werden. Nur über die Ringnummer ist es möglich die Störche ihren Horsten und den Aufenthaltsorten zuzuordnen und solche Geschichten zu schreiben.
Da wir, Herr Trautwein in Biberach, Herr Allgaier in Haslach und ich in Zell die Störche beobachten, alles dokumentieren und beringen, und uns keine finanziellen Mittel zur Verfügung stehen, sind wir auf die Unterstützung beim Beringen der Störche von Gemeinden und privaten Sponsoren angewiesen. Unterstützer für das Beringen dürfen sich gerne bei mir melden.
Da in einigen Wochen die Störche das erste Mal ihren Horst verlassen, kann es vorkommen, dass Jungstörche verunglücken und sich verletzen. Sollten Sie verletzte Störche finden, melden Sie sich bitte bei mir. (0172/7690086).