Sich mit der Bedeutung der griechisch-römischen Antike auseinanderzusetzen ist seit geraumer Zeit die Ausgangssituation des international anerkannten russischen Künstlers Koshlyakov. Mit 30 Bildern ist er jetzt im Museum Villa Haiss vertreten.




Trotz Pandemie-Zeiten ermöglichte der Galerist und Kunstsammler Walter Bischoff Zugang zu einer neuen Bilderausstellung, deren hohe Qualität zahlreichen Kunstinteressierten am vergangenen Samstag reine Freude bereitete. In seiner Ansprache betonte der Galerist die lange freundschaftliche Beziehung zu Koshlyakov. Bischoff bedauerte, dass der Künstler selbst aus Paris nicht kommen konnte und begrüßte zeitgleich die aus Berlin in Vertretung angereisten Familienmitglieder des Künstlers Barbara Wittwer und deren Tochter Anna Koshlyakov.
Die Karriere des Künstlers Valery Koshlyakov, Jahrgang 1962, beginnt mit Walter Bischoff und dessen Instinkt für junge außerordentlich begabte Talente. Es war im Jahr 1992 als Bischoff beruflich in Moskau zu tun hatte und die Chance bekam, sich in der dortigen Künstlerszene umzusehen. Unter anderem betrat er ein düsteres ärmliches Zimmer – kaum größer als ein verbreiterter Flur. Dort lebte und arbeitete Valery Koshlyakov, damals ein noch völlig Unbekannter. Die Wände gepflastert bis unter die Decke mit grandiosen, auf alte Pappkartons aufgebrachte Zeichnungen. Walter Bischoff, fasziniert von den hervorragenden Arbeiten, beschließt, für diesen überdurchschnittlich Begabten den Weg zum (Welt) – Erfolg zu ebnen. Er überwindet unter schwierigsten Bedingungen behördliche Hürden, um den Künstler im Westen zu fördern. Und sein Instinkt trügt ihn nicht. Bischoff
ermöglicht seinem Zögling längere Atelieraufenthalte in Stuttgart und San José (USA), und präsentiert ihn auf internationalen Kunstmessen.
Von nun an geht es mit Anerkennung und Karriere steil bergauf.
Technik
Es ist nun die Dritte Koshlyakov-Ausstellung, die Walter Bischoff in seinen Galerieräumen zeigt. (2004, 2013, 2020). Der Darstellung der griechisch-römischen Mythologie ist der renommierte Künstler treu geblieben. Lieblingsmaterialen sind nach wie vor ausgedienter Karton und Klebeband, aber inzwischen auch Leinwand und Papier.
Mit großer Genialität malt und zeichnet er. Ohne Unterbrechung geht ihm die Malerei von der Hand. Ohne vom Bild zurückzutreten zeichnet er in einem Zug Strich um Strich, bringt collagenähnlich Klebebandstreifen, abgerissene Plakatfetzen und Kalenderblattstücke auf, füllt leere Flächen mit Farben – und verliert dabei nie das Konzept aus den Augen. In kühnem Tempo setzt er den letzten Strich auf einen Malgrund – ohne das Bedürfnis, noch etwas nachbessern zu müssen.
Thematik
Die 30 Arbeiten in der Werkschau zeugen von impulsiver Auseinandersetzung mit »Pompejanischen Fragmenten«. Titel wie »Philosoph« oder »Gelius« zeugen von exzellenter Beobachtungsgabe bei griechisch-römischen Charakterköpfen.
Herausragend auch die kleine, feine »Serie Venezia« auf Papier.
Aus zahlreichen Kartonteilen sind bei der »Ruine mit Schwan« die Charakteristika der Collagetechnik meisterhaft zusammengesetzt und verschmelzen zu einer oft an Fresken erinnernden zart durchscheinenden Komposition. Fast durchgängig bei allen Arbeiten auf Karton, Papier und Leinwand ist die einheitliche Farbgebung. Das für Koshlyakov typisch lehmfarben-fahle Gelb, das kalkige Grau, das Teerschwarz betont den Charakter der fragmentarisch anmutenden Szenen mit historischen Gebäuden, Köpfen, Landschaften. Wenn nötig aufgehellt und akzentuiert durch sparsam aufgesetztes Weiß. Den Hauch des Vergänglichen, den schon der Pappkarton vorgibt, will Koshlyakov damit hervorheben. Gelegentlich leuchtet ein nuancenreiches Orange wie auf dem Bild »Säule« von 2002 (Collage/Tempera/Leinwand), oder ein blasses Schwarzblau als berechtigte Antwort auf all die monumentale Wucht und Sinnhaftigkeit.
Wie eine Gardine aus Schnüren ziehen herabtropfende Farbfäden ihre Spuren über die Leinwände, über Motive, unterstreichen deren tiefgründige Aussage.
Erwähnenswert ist natürlich noch das wandfüllende Werk Koshlyakovs im musealen Bereich der Villa Haiss. Es gehört zur Kunstsammlung Walter Bischoffs und ist der in Padua (Italien) stehenden Reiterstatue des Gattamelata des Renaissance-Künstlers Donatello nachempfunden. Mit der sehr eigenwilligen Interpretation Koshlyakovs bildet das Werk eine entsprechende Ergänzung zur Ausstellung pompejanischer Fragmente.
Die Bilderschau verdient die Bezeichnung »sehr sehenswert!«
Ausstellungsdauer »Pompejanische Fragmente« bis 27. Dezember 2020.
Öffnungszeiten: Donnerstag bis Sonntag von 13.00 – 18.00 Uhr.
Informationen unter www.artbischoff.com.