»Es war wieder schön, auch wenn der Wind pfiff«, berichtet Bernhard Kähms vom Peterlistag gestern. Eine große Schar Kinder zog mit Brauchtumspflegern und zwei Polizisten durch die Stadt. Mit lautem Rufen forderten sie Kirche, Geschäfte und Bürger dazu auf Süßigkeiten, Gaben und Münzen zu spendieren.
Seit 35 Jahren ist Bernhard Kähms als Brauchtumspfleger dabei. Seit neun Jahren organisiert er als Leiter, dass das Peterlistagspringen in Zell in seiner ursprünglichen Form erhalten bleibt. Dazu gehören im Vorfeld das Marketing für die Veranstaltung und das Finden weiterer Brauchtumspfleger. Am Peterlistag ist er die Personifizierung des Brauchs. Er erzählt den Kindern warum er stattfindet. Stimmt mit tiefer und voluminöser Stimme das gemeinsame Rufen an und regelt, dass die kleineren Kinder nach vorne und die größeren Kinder weiter nach hinten stehen. Er macht sie darauf aufmerksam, Rücksicht aufeinander zu nehmen und unterstützt Kleinere, dass sie vom Gabenregen auch etwas erhalten.
Wolfgang Krämer und Joachim Buntru vom Historischen Verein sowie Kurt Ficht von den Museumsfreunden übernahmen gestern ebenfalls die Rollen des Brauchtumspflegers und standen ihm zur Seite. Fachliche Unterstützung erhielten die ehrenamtlichen Ordner von den Polizeibeamten Hans-Joachim Lauble und Clemens Späth. Zusammen bildeten Polizisten und Brauchtumspfleger den sichernden Rahmen indem die Kinder springen durften.
Der Dank der Ordner gilt den Autofahrern, die gestern Rücksicht genommen haben. Während der drei Stunden waren gelegentliche Einschränkungen für den Verkehr und Stau nicht zu vermeiden.
Viele Geschäfte und Bürger leben den Brauch des Gebens in Tradition, weiß Kähms. Die Inhaber haben ihn von vorhergehenden Generationen gelernt und führen ihn weiter. »Und neue Geschäftsleute reihen sich ein«, freut er sich.
Das Peterlistagspringen beginnt immer beim Pfarrhaus. Dem gemeinsamen Gebet folgt der Probedurchlauf. Er ließ noch Wünsche an Dezibel offen, fand der Brauchtumsmeister. Bernhard Kähms stimmte ein zweites Mal an und die Kinder forderten lautstark Pfarrer Peter Seibt und Diakon Bruder Pirmin Heppner auf herauszuwerfen. Unter dem Ruf: »Hit, hit, hit isch Peterlistag! … dohäär, dohäär!!«, dauert es nicht lange bis es Süßigkeiten und Münzen regnet.
Nach dem Pfarrhaus war Stopp beim Verlagshaus und danach war die Volksbank aufgefordert herauszurücken. Links und rechts standen oberhalb an der Hauptstraße die nächsten Wohltäter schon bereit. Auch in der Kirchstraße wurden die Kinder beschenkt. Und was in der Unterstadt begann führten die Geschäfte entlang des zweiten Drittels und im Dörfle in gleicher Weise fort. Aus den Fenstern über den Geschäften, von der Treppe zum Restaurant, oder wie Dirigenten vor einem Chor: Münzen und Süßigkeiten wurden geworfen, Brezeln und Würste bekamen die Kinder in die Hand. Der Hygiene wegen, verpackt in Tüten. Bis zur Wallfahrtskirche zogen die Peterlistagspringer und forderten »werfe ebis zum Lade rus!«. Danach war die Sparkasse aufgefordert.
Dass ihr Heischen Gehör fand freute die Kinder. Die Brauchtumspfleger freuten sich, dass eine so große Schar Kinder daran teilnahm. Auch, dass Eltern mit kleineren Kindern mitgekommen waren fanden sie klasse. Nicht ganz vermeiden lasse sich, dass die ein und andere Träne fließt. Im Ringen um Münzen und Süßigkeiten kann es passieren, dass das eine Kind dem andern auf die Finger steht oder sie anecken. Doch mit Trost und der Bitte Rücksicht zu nehmen hat es meist ein gutes Ende gefunden. Begleiterscheinungen, dass Eltern sich für ihre Kinder in die ersten Reihen drängen, gab es dieses Jahr nicht. Das sei schön gewesen, findet Kähms.