Folgt man der Legende, so stand die Wiege des Forstrückewagens wohl in Steinach. Manfred Oestreich wirft einen Blick auf die Geschichte der hilfreichen Erfindung und hat vier Waldbesitzer besucht, die sich für die Anschaffung zusammengetan haben.
Vor dem zweiten Weltkrieg war der Wagenbau Krummholzsache. Erste Gehversuche mit Stahlanhänger wurden durch den »Schell-Plan« behindert. Zu Kriegszeiten waren Rohstoffe wie Kohle und Stahl für das Kleingewerbe nur schwer zu bekommen. Die Steinacher Eisenbahnbrücke wurde gesprengt. Man geriet unter französischer Verwaltung. Der Schwarzhandel blühte – Stahl gegen Schnaps. Die Schmiede aus den Nachbarorten versorgten die Besatzer mit Schnaps und bedienten sich im Gegenzug mit Stahl aus den Trümmern der Kinzigbrücke. Liegengebliebene Militärfahrzeuge lieferten die Achsen dazu. So entstanden erste Rückewagen, welche noch heute vereinzelt in den umliegenden Wäldern anzutreffen sind.
Georg Beha, heute der größte regionale Anbieter von Forst- und Bautechnik, kennt diese Zeit nur vom Hörensagen. Sein Vater war Land- und Forstwirt mit 30 Hektar Waldbesitz in Welschensteinach. Von Kindesbeinen an mit allen Vorgängen auf dem Hof vertraut, erkannte er früh das Entwicklungspotenzial, das im Rückewagen steckt. Er wusste, dass der Fuhrpark in der Land- und Forstwirtschaft vielseitig und trotzdem überschaubar sein muss. Seine Vision bestand darin den einfachen Rückewagen zu einem vielseitigen Forstanhänger weiter zu entwicklen. Der Markt dafür lag nicht nur vor der Haustür. Aktuell verkauft er in Deutschland, der Schweiz, Österreich und baut derzeit das Luxemburggeschäft aus.
Clevere Forstwirte
Zum Zweck einer besseren Auslastung haben sich vier schlaue Waldbesitzer in Steinach zum gemeinsamen Erwerb eines modernen Forstanhängers entschlossen. Das Projekt wurde bis ins Detail durchdacht. Die Nutzungsabsprache soll über WhatsApp erfolgen. Wer Schrott baut, bezahlt selbst. Nach Gebrauch ist der Hänger gereinigt und geschmiert zu übergeben. Transportiert werden soll die gesamte Bandbreite von Papierholz über Industrieholz bis Brennholz lang.
Energieholzbündel und Meterstücke werden quer verladen. Zwei Teilhaber sind zudem mit buschigem Energieholz für den Hacker unterwegs. Zum Alltagsgeschäft gehört auch die Zusammenlegung von Holz aus unterschiedlichen Poldern, um Raum zu gewinnen und die Arbeit der Logistiker zu erleichtern. Nicht zuletzt sind übers Jahr zahlreiche Baustellen auf Hof und Feld zu bedienen. Kurz und gut: Der neue Trailer soll sein Geld verdienen und nicht herumstehen.
Am runden Tisch haben die Leute ein dickes Lastenheft zusammengetragen. Einsatzschwerpunkte und Schlepperbestand wurden abgeglichen. Auch die rasche Verfügbarkeit von Ersatzteilen sollte gewährleistet sein. Man einigte sich auf das Modell T 1100 mit Ladekran 7770 des lokalen Anbieters Georg Beha. T 1100 steht für ein zulässiges Gesamtgewicht von 11000 kg, die Kranbezeichnung 7770 für eine Reichweite von 7,70 m bei einer Hubleistung von 700 kg. Unterm Strich steht eine Nutzlast 7530 kg. Das Modell verfügt serienmäßig über zwölf Rungenhalter mit Zurrösen zur Ladungssicherung und einem zweistufig teleskopierbaren Rahmen für Ladungen mit Überlänge. Acht Steckrungen stehen zur Verfügung, wobei das hintere Rungenpaar für den Brennholztransport auch um 90 Grad verdreht eingesteckt werden kann. Boogie-Achsen und eine rollengeführte Lenkdeichsel mit zwei Lenkzylinder sind im Grundpreis enthalten. Optional entschied sich die Käufergemeinschaft für Rungenverlängerungen und Seitenbleche.
»Betriebswirtschaftlich ist das eine runde Sache die auch funktioniert«, betont Teilhaber Markus Dold. Vor Jahren hat er vom Vater 12 Hektar Waldbesitz übernommen. Bei der Bewirtschaftung wird er vom Senior und drei Brüdern unterstützt. Vater Georg (75) ist bei Pflegearbeiten mit besten Kräften dabei. Vom neuen Forstanhänger ist der Patriarch hellauf begeistert. Die vier Brüder gehen im Haupterwerb ihrem Beruf nach. Auf dem Hof stehen zwei Schlepper mit passendem Zapfwellen und Druckluftbremsanschluss.
Bei den Dolds wird gerade gebaut. Das Holz dafür kommt aus dem eigenen Wald. Tanne und Fichte in Fünfmeter-Abschnitten kommen ins Sägewerk und werden dort als Dielen wieder abgeholt.
Das Angebot auf dem Bock mitzufahren nehmen wir gerne an. Am Steuer des Massey-Ferguson 5410 nimmt Andreas Dold, der Bruder des Waldbesitzers, Platz. Mit dem Forstanhänger im eigenen Wald, bei den Dolds heißt das leer bergauf und beladen talwärts. Vor diesem Hintergrund sind 75 PS in Verbindung mit dem T 1100 völlig ausreichend. Das Holz liegt auf mehreren Stellen verteilt. Abbiegen im spitzem Winkel bei gleichzeitiger Steigung stellen für den Chauffeur eine besondere Herausforderung dar. Früher musste er hier Umwege in Kauf nehmen. Die Knicklenkung bringt einen Gewinn beim Einschlagwinkel von bis zu 30 Grad. Beschädigungen an Zugdeichsel, Beleuchtungseinrichtungen und Reifen werden vermieden. Am Ziel angekommen springt Andreas vom Sitz. Über eine Kreuzhebelsteuerung mit Drehfunktion werden Kran, Greifer und Stützen bedient. Die Armaturen liegen gut in der Hand und können auch bei Kälte mit Handschuhen sicher bedient werden. Bei der Auswahl des Ladekrans hat man sich bewusst für die Langversion mit 7,70 Meter Reichweite
entschieden. Andreas Dold spricht von unverkrampfter Arbeit, die den Mehrpreis rechtfertigt. Die nassen Scheibenbremsen des Massey-Ferguson 5410 harmonieren mit der ausreichend bemessenen Trommelbremse des T 1100. Selbst bei längerer Talfahrt unter Last wird keine auffällige Trommelerwärmung wahrgenommen. Im Bereich von Einmündungen im spitzen Winkel verlieren die Boogieachsen nie den Bodenkontakt. Langholzladungen von sieben bis acht Meter Länge sind grenzwertig.
Im Kreis der Waldbesitzer erfreut sich der T 1100 lebhafter Nachfrage. Anhänger und Geschäftsmodell werden überwiegend positiv bewertet. Bei Alleineigentum hätte sich Markus Dold für einen Kranhochsitz entschieden, musste sich allerdings der Mehrheit beugen.
BEHA Bau- und Forsttechnik ist vom 3. bis 5.4.2020 Aussteller bei FORST live in Offenburg.