Am 25. Oktober 1970 wurde die neue Evangelische Kirche in Zell am Harmersbach nach gut einem Jahr Bauzeit mit einem großen Festgottesdienst eingeweiht. Geladen war die Kirchengemeinde und die Bevölkerung im Gemeindegebiet. Es gab einen feierlichen Umzug von der alten Kapelle in den Neubau und viele Menschen waren der Einladung gefolgt.
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Am gestrigen Sonntag, genau 50 Jahre später, fand wieder ein Festgottesdienst zu Ehren der Evangelischen Kirche statt. Obwohl die gefeierte Jubilarin im Vergleich zu ihren katholischen Schwestern eher jung an Jahren ist, hat sie schon tausende Gottesdienste, Trauerfeiern, Taufen und unzählige Gemeindemitglieder gesehen. Sie bot und bietet vier Pfarrern mit ihren Familien geistige Heimat und Arbeitsstätte zugleich. Viele Gastpfarrer und Prädikanten haben in ihr das Wort des Herrn verkündet. Zahlreiche Älteste haben dort gelesen, Organisten gespielt, Chormitglieder gesungen, Konfirmanden das erste Abendmahl gefeiert und Menschen unschätzbare Dienste im Hintergrund geleistet.
50 geladene Gäste beim 50-jährigen Jubiläum
Wie gerne hätte man wieder einen großen Festgottesdienst für die Gemeinde und die gesamte Bevölkerung ausgerichtet. Pandemiebedingt durften jedoch nur 50 geladene Gäste durch den Gemeindevorsitzenden Joachim Groß begrüßt werden. Darunter Dekanin Jutta Wellhöner, Bruder Pirmin, Pfarrer im Ruhestand Martin Brunnemann, die ehemaligen Vorsitzenden Wolfgang Joos und Solveigh Petersen, Bürgermeister Günter Pfundstein, in der Gemeinde lebende Pfarrer sowie aktive und ehemalige Älteste. Ein Bläserensemble mit Stefan Polap stimmte die Gottesdienstteilnehmer musikalisch ein.
Der geistliche Rahmen wurde durch den Psalm 84 gebildet, den Pfarrer Monninger mit der Gemeinde gelesen hatte. Dort ist von den Wohnungen des Herrn die Rede und das es besser ist, seine Türen zu hüten als in den Hütten der Gottlosen zu wohnen. Darin kommt die tiefe Sehnsucht der Menschen nach einer Heimstatt zum Ausdruck, die Halt und Geborgenheit in einer Welt der Vorläufigkeiten bietet.
Die Kirche im Dorf ist ein wichtiges Zeugnis
Dieser Impuls wurde von Dekanin Jutta Wellhöner in ihrer Predigt aufgegriffen. Zuvor jedoch personalisierte sie die 50 Jahre junge Jubilarin auf liebevolle Art und Weise. So mag sie kichernde Konfirmanden und weinende Kinder gerne, aber leere Bänke mag sie ganz und gar nicht. Ernster wurde es dann bei der Frage, ob Gott denn überhaupt eine Wohnung benötige, da er ja sowieso überall sei und Gottesdienste ließen sich ja auch sehr schön im Grünen feiern. Gott braucht vielleicht keine Wohnung, aber wir Menschen brauchen ein Zuhause, heilsame Orte die angefüllt sind mit Sehnsucht und Glaubenserfahrung. Die Kirche im Dorf ist ein wichtiges Zeugnis und Bekenntnis gleichermaßen. So beglückwünschte sie die Jubilarin.
Grußworte und Glückwünsche
Nach schönen Gesangseinlagen durch Mitglieder des Kirchenchores Fermate, Fürbitten und dem Vaterunser, war es Zeit für die Grußworte.
Pfarrerin Andrea Fink-Fauser, Tochter von Pfarrer Fink in dessen Zeit die Kirche erbaut wurde, gab sehr persönliche Eindrücke aus ihrem Lebensweg wieder. Diskussionen am heimischen Küchentisch über den Baufortschritt, Konfirmation, Ordination, Trauerfeiern für die Eltern und vieles mehr. Gemeinsames musizieren hatte immer eine große Rolle gespielt und so wünscht Sie sich, dass Musik auch weiterhin den Menschen in dieser Kirche Freude bereiten soll.
Bruder Pirmin vom Kapuzinerkloster überbrachte seine Grüße stellvertretend für die katholische Seelsorgeeinheit. Sein erster Kontakt zu der Jubilarin geht auf das Jahr 1982 zurück, als er dort mit Ministranten zu einem Workshop eingeladen war. Seidem ist er ein gern gesehener Gast in dieser Kirche und hat schon 6 mal an Buß- und Bettagen, gemeinsam mit Pfarrer Monninger, gepredigt. Begleitet von Brigitte Metzler vom Gemeindeteam überbrachte er eine Kerze als Gruß von den katholischen Schwestern und Brüdern.
Bürgermeister Günter Pfundstein hob die prägende Wirkung der Evangelischen Kirche auf das Leben der Gemeinde hervor. Er fühle sich als Katholik stets gut aufgenommen, was er als ein Zeichen für die, seit vielen Jahren gepflegte und miteinander gelebte, Ökumene sieht. Zum Abschluss seiner Ansprache zitierte er den Felsen, auf dem der Evangelist Matthäus seine Kirche gebaut hat. Dieser Felsen ist bei uns in Zell zwar nur ein kleinerer Berg, aber unsere Kirche steht dort felsenfest.
Pfarrer Monninger stellte in seinem Grußwort die Frage, wo denn in dieser 6-eckigen Form eigentlich vorne und hinten sei, denn von Außen betrachtet sieht sie von allen Seiten gleich aus. Sobald man aber die Kirche betritt, gibt der Altar Richtung und Ziel. Er ist nach Osten ausgerichtet und lässt die Sonne zu den Gottesdiensten auf wunderbare Weise herein scheinen. So wie das Altarbild den Weg der Menschen zum Licht zeigt, führt uns unsere Kirche auf direktem Wege zum Licht des Herrn.
Eine Lilie für alle ehemaligen und aktiven Pfarrer der Kirche
Abschließend wurde von Joachim Groß allen ehemaligen und aktiven Pfarrern der Kirche eine Lilie überreicht. Eine Lilie deshalb, weil diese Blume unbeirrt und seit vielen Jahren vor der Kirche wächst. Jutta Wellhöner vertrat dabei Ulrich Henze, der eine Konfirmation abhielt und Andrea Fink-Fauser vertrat ihren Vater.
Nach diesem sehr persönlichen, würde- und gefühlvollen Festgottesdienst bekamen alle Anwesenden beim Verlassen der Kirche eine schön verpackte Lilienknolle als Geschenk ausgehändigt.