Am vergangenen Samstag machten sich Frauen, Männer und Kinder auf den Weg zur Klosterbaustelle Campus Galli bei Meßkirch im Kreis Sigmaringen. Es war der Herbstausflug des AWO Ortsvereins Zell.
Die Fahrt führte über Hornberg, Villingen-Schwenningen und Tuttlingen nach Meßkirch. Nach zwei Stunden und nicht sehr freundlichem Wetter war das Ziel erreicht.
Am Eingang zum Klostergelände wurden die Ausflügler von zwei Führern empfangen. Schnell waren zwei Gruppen eingeteilt und die Reise ins Mittelalter konnte losgehen. Zunächst gab es einige einführende Erläuterungen zur Historie dieser Einrichtung.
Lieber spät als nie
Die Idee zu diesem Bauvorhaben hatte der Aachener Bert M. Geurten, als er im Jahre 2005 eine Dokumentation über das Burgbauprojekt im burgundischen Guédelon sah. Er wollte nicht eine zweite Burg bauen, sondern den Klosterplan von St. Gallen umsetzen, der nie verwirklicht wurde. Der St. Galler Klosterplan ist einzigartig. Trotz der vielen Bauwerke, die zu dieser Zeit entstanden, ist kein anderer Bauplan aus dem frühen Mittelalter bekannt. Er ist die älteste überlieferte Architekturzeichnung des Abendlandes. Gezeichnet wurde der Plan von Mönchen vor dem Jahr 830 n.Chr. auf der Insel Reichenau im Bodensee. Benannt ist er nach dem Ort St. Gallen, für den er ursprünglich geschaffen wurde und in dessen Stiftsbibliothek er bis heute liegt.
Alles wie im Mittelalter
Nach den einführenden Informationen ging es dann über die etwa ein Kilometer lange Besichtigungstour. Korbmacher, Schreiner, Drechsler, Zimmerleute zeigten ihr Handwerk mit den Werkzeugen und Methoden des Mittelalters. Hochinteressant waren die in den vergangenen Jahren entstandenen Gebäude. Von der mit Stroh bedeckten Scheune über die überwiegend mit Schindeln gedeckten Werkstätten bis hin zu der ganz aus Holz bestehenden kleinen Kirche deren einzelne Teile ausschließlich mit den in der Schreinerei hergestellten Holznägeln verbunden sind. Interessiert folgten die Teilnehmer einer Gruppe den Ausführungen ihrer Führerin, die selbst mit Begeisterung durch das Klostergelände führte und mit ausführlichen Informationen die Neugier der Teilnehmer befriedigte. Leider war der zweite Führer etwas indisponiert so, dass die zweite Gruppe weniger von der Führung hatte, aber trotzdem von dem, was sie bei den einzelnen Handwerkern sahen, begeistert waren. Nach rund 90 Minuten endete die Führung auf dem Marktplatz. Hier konnte aus der mittelalterlichen Küche Eintopf aus Alblinsen mit der hier nach mittelalterlichen Rezepten hergestellten Wurst, sowie schwäbische »Dennetle« – im Prinzip ein Flammkuchen so wie wir ihn hier im Badischen kennen – gegessen werden. Dazu gab es Bier, süffigen Met oder naturtrüben Apfelsaft. Die Wurst war zwar nicht jedermanns Sache, aber ansonsten langten alle kräftig zu. Der Rundgang hat hungrig gemacht.
Auf dem Weg zum Ausgang kam man dann noch an der Wollfärberei und Spinnerei sowie am Paradiesgarten, dem Friedhof der Mönche, vorbei. Dieser war erst vor kurzem fertig gestellt worden. Zuletzt wurde das aus einer Eiche geschlagene etwa eine Tonne schwere und vier Meter hohe Kreuz, in das kunstvolle Verzierungen eingearbeitet waren, aufgestellt.
Zurück in der Gegenwart
Vom Campus Galli ging es dann mit dem Bus ins zehn Kilometer entfernte Sigmaringen zu Kaffee und Kuchen. Wer wollte konnte sich im Lokal auch noch etwas Herzhaftes bestellen. Ein paar der Teilnehmer machten einen kleinen Rundgang durch die Stadt.
Rechtzeitig, um die Fahrt durch das Donautal noch bei Tageslicht genießen zu können, ging es dann von Sigmaringen Richtung Beuron. Traumhafte Bilder aus der Kombination von steil aufragenden Felsen und den herbstlich gefärbten Bäumen genießend ging es durch zahlreiche Kurven entlang der Donau. Links grüßte die Burg Wildenstein und rechts die Burg Werenwag. An Beuron und dem Knopfmacherfelsen vorbei ging es dann Richtung Tuttlingen. Tuttlingen, das sich heute »Weltstadt der Medizintechnik« nennt, hat in den vergangenen Jahren einen ungeheuren Aufschwung erlebt.
Über den Schwarzwald ging es dann zurück nach Zell. Während der Rückfahrt wurde die einsetzende Müdigkeit durch einige Lieder und durch ein paar schwäbische und badische Geschichten bekämpft. Vorgetragen von Heinz Engelhardt und Hans-Jörg Trinkaus.
Abschießend bedankte sich der Vorsitzende des AWO Ortsvereins bei den Teilnehmern, beim Organisator Hans-Jörg Trinkaus und beim Busfahrer, der ruhig und sicher den Bus steuerte. Fazit dieses Ausfluges: Es war trotz schlechtem Wetter ein tolles Erlebnis und ein toller Tag.