Die Stadt Zell ist eine von acht Kommunen, die vom Land Baden-Württemberg für die Fußverkehrs-Checks 2018 aufgenommen wurden. Gestern überreichte Verkehrsminister Winfried Hermann im Ministerium in Stuttgart Urkunden an die Teilnehmerkommunen. Für die vierte Runde der Fußverkehrs-Checks wurden acht Städte und Gemeinden von einer Jury ausgewählt: Bad Wildbad, Böblingen, Ehingen, Kusterdingen, Lörrach, Neckarsulm, Pforzheim und Zell am Harmersbach. Zusätzlich zu diesen Kommunen nimmt die Stadt Albstadt eigenfinanziert teil.


»Wir haben uns bereits zum dritten Mal um eine Teilnahme beworben, jetzt sind wir zum Zug gekommen«, strahlt Bürgermeister Günter Pfundstein. Zell konnte sich gegen 50 weitere Bewerberkommunen durchsetzen. Ziel des Projekts ist es, die Situation für Fußgänger zu verbessern und damit letztlich die Innenstadt attraktiver zu gestalten. In den Planungsprozess soll der Stadtkern bis zur Wallfahrtskirche, die Wege zum Seniorenzentrum sowie zum Bildungszentrum einbezogen werden.
Eine Planungssozietät wird die Stadt Zell beim Fußverkehrs-Check unter die fachliche Lupe nehmen. Wichtig ist die Bürgerbeteiligung. Mitwirken sollen neben Gemeinderat und Verwaltung besonders Familien mit Kindern, Senioren und Behinderte. Geplant sind in den kommenden Monaten eine Auftaktveranstaltung, zwei Begehungen und eine Abschlussveranstaltung im November. Bis im Januar 2019 soll dann der Abschlussbericht mit Ideen und Verbesserungsvorschlägen vorliegen.
Den Wert der Beratungsleistungen bezifferte Bürgermeister Pfundstein auf rund 15.000 Euro. Diese werden vom Land Baden-Württemberg getragen. Auf die Stadt kommen keine Kosten zu. Der Fußverkehrs-Check ergänze die Zukunftsplanungen, die aktuell im Projekt »Zell 2030« erarbeitet werden.
Mehr Zebrastreifen im Land
»Jetzt können Sie den Verkehrsalltag für Fußgänger sicherer machen«, gab der Minister Winfried Hermann den erfolgreichen Kommunen gestern bei der Urkundenverleihung mit auf den Weg. Er beklagte außerdem die hohe Zahl an Fußgängern, die beim Überqueren von Straßen Opfer von Verkehrsunfällen werden: »Unfälle passieren überwiegend dort, wo Fußgängerinnen und Fußgänger die Straße queren. Bei Kindern ereignen sich sogar 90 Prozent der Unfälle beim Überqueren. Wir müssen dafür sorgen, dass die Wege und Querungen sicher gestaltet sind. Ich werbe daher für mehr Zebrastreifen im ganzen Land. Diese müssen allerdings gut einsehbar und auch gut beleuchtet sein.« Der diesjährige Themenschwerpunkt »Sichere Wege – sicheres Queren!« ist dem Minister daher besonders wichtig. »Zebrastreifen bedeutet Vorrang für Fußgänger. Außerdem werden die Wartezeiten für alle Verkehrsteilnehmer im Vergleich zu Ampelanlagen verkürzt.«
Die Zahl der Bewerbungen ist gegenüber dem Vorjahr erneut gestiegen. Fast 60 Kommunen haben sich beworben. »Immer mehr Kommunen in Baden-Württemberg engagieren sich beim Fußverkehr. Fußverkehrsförderung ist bürgernahe Politik und trifft damit auch den Nerv der Zeit«, so Minister Hermann.
Der Verkehrsminister dankte auf der Veranstaltung auch den Teilnehmerkommunen des Jahres 2017 für ihr Engagement und ihren Einsatz. Bei insgesamt 36 Begehungen und Workshops nahmen im letzten Jahr mehr als 400 Bürger an den Fußverkehrs-Checks teil. Sie entwickelten gemeinsam mit Vertretern aus Verwaltung und Politik über 100 verschiedene Maßnahmenideen.
Hintergrund
Bei den Fußverkehrs-Checks bewerten Bürger/-innen und Bürger sowie Verwaltung und Politik im Rahmen von Workshops und Begehungen im Dialog die Situation des Fußverkehrs in ihrer Kommune. Mit der Unterstützung eines Fachbüros erarbeiten sie Maßnahmenvorschläge, um die Wege zu Fuß künftig noch attraktiver und sicherer zu gestalten. Ziel der Fußverkehrs-Checks ist es, den Fußverkehr in Politik und Verwaltung wieder als eigenständige und wichtige Mobilitätsform ins Bewusstsein zu rücken, konkrete Verbesserungen anzustoßen und einen Impuls für eine verstärkte Förderung des Fußverkehrs vor Ort zu setzen.
Die Fußverkehrs-Checks werden seit 2015 durchgeführt. Bereits jede achte Kommune in Baden-Württemberg hat sich inzwischen für eine Teilnahme an den Fußverkehrs-Checks beworben. Die Auswahl der Kommunen hat eine Fachjury vorgenommen. Entscheidend für die Auswahl war eine möglichst große Bandbreite von Fußverkehrsthemen. Darüber hinaus wurden bei der Auswahl Kommunen mit unterschiedlicher Größe, Topographie und Erfahrung im Bereich der Fußverkehrsförderung berücksichtigt.
Zell a. H. wird belohnt
Eine erste, positive Resonanz kommt vom Landtagsabgeordneten Thomas Marwein. Er gratuliert der Ortenauer Gemeinde: »Zell am Harmersbach wird nun dafür belohnt, dass es sich für seine Fußgänger/innen einsetzt und kann seine Fußwege in Zukunft noch besser und sicherer gestalten. Besonders gefällt mir an diesem Projekt, dass Bevölkerung und Verwaltung hier Hand in Hand zusammenarbeiten. Wer zu Fuß geht, schont das Klima und tut sich selbst etwas Gutes. Beides begrüße ich als Grüner sehr. Die Landesregierung will dies durch angenehme Fußwege fördern, auf denen die Menschen sich wohl und sicher fühlen.« Marwein fügt hinzu: »Die in Zell am Harmersbach entwickelten Maßnahmen können dann als Beispiele für Kommunen in ganz Baden-Württemberg dienen«.