Der AWO-Ortsverein unternahm vom 1. bis 6. September seinen ersten Segeltörn. Ein Reisebericht von Alexander Simon und Heinz Engelhardt.
Am Sonntag, den 1. September trafen wir uns am Bahnhof in Biberach, um nach Holland ans Ijsselmeer zum Segeln zu fahren. Wir waren acht Jungs und sieben Mädchen. Außerdem waren Heinz, Tobias und Paula als Betreuer dabei. Das erste Mal in unserem Leben waren wir auf dem Weg zu einem Segeltörn. Ziel war Enkhuizen am Ijsselmeer in Holland. Acht Stunden dauerte die Bahnfahrt, bei der wir sechs Mal umsteigen mussten. Wir hatten trotzdem Spaß beim Kartenspielen und nutzten die Zeit mit unseren Handys. Wir wussten ja aus den Vorbesprechungen, dass der Handygebrauch auf dem Schiff eingeschränkt sein wird. Am Abend sind wir wohlbehal-ten angekommen. Zunächst brachten wir unser Gepäck auf das Schiff, das noch gereinigt wurde und gingen dann erst mal zum Pizzaessen. Danach konnten wir es kaum erwarten auf das Schiff zurückzukommen und unsere Kojen zu beziehen. Mit so wenig Platz in den Kajüten hatten wir nicht gerechnet. Es war ziemlich eng, was uns aber nicht weiter störte.
Mit an Bord waren Woulter der Skipper und Erik sein Matrose sowie zwei Schiffshunde. Von ihnen erhielten wir eine kleine Einführung in die Regeln, an die wir uns zu halten hatten. Der erste Abend, die erste Nacht. Es dauerte lange, bis wir alle zur Ruhe kamen.
Proviant an Bord!
Früh mussten wir am anderen Morgen aus den Kojen klettern. Alle kräftigen Jungs und auch ein paar Mädchen gingen mit zum Supermarkt. Es gab einiges zu schleppen. Getränke und Essen für achtzehn Leute und vier Tage. Nach einem kurzen Frühstück ging es los. Die ersten Vorbereitungen wurden getroffen und wir wurden alle in Teams eingeteilt, denen unser Skipper verschiedene Aufgaben zugeteilt hat. Ein Team war zuständig für das Hauptsegel, die Mädchen bildeten ein Team für das Vorsegel. Ein Mädchen- und ein Jungenteam waren zuständig für das Heben und Senken der Backbord- und Steuerbordschwerter und ein weiteres Team für das Fieren des Großbaums. Felix, Jan-Marc und Max waren die kräftigsten und wurden von unserem Skipper das Schwarzenegger-Team genannt.
Segel kaputt – und nun?
Nun ging es los! Ablegen im Hafen von Enkhuizen. Unter Motor geht es bis außerhalb des Hafens. Hier weht schon ein heftiger Wind. Jetzt werden Segel gesetzt. Zunächst ist das Schwarzenegger-Team gefragt. Das Großsegel musste gesetzt werden. Danach wurde das Vorsegel gesetzt. Gleichzeitig wurde das Schwert auf der dem Wind abgewandten Seite (Leeseite) abgesenkt. Ein kräftiger Wind aus Südwest trieb uns relativ schnell Richtung Den Oever. Wenn gerade nichts zu tun war, haben wir uns unterhalten oder ausgeruht. Zwischendurch kam aber auch Stress auf. Kurz vor Den Oever betrachteten der Skipper und Heinz einen kleinen Riss im Vorsegel. Noch während sie überlegten, was sie machen wollen, fegte eine heftige Windböe in das Segel. Es machte »Ratsch« und das Segel riss auf der ganzen Breite auf. Schnell wurde das Segel geborgen. Danach war klar, dass wir die Insel Texel anlaufen mussten, um dort beim Segelmacher das Vorsegel nähen zu lassen. Eigentlich wollten wir am ersten Tag zur Insel Terschelling fahren, was uns jedoch am nächsten Tag ziemliche Probleme bereitet hätte.
Im Wattenmeer
Da das Ijsselmeer etwas tiefer liegt als die Nordsee, müssen alle Schiffe durch die Schleuse in die Nordsee fahren. Unter Motor passierten wir die Schleuse und fuhren dann weiter zur Insel Texel. Inzwischen hatte die ganze Mannschaft geholfen das Segel zu bergen und zusammenzufalten, um es zum Segelmacher transportieren zu können. Bald war das Segel am anderen Morgen repariert und wieder geriggt. Der Skipper und Heinz entschieden sich nun wieder ins Ijsselmeer zurückzufahren da Starkwind angesagt war und das Segeln im Watt bei Ebbe und Flut und diesem Wind für Landratten sehr unangenehm werden kann. Zunächst aber mussten wir durchs Wattenmeer nach Den Oever, unserem nächsten Ziel. Das ging noch sehr gut, da wir bei Flut – im Gegensatz zum Vortag an dem wir uns an die Fahrrinne halten mussten – quer durchs Watt segeln konnten. Nach zwei Wendemanövern, die dank der jetzt schon gut eingespielten Mannschaft hervorragend klappten, konnten wir nach vier Stunden herrlichem Segeln in Den Oever festmachen.
Bei Windstärke 7
Am Mittwoch war das Ziel Medemblick, einen Städtchen am Ijsselmeer. An diesem Tag war das Segeln eine Herausforderung: Windstärke sechs bis sieben von vorne. Die Gischt spritzte permanent über das Vordeck, zwischendurch regnete es ziemlich heftig und kühl war es auch noch. Aber wir waren alle gut angezogen und so konnte uns das Wetter nicht viel ausmachen. Bei schönem Wetter kann jeder Segeln, sofern dann auch der Wind weht. Wie sagt Heinz? »Beim Segeln gibt es kein Wetter. Es gibt nur Wind oder es gibt keinen Wind.« Wir hatten in diesen Tagen reichlich Wind. Tobias tat uns ein bisschen leid. Er hat geglaubt, seine Windjacke sei wasserdicht, was ein Irrtum war. Nachdem die Segel geborgen und wir im Hafen von Den Oever festgemacht hatten, hat sich das Essensteam sofort ans Kochen gemacht. Die vier Herdplatten heizten die Kajüte schnell auf und es wurde mollig warm. Die Spaghetti waren im Handumdrehen gekocht. Dazu gab es das mit Tomatensoße verlängerte Chili con Carne vom Vortag. Es schmeckte allen hervorragend, insbesondere da alle nach diesem Tag auf See ziemlich hungrig waren. Nach dem Essen haben wir dann Musik gehört oder Karten gespielt.
Hohe Wellen
Donnerstagmorgen hieß es wieder früh aufstehen, frühstücken und alle Mann an Deck, ablegen und außerhalb des Hafens Segel setzen. Dies war bei Windstärke 7 eine echte Herausforderung. Unser Schwarzenegger-Team hatte heftig zu kämpfen und sie brauchten tatsächlich zum ersten Mal Unterstützung. Auch das Hissen des Vorsegels brauchte alle Kräfte. Über Nacht hatte der Wind gedreht und er kam nun aus Nordwest. Das bedeutete relativ ruhiges Segeln, da der Wind von Raumschots, das heißt halb von hinten kam. Unruhig waren nur die Wellen, die heute eine Höhe von ein- bis eineinhalb Meter erreichten. Raumschots heißt aber auch, dass es ein sehr schnelles Segeln ist. Mit acht bis neun Knoten (1 Knoten = 1 Seemeile = 1,852 km) ging es Richtung Heimathafen Enkhuizen.
Nach einer Wende erreichten wir nach fünf Stunden Segeln unser Ziel. Alle wollten nochmal die köstliche Pizza vom ersten Abend essen. Nach einem Kassensturz entschied das Betreuerteam, dass wir uns zum Abschluss dieser herrlichen Segeltage noch eine Pizza gönnen können.
Wieder zu Hause
Am Freitagmorgen war wieder frühes Aufstehen angesagt. Um 8.40 Uhr fuhr der Zug. Nach fast zwölf Stunden Zugfahrt inklusive Zwischenaufenthalten kamen wir kurz vor 21 Uhr wieder in Biberach an. Unsere Eltern waren alle zum Bahnhof gekommen, um uns in Empfang zu nehmen. Mit etwas gemischten Gefühlen verabschiedeten wir uns voneinander und von unseren Betreuern Paula, Tobias und Heinz. Froh wieder zu Hause zu sein, aber auch ein kleines bisschen traurig, dass diese erlebnisreiche Woche schon vorbei ist. Wie sagte Alexander: »Ich hoffe, dass die AWO das nochmal macht.«