Das Projekt im ehemaligen Gasthaus »Linde« einen Jugendtreff einzurichten, ist gescheitert. Jetzt will der Gemeinderat im evangelischen Pfarrheim einen neuen Anlauf starten. Er hat, bei einer Enthaltung, in seiner Sitzung am Montag beschlossen, das Vorhaben möglichst schon im nächsten Jahr umzusetzen.
Bürgermeister Günter Pfundstein informierte zu Beginn der Beratung, dass die »Linde« als Jugendforum geplant gewesen sei, die Arbeit daran zwei Jahre komplett ruhen musste und die Jugendlichen von damals aus dem Projekt rausgewachsen seien und nicht mehr mitwirken. »Es geht nicht vorwärts«, bedauerte er. Im März diesen Jahres gab es den Impuls zu einem neuen Anlauf, zu dem Bürgermeister, Gemeinderäte und Vertreter der Schule zusammenkamen.
In einer Begehung des evangelischen Pfarrheims sei festgestellt worden, dass das Gebäude ohne großen Aufwand nutzbar sei und sich gut eignen würde. Zwischen der Schulsozialarbeit und dem Jugendtreff sollen Synergieeffekte genutzt werden.
Die Projektgruppe habe sich dafür ausgesprochen, dass der Fokus zunächst auf einen Jugendtreff in geschlossenen Räumen gelegt werde und bereits vorhandene Flächen im Außenbereich mit einfachen Mitteln attraktiver gestaltet werden sollen. Diese Entscheidung sei im März dem Jugend-Kultur-Verein Zell
(JuKu) mitgeteilt worden.
Gibt schon Platz für Jugendliche
Die Idee eines Multifunktionsplatzes in Anlehnung an das Konzept des JuKu (wir berichteten) sei prinzipiell nicht ausgeschlossen, jedoch gebe es bereits diverse Plätze für Kinder und Jugendliche in Zell: den Sportpark, die Sportplätze in Zell und Unterharmersbach, den Schulhof mit Basketballkörben, das
Beach-Volleyballfeld des TV Zell, das Familienbad mit Tischtennisplatte und Volleyball-Feld, den Multifunktionsplatz in Unterentersbach, das Kleinspielfeld in Unterharmersbach und der sich im Bau befindliche Pumptrack, eine speziell angelegte Fahrradstrecke im Stadtpark. Für einen weiteren Treff müssten zunächst der Bedarf und geeignete Flächen ermittelt werden. Bei einem Investitionsvolumen im sechsstellligen Bereich müssten zudem vorab die finanziellen Mittel zugesagt werden. Dies werde in keinem Fall vor den nächsten Haushaltsberatungen zur Diskussion stehen können.
Ein Dach über dem Kopf geben
In der Diskussion der Gemeinderäte waren sich die Redner einig, dass eine schnelle Lösung notwendig ist. Wie sehr das Thema drängt, zeigt nicht zuletzt eine Wortmeldung der Bürgerin Annemarie Jäckle im Rahmen der Bürgerfrageviertelstunde. Sie wohnt in der Nachbarschaft des Schulhofs des SBBZ (Förderschule) und stellt fest, dass sich dort abends oft Jugendliche treffen, Basketball spielen und Alkohol und – nach ihrem Geruchssinn – auch Drogen die Runde machen.
Stimmen aus dem Gemeinderat
Hannes Grafmüller erklärte: »Das evangelische Pfarrheim ist ideal mit der Unterstützung der Schulsozialarbeit. Das Grundstück dahinter bietet weitere Möglichkeiten.« Sybille Nock meinte: »Wir müssen den Jugendlichen ein Dach über den Kopf geben. Der Bedarf ist da.« Andrea Kuhn sprach sich dafür aus, die Schulsozialarbeit von der offenen Jugendarbeit zu trennen.
Zusätzliches Personal
Für die Betreuung und Organisation eines Jugendtreffs wird Personal benötigt. Laut Sitzungsvorlage soll eine Vollzeitstelle geschaffen werden, von der 20 Prozent auf das SBBZ und 80 Prozent auf die Offene Jugendarbeit entfallen sollen. Eine Vernetzung von Schule und Jugendtreff sowie der Austausch/Vertretung wären damit garantiert. Die zusätzliche Stelle wurde bereits im Stellenplan berücksichtigt, die Ausschreibung zusammen mit der Schule vorbereitet. Es werden zwei Stellen ausgeschrieben, da sich die bisherige Schulsozialarbeiterin im Mutterschutz befindet und auch für die Schulsozialarbeit eine Nachbesetzung erfolgen muss. Mit dem neu aufgestellten Team könnte die Offene Jugendarbeit ab dem 4. Quartal 2022 seine Arbeit aufnehmen.
Bürgermeister Pfundstein informierte, dass zudem zusammen mit dem JuKu überlegt wird, wie die vorhandenen öffentlichen Plätze von den Jugendlichen genutzt werden können.