Mit der Bilderschau »The History of Co-construction« fördert Kunstsammler und Galerist Walter Bischoff in Kooperation mit dem ASAS Art Center in Peking die Auseinandersetzung mit Chinas politisch-sozialer Veränderung seit 1948. Die Künstler Zhang Yizhi und Zhang Bin (Vater und Sohn) sind mit ihren von hohem künstlerischen Standard behafteten Bildern beispielhaft für Chinas Umwälzung der letzten 70 Jahre.
Für Kenner der chinesischen Kunstszene ist die Adresse in der Hauptstraße 40 kein Niemandsland mehr. Für das Einfühlen in die mit schwelgerischer Idealisierung dargestellten Bilder sollte man sich in eine aktive Rolle begeben. Denn sich in die chinesische Erinnerungskultur hineindenken heißt, sich die Zeiten des großen Kommunistenführers Mao Tse Tung ins Gedächtnis zurück zu holen. Heißt, auf den 40 kleinformatigen Bildern des Künstlers Zhang Yizhi die politischen und sozialgesellschaftlichen Botschaften zu erkennen. Sie bildeten den Resonanzboden für massenmanipulative Darstellungen.
Psychisches Kraftfeld
Wichtig war, dem chinesischen Volk anhand von Plakaten die damals neue politische Richtung zu verdeutlichen. Manipulation war die Strategie, die funktionieren musste.
Teil dieser Strategie waren die Künstler. Von ihnen wurde gefordert, die Ära der Veränderung massenwirksam darzustellen. Strahlende Gesichter leuchteten und sollten Siegerpathos und ein psychisches Kraftfeld bilden. Die so wichtige künstlerische Individualität wurde durch die soziale Funktion ersetzt. So sind auch die Arbeiten des Chinesen Zhang Yizhi (1940 bis 2004) zu verstehen. Sie sind geprägt von Maos Kulturrevolution, die etwa von 1966 bis 1976 datiert wird. Zhang Yizhi bezeichnete sich selbst als einen ursprünglich von der Basis (Grassroots) kommenden Bildenden-Kunst-Arbeiter der 1960er bis 1980er Jahre. Kunst dient dem Volk hieß es im sozialistischen China. Zhang Yizhi war dem Kollektiv verpflichtet und musste sein künstlerisches Talent als eine Art »Propaganda-Waffe« einsetzen.
Mehr künstlerische Freiheit
Durch die schrittweise Öffnung zum Westen seit den 1980er Jahren lockert sich die Strenge der politischen Malerei. So ist es Zhang Bin (*1966) dem Sohn von Zhang Yizhi, möglich, sich in volkstypischen, ländlichen Szenen auszudrücken. Zwar immer noch mit Spuren der Verherrlichung, aber mit dem spürbaren Widerspruch zwischen Ideal und Realität. Bei dem Werk »Dust« von 2006 werden Frauen bei der Feldarbeit dargestellt in staubigen Terrakotta Farbtönungen. Bei der »Romance on the Fishing Island” von 2018 zeigt der Künstler sozialistische Romantik und lässt, wie in zahlreichen neueren Arbeiten, amerikanische Pop-Art-Elemente einfließen. Mit wunderschön realistischen Blütenträumen (Azalee, Winterjasmin etc.) macht es der Künstler uns Westeuropäern leichter, Zugang zur chinesischen Kunst und ihren Themen zu finden.
Während Zhang Yizhi, der Vater, von seiner Zeit noch in eine passive Rolle gezwängt wurde, kann sich der Sohn eine aktive künstlerische Freiheit erlauben.
Ausstellungsdauer und Sonderöffnungstage
Die Ausstellung »The History of Co-construction« wird bis zum 3. März 2019 zu sehen sein. Das ASAS Art Center hat dafür Sonderöffnungstage vorgesehen.
Sonntag, 4. November; Samstag, 8. Dezember dieses Jahres.
Im neuen Jahr Sonntag, 13. Januar sowie Sonntag, 24. Februar 2019.
Jeweils von 14 bis 18 Uhr.
Sowie nach Vereinbarung: ASAS Art Center in Kooperation mit dem Museum Villa Haiss unter www.artbischoff.com