Am Samstag konnte Sofie Lehmann ihren 85. Geburtstag feiern. Im Jahr 1975 wurde die Jubilarin als erste und damals einzige Frau in den Zeller Gemeinderat gewählt. Sowohl Bürgermeister Günter Pfundstein als auch sein Amtsvorgänger Hans-Martin Moll ließen es sich nicht nehmen, Sofie Lehmann zum Geburtstag zu gratulieren und ihr für ihr jahrzehntelanges ehrenamtliches und soziales Engagement zu danken.
Sofie Lehmann geb. Gremminger stammt aus Hettingen bei Buchen im Odenwald. Aufgewachsen ist sie zusammen mit acht von insgesamt elf Geschwistern, von denen zwei schon früh verstorben sind. Die Eltern hatten einen kleinen Bauernhof, welcher die ganze Familie ernähren musste. Nach der Schulzeit half sie im Elternhaus und dem Bauernhof mit, war dann Haushälterin und danach Fabrikarbeiterin.
Im Frühjahr 1958 kam Sofie – durch die Vermittlung zweier in Offenburg lebender Kusinen – nach Zell am Harmersbach zur Allgemeinärztin Dr. Wolpert als Sprechstundenhilfe. Sie begleitete Frau Dr. Wolpert bei zahlreichen Hausbesuchen aller Art bis hin zur Geburtshilfe und lernte dabei das Zeller Städtle, das Harmersbach- und Nordrachtal und seine Bewohner sehr intensiv kennen.
In Zell traf sie auch Berthold Lehmann. Die beiden verliebten sich und heirateten am 28. Mai 1960 und lebten zusammen mit Karoline Lehmann, der Mutter von Berthold, im Haus Unter den Eichen 8. Zusammen schenkten sie den vier Kindern Gertrud, Klemens, Gregor und Daniel das Leben.
Ein schwerer Schicksalsschlag war für die Familie der plötzliche Tod von Berthold Lehmann im Jahr 1973 nach einem Herzinfarkt. Nun war Sofie Lehmann mit ihren vier Kindern auf sich allein gestellt. Dennoch hat sie es immer meisterlich geschafft, alle gut zu versorgen und den Kindern eine Heimat zu geben. Sicherlich hat auch der Glauben ihr über viele schwere Zeiten hinweggeholfen. Auch ihren Humor und ihre Frohnatur konnte sie bewahren.
Unermüdlich hat sie durch unterschiedliche Tätigkeiten die Haushaltskasse aufgestockt. Sie arbeitete bei der Gärtnerei Lang und als Tagesmutter. Unvergesslich ist der Tag, an dem sie als erste und damals einzige Frau 1975 in den Zeller Gemeinderat gewählt wurde und dieses Amt fast zwei Jahrzehnte lang mit viel Engagement und Freude inne hatte. Neben ihrer Tätigkeit im Stadtrat war sie auch lange Jahre Mitglied des Pfarrgemeinderats Zell.
Sofie Lehmann hat nie wieder geheiratet. Nach Operationen in den Jahren 2004/2005 erkrankte sie schwer. Seit dem Frühjahr 2007 lebt sie im St. Gallusheim, gut umsorgt und betreut. Sie ist nun noch die einzige der großen Geschwisterschar, ihre letzte verbliebene Schwester starb im vergangenen Jahr.
Freude bereiten Sofie Lehmann die Besuche von ihren Kindern und Enkeln. Mit einem Lächeln liest sie die Postkarten, welche ihr die Enkelsöhne von ihren Auslandsaufenthalten senden und die Wand ihres Zimmers zieren. Sie ist sehr stolz auf ihre sechs Enkel im Alter zwischen 34 und 6 Jahren. Vergangenes Jahr konnte sie – trotz zunehmender Altersbeschwerden – mit viel Freude die Hochzeit ihres Enkelsohnes Philipp mit seiner aus Irland stammenden Frau Méabh auf dem Nillhof mitfeiern – und in diesem Jahr ihren ersten Urenkel Séan in Händen halten!
Das Zeller Blättli gehört nach wie vor zu ihrer Lektüre und auf Nachfrage berichtet sie uns dann, was es in Zell so Neues gibt. Ihr arbeits- und auch sorgenreiches Leben mit all seinen Facetten spiegelt sich in ihren guten und weniger guten Tagen wieder und ab und zu kommt auch ihr Humor der früheren Jahre wieder zum Vorschein.
Am Samstag versammelte sich die große Familie um Sofie Lehmann. Bürgermeister a. D. Hans-Martin Moll gratulierte zum 85. Geburtstag ebenso wie Bürgermeister Günter Pfundstein. Auch die Lokalzeitung Schwarzwälder Post wünscht für die Zukunft weiterhin alles Gute.