Galerist Berthin Gentges konnte am Sonntag viele kunstinteressierte Besucher begrüssen: »Nach einem Jahr des weitgehenden Kunstverzichts freue ich mich auf diese Veranstaltung heute.« Er wies auf die beiden Bücher hin, die er zu der Ausstellung herausgegeben hat. Mit der Fini sage wird die Ausstellung beendet, die vom Deutschen Kunstfonds unterstützt wurde.
Der Kunsthistoriker und Museumsdirektor Friedhelm Häring stellte die Künstler und ihre Werke in seiner typisch unterhaltsamen Art dem Publikum vor. Raphael Rack wurde 1968 in Bad Homburg, Hessen geboren, lebt und arbeitet in Friedberg, Hessen. Nach seinem Kunststudium an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach arbeitete er 20 Jahre als Manager in der Musik- und Filmbranche in Frankfurt und New York. Ab 2012 widmete er sich der Wiederaufnahme der Malerei und Weiterbildung der abstrakten Malerei bei Matthias Gessinger (Darmstädter Session). Ab 2014 konnten seine Werke auf vielen Ausstellungen in Messen und Galerien in ganz Deutschland gesehen werden.
Friedhelm Häring beschreibt sein künstlerisches Schaffen als einen Dialog zwischen Realismus und Abstraktion. Seine Bilder bestehen aus mehreren Farbschichten, die er mit Rakel und Pinsel übereinander aufträgt und ineinander verreibt. Auf seinen riesigen Leinwänden holt er die untere Farbschicht z.T. wieder hervor. »Wie Farben sich in diesem speziellen Vorgang der Handhabung mischen, heben und zurücksinken, kann man nur behelfsmässig beschreiben«, erklärt Friedhelm Häring. Die Farben signalisieren gesellschaftliche Umstände und charakterisieren persönliche Momente. Der technische Aufwand bei der Entstehung der Ölbilder ist dabei enorm.
Anders verhält es sich bei den Zeichnungen von Raphael Rack, die durch ihre kleinformatige Ausführung gefallen. Zarte Striche und kräftige, kantige oder bogige Striche hinterlassen farbige oder schwarze Spuren auf dem Papier. Sie verdichten sich zu Gewebe, bauen Zentren, sind auf der Wanderung oder stieben auseinander. »Die Bilder sind Reaktion auf die Welt und die Zeit, in der wir leben«, deutet Friedhelm Häring. Schicksal, Geschichte und persönliche Erlebnisse des Künstlers kommen in seinen Bildern zum Ausdruck.
Der Künstler Vitali Safronov wurde 1966 in Omsk (Russland) geboren. Er lebt und arbeitet in Stuttgart und Belgrad. Nach den Studien der Kunstpädagogik und dem Design-Studium in Omsk widmete er sich dem Studium der Bildhauerei an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart. Seit 2005 arbeitet er als Dozent für Zeichnen und Plastikgestaltung an verschiedenen Kunstschulen in Deutschland. Ab 2003 stellt er seine Werke in Deutschland bei Kunstmessen und Galerien aus. In der Galerie ARTHUS sind hauptsächlich Kleinbronzen des Künstlers um 20 cm hoch zu sehen.
In den scharfsichtigen Kleinskulpturen beobachtet er menschliche Verhaltensweisen und persifliert sie. In ihnen kommt sein feiner psychologischer Blick auf das Gegenüber zum Ausdruck sowie sein Gespür für soziale Umstände. Die Figur des Ikarus z.B. bildet er mit Flügeln, aber in Plüschpantoffeln ab. Auf einer Hand ruht eine Feder. »Er traut sich nicht zu fliegen«, beschreib Friedhelm Häring die Aussage dieser Skulptur. Das sei Kunst, die Schwächen des Menschen auf diese Weise aufzuzeigen. »
»Mann auf Ei« heisst der Titel einer anderen Skulptur, die einen Mann im Managementanzug zeigt, der ziemlich unsicher versucht, auf einem grossen, goldenen Ei einen sicheren Stand zu finden. Damit soll die Anziehungskraft des Geldes (goldene Kugel) und damit der Luxus verdeutlich werden, der mancher bereit ist, alles andere unterzuordnen.
Vitali Safronov arbeitet in umfassenden Zyklen die Verbindung von Menschen und Pflanzen auf, eine Serie, die er »Naturwesen« nennt. Daneben entstehen Mischwesen (Frau und Fisch in einem Körper). Dabei ist sein Menschenbild getragen von Empathie und liebevoller Annahme. Seine filigranen Figuren werden zu Abbildern menschlicher Existenz. Abschliessend erklärt Friedhelm Häring: »Kunstwerke dürfen unterhaltsam und amüsant sein. Die Skulpturen von Safronov reflektieren das Leben und stellen uns die alles entscheidende Frage: Wer bist du?«
Galerist Berthin Gentges hat zu beiden Künstlern ein Buch herausgegeben: Raphael Rack, Vielschichtigkeit – Sprung in die Farbe, 96 Seiten mit 88 Abbildungen. Vitali Safronov, Balancen. Aus der Fülle der Liebe das Leben erkennen. 120 Seiten mit 119 Abbildungen. Beide Bücher sind in der Galerie zu erwerben.
Die Galerie ARTHUS ist geöffnet mittwochs bis freitags von 13 bis 17 Uhr und samstags von 12 bis 15 Uhr sowie nach Vereinbarung. Die Galerie kann auch virtuell im Internet besucht werden www.arthus-kunstgalerie.de.