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Zell am Harmersbach | 2.03.2018

Wellness dank Schwingungen

Einsatz von Klangschalen in der Sozialstation – »Wie Wellen im Meer«

Foto:
Marijke Heitzmann als Leiterin der Tagespflege und Klangexpertin Stephanie Dharamasena freuen sich über den Zuspruch, den die Klangschalen-Anwendung findet. Foto: Inka Kleinke-Bialy
von Inka Kleinke-Bialy

Seit fast zwei Jahren nun schon hat die Tagespflege der Sozialstation St. Raphael e.V. ihr Aktivierungsangebot für Senioren mit und ohne Demenz um den Einsatz von Klangschalen erweitert. »Die Leute lieben sie«, freut sich Klangexpertin Stephanie Dharamasena.

Foto: Inka Kleinke-Bialy
Marijke Heitzmann als Leiterin der Tagespflege und Klangexpertin Stephanie Dharamasena freuen sich über den Zuspruch, den die Klangschalen-Anwendung findet.
Mit der Art der Klangschalen-Anwendung kann auf körperliche Einschränkungen der »Klangempfänger« eingegangen werden.

Das »Warum« lässt sich am besten nachvollziehen, indem man sich den Boden eine der erstaunlich gewichtigen Schalen in die flache Hand stellt und von Stephanie Dharamasena mit einem Klöppel gegen den Rand der Schale schlagen lässt.

Das erzeugt nicht nur einen äußerst ansprechenden Klang: Sehr deutlich ist in der Handfläche eine überaus angenehme Schwingung zu spüren, die sich im Arm fortsetzt und die eine ganze Weile anhält.

Stephanie Dharamasena arbeitet als Betreuerin in der Tagespflege und hat sich am Peter-Hess-Institut zur Klangexpertin speziell für Senioren fortgebildet, vor allem für an Demenz Erkrankte. Peter Hess? Der gilt als Pionier auf dem Gebiet der Anwendung von Klangschalen und hat die nach ihm benannte Klangmassage seit 1984 entwickelt. Die Idee stammt aus den Erfahrungen, die er in
Nepal, Indien und Tibet gesammelt hat. Die Peter-Hess-Klangmassage ist eine aus diesen Erfahrungen entwickelte westliche Methode und versteht sich in erster Linie als ganzheitliche Entspannungsmethode.

»Mit einer entsprechenden Ausbildung kann man Klangschalen auch in der Therapie einsetzen – aber wir nutzen die Schalen rein im Wellnessbereich«, erklärt Stephanie Dharamasena.

Wobei die Vibrationen nicht nur gerade auch auf Kranke entspannend wirken: Sie fördern zudem die Durchblutung. »Deshalb setze ich die Schalen gerne auch mittags vor dem Essen ein, damit die Finger ein bisschen beweglicher werden und das Besteck besser greifen können«, berichtet die Klangexpertin und erklärt den Hintergrund: »Da der menschliche Körper ja zum größten Teil aus Wasser besteht – nämlich zu 70 bis 80 Prozent – können sich die Schwingungen des Klangs wie Wellen im Meer ausbreiten und alle Zellen in Vibration versetzen und so die Lebensenergien zum Fließen bringen.«

Entspannung durch und durch

Je nach Größe und Beschaffenheit der Schale und je nach Material des Klöppels sind Klang und Schwingung jeweils unterschiedlich. Und natürlich je nach der Stärke des Anschlags. All dies wird bei einer klassischen Klangmassage genutzt. Dazu werden Klangschalen verschiedener Größe und verschiedener Grundfrequenz nach einem bestimmten System auf den bekleideten Körper gestellt und in einem bestimmten Rhythmus und innerhalb einer bestimmten Zeit angeschlagen.

Man kann sich gut vorstellen, wie die Schwingungen dabei durch den ganzen Körper gehen und für wohltuende Entspannung sorgen. »Aber aufgrund von körperlichen Beeinträchtigungen funktioniert diese Art der Klangmassage bei Senioren nicht immer unbedingt«, erläutert die Fachkraft, »vor allem bei an Demenz Erkrankten, die noch sehr agil sind.«

Hinzu kommt, dass die Klangschalen-Anwendung in der Tagespflege gruppentauglich sein muss: »Wir bauen die Klangschalen morgens gerne in der Gymnastikrunde ein. Die Leute lieben es auch, sich selbst die Klangschalen zu nehmen und anzuschlagen.«

Durchblutungsfördernd

Oder die Tagespflege-Gäste sitzen in Paaren zusammen und schlagen sich gegenseitig die Schalen an. »Das ist für den, der’s bekommt schön, und der, der’s geben kann, der freut sich, dass er was machen kann«, berichtet Stephanie Dharamasena von ihren durchweg positiven Erfahrungen mit den Klangkörpern. Auch auf die Knie kann man sich diese stellen, oder (umgedreht) auf den Kopf.
Insgesamt vier der handge­fertigten Exemplare stehen daher frei zugänglich zur Ver­fügung. Aus einer speziellen Bronzelegierung bestehen sie, aus Kupfer und Zinn also sowie aus weiteren Metallen, die teils – wie etwa bestimmte Edelmetalle – nur in homöopathischen Potenzen beigefügt sind.

Was aber beispielsweise tun, wenn ein Pflegegast aufgrund von Kontraktionen derart verkrampfte Hände hat, dass sich diese zum Auflegen der Schale nicht öffnen lassen? Dem legt die Fachkraft eine Hand einfach auf den Boden der nach oben gedrehten Schale: »Das sind kleine Tricks, die man anwenden kann.«

Und überhaupt: »Das ist das Schöne an den Klangschalen: Man überfordert niemanden, man kann ja nichts falsch machen«, strahlt sie, tief von innen heraus, »und auch bei Leuten, die nicht mehr viel selber machen können: es wirkt auf sie trotzdem.« Dazu zeigt Stephanie Dharamasena, wie sie in einem solchen Fall die Schale von innen mit einem Saugnapf hält. Wie sie diese den Gehandicappten an unterschiedlichen Körperregionen anlegt oder langsam an

den Gliedmaßen entlang streicht, am Rücken, am ganzen Körper.

Am besten täglich

Und auch für jene, die »wirklich ganz eingeschränkt sind«, gibt es eine Lösung: »Diese Gäste kann ich in einen Sessel legen und die Schalen um sie herum drapieren – die müssen nicht unbedingt auf den Körper platziert werden.« Zur Demonstration hält die Altenbetreuerin eine Schale per Saugnapf vor den Brustkorb und schlägt sie an: man spürt, wie die Schwingung ankommt, ohne dass die Schale den Körper berührt.

»Ich persönlich finde es gut, wenn man zwei Schalen nacheinander anschlägt, so dass die eine Schwingung in die andere übergeht«, verdeutlicht die Klangexpertin, »da kommt totale Entspannung.« Denn beim ersten Ton denke man noch, beim zweiten Ton dann aber könne das Gehirn abschalten.

Und sie ist überzeugt: Täglich nur ein paar Minuten Klangschalen-Anwendung, »das bewirkt schon ganz viel.« Nicht umsonst findet der Einsatz von Klangschalen in den letzten Jahren ein immer breiteres Anwendungsgebiet, auch bei Kindern beispielsweise.

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