Der Rundofen soll in Zukunft sowohl die Geschichte der Zeller Keramik erlebbar machen als auch Raum für zusätzliche, flexible Nutzungen bieten. Kongresse und fachspezifische Schulungen können darin ebenso stattfinden wie Ausstellungen, Konzerte oder Trauungen. Der eigentliche »Star des Gebäudes« soll aber der Rundofen an sich mit seinem historischen originalen Mauerwerk bleiben. Ein »Expeditionsteam« hatte sich in den vergangenen Monaten intensiv mit der Nutzung des Rundofens befasst. Der Zeller Gemeinderat befürwortete in seiner öffentlichen Sitzung am Montag das ausgearbeitete multifunktionale Nutzungskonzept.
Zu Beginn der Beratungen berichtete Bürgermeister Günter Pfundstein, wie das Nutzungskonzept nach dem Ausstieg eines privaten Investors zustande gekommen ist.
Seit Juli 2018 hat sich ein sogenanntes »Expeditonsteam Rundofen« insgesamt zu sieben Arbeitstreffen zusammengefunden. Dem Team gehören Vertreter der Verwaltung, aller Gemeinderatsfraktionen sowie ehrenamtliche Zeller Bürger an. Begleitet wurde die Arbeit von Uwe Baumann von der Ideen-Werkstatt Lahr.
Treffpunkt für das örtliche Leben
Beim ersten Treffen im Juli 2018 wurde angeregt, die »Marke Zell am Harmersbach« insgesamt zu definieren. Im Januar 2019 wurden verschiedene Inszenierungsmöglichkeiten erarbeitet, die den Markenkern Heimat sowie die Markenwerte Herzlichkeit, Tradition, Genuss, Offenheit und Neugier stärken.
Einig ist man sich im Expeditionsteam, dass auch das Umfeld mit Stadtpark und Kulturzentrum in die Überlegungen mit einbezogen werden soll. Dazu gehören auch die Villa Haiss, die Zeller Kunstwege. Im benachbarten Haus Mayer, in dem ein saisonales Café eingerichtet werden könnte. »Der Rundofen verleiht Zell einen erweiterten Stadtkern mit hoher Aufenthalts- und Erlebnisqualität« lautet es im ausgearbeiteten Konzept.
Bei der Staffelübergabe im Juni 2019 vom alten an den neuen Gemeinderat bekam das Modell die meisten Stimmen, das sowohl ein dauerhaft bespieltes Thema als auch eine multifunktionale Nutzung vorsieht. Durch die vielfältige Nutzung soll eine starke Marken- und Marketingwirkung entstehen.
»Der Rundofen soll ein Treffpunkt für das örtliche Leben werden«, nannte Bürgermeister Pfundstein das Ziel des Nutzungskonzepts. Kooperationen mit Keramiknetzwerken und Bildungsträgern seien ebenso denkbar wie die Durchführung von Konzerten, Ausstellungen oder Schulungen, von Trauungen oder Kindergeburtstagen.
In der Projektskizze Rundofen ist bereits eine Nutzung der verschiedenen Etagen definiert. Der Rundofenkeller sowie die Etagen 1, 2 und 3 könnten der Themenwelt »Geschichte Zeller Keramik« dienen. Für Kinder könnte das Thema digital in kleinen Erklärfilmen dargestellt werden. Außerdem wäre im neuen Gebäude der Sitz des Zeller Stadtmarketings denkbar. Die Etage 4 könnte für kleine Events und Wechselausstellungen genutzt werden.
»Hier entsteht etwas, das nicht nur Geld kostet sondern für alle Bürger einen Nutzen bringt«, zeigte sich Bürgermeister Pfundstein zuversichtlich. Nicht zu unterschätzen sei auch die Tatsache, dass künftig die Ebenen Stadtzentrum und Stadtpark barrierefrei erschlossen sind.
Stadt erhält Leader-Fördermittel
Bereits im Frühjahr 2019 hat die Stadt Zell für das Nutzungskonzept des Rundofens Leader-Mittel beantragt, die auch bewilligt wurden. Bis zum 28. November sei es aber nicht möglich gewesen, die entsprechenden Angebote einzuholen und der Bewilligungsstelle vorzulegen. Bürgermeister Pfundstein informierte, dass nach Rücksprache mit dem Regierungspräsidium der bereits bewilligte Antrag zurückgezogen und gleichzeitig ein überarbeiteter Antrag gestellt wurde. Das Förderbudget ist gestiegen, so dass eine Beantragung von Mitteln über 300.000 Euro Gesamtkosten möglich war.
Die Kosten für die Fördergegenstände untergliedern sich wie folgt: Konzeption und Projektleitung 25.000 Euro; Beleuchtungskonzept Innen- und Außenbereich 90.000 Euro; Inneneinrichtung 75.000 Euro; Nutzungskonzept Ausstellungsflächen 10.800 Euro; Digitale Medien und Veranstaltungstechnik 130.000 Euro; Gesamtkosten 330.800 Euro.
Das Leader-Gremium hat den Förderantrag am 10. Dezember 2019 bewilligt. Als nächster Schritt muss die Stadt Zell nun bis zum 10. März 2020 konkrete Angebote einreichen, anhand derer dann die exakte Fördersumme berechnet wird. Rund 170.000 Euro Leader-Gelder sollen nach Zell fließen.
Es braucht einen »Kümmerer« für den Rundofen
»Das Konzept ist mittragbar«, stellte Gemeinderat Hannes Grafmüller bei der Aussprache im Gremium fest. Er begrüßte, dass sich engagierte Bürger an dem Konzept beteiligen. Es müsse noch weiter ausgefeilt werden und die Begeisterung für den Rundofen wecken. Insgesamt sieht Grafmüller in der Rundofensanierung ein tolles Projekt für die Stadt Zell.
Zustimmung signalisierte auch Gemeinderätin Andrea Kuhn. Das Konzept höre sich stimmig an. Sie forderte, dass dem Gemeinderat noch genauere Details genannt werden unter anderem, wie und mit welchen Medien gearbeitet werden solle. Auch die Ausstellung der Küche und der Gastronomie gehöre dazu. Bürgermeister Pfundstein berichtete, dass es im Rundofen keine Küche geben werde, da es an Fläche fehle. Hierfür müsse man das in unmittelbarer Nähe befindliche Kulturzentrum nutzen.
Kritisch äußerte sich Gemeinderat Martin Teufel. Man habe ein millionenschweres Projekt angestoßen und suche nun im Nachhinein nach einer Nutzung. Es sei bald klar gewesen, dass die Zeller Keramik aus dem Projekt aussteigt. Dennoch habe sich der Gemeinderat mehrheitlich für einen Baustart ausgesprochen. Die umgekehrte Reihenfolge wäre ihm lieber gewesen. In den vorgelegten Plänen sah Martin Teufel lediglich »den Einstieg in ein Konzept«, dem er sich aber nicht entgegenstellen wolle.
Auch Gemeinderätin Sybille Nock war der Meinung, dass noch viele Detailfragen geklärt werden müssten. Vor allem müsse man einen »Kümmerer« finden, der sich um den Rundofen kümmert. Architekten müssten bei der Wahl der Ausstattung und der Akustik eingebunden werden. Möglicherweise brauche man die Unterstützung durch das Land.
Auch Gemeinderat Stefan Polap unterstützte die Forderung nach einem Kümmerer. Diese Aufgabe könne man aber nicht nebenbei erfüllen. Gemeinderat Ludwig Schütze stellte fest, dass der Rundofen einen Hausherren brauche, der sich für das Gebäude zuständig fühlt. Dies könne der Historische Verein oder das Tourismusbüro sein. Ludwig Schütze forderte: »Wir brauchen eine Institution, die sich mit dem Rundofen identifiziert.«