Der Klassenausflug (55er-Feier) der ersten Realschul-Abschlussklasse des Bildungszentrums Ritter-von-Buß führte 18 ehemalige Schüler nach Rom zu ihrem Schulfreund Josef Kienzle aus Zell-Neuhausen.
Josef Kienzle arbeitet schon seit über 20 Jahren in Rom für die FAO (Food and Agriculture Organization), die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen.
Das Hotel für den Besuch aus dem Schwarzwald war von Josef sehr gut gewählt, ein ehemaliges Kloster gab dem viertägigen Aufenthalt den richtigen Rahmen. Schon am Samstag lernte die Reisegruppe die sieben Hügel von Rom kennen. Auf dem Aventino-Hügel konnte ein erster Eindruck von der Größe der »ewigen Stadt« gewonnen werden. Bei einem Glas Sekt erklärte Josef fachmännisch die Highlights von Rom und mit gutem Schuhwerk wurde dann der Stadtteil Trastevere erwandert. Diese Ecke war früher ein Arbeiterviertel und sehr verrufen, heute ist es eine der angesagten Adressen. Bei einem Abendessen auf der Piazza St. Cecilia konnte die römische Lebensweise mit allerlei Leckereien ausgekostet werden. Nach einem Rundgang, der auch durch das jüdische Viertel mit einigen Sehenswürdigkeiten führte, zeigte Josef seinen alten Schulkameraden ein Geheimnis: Auf dem Aventino-Hügel gibt es eine große Tür mit Schlüsselloch. Nach einer längeren Wartezeit – alle waren erstaunt wie viele Römer sich dort nachts eingefunden hatten – konnte jeder einen Blick durch dieses Schlüsselloch wagen. Der Anblick war hervorragend: Der Petersdom passte genau in dieses Schlüsselloch!
Am Sonntag wurden dann das Forum Romanum, der Circus Maximus und das Colosseum besucht. Außerdem konnten der Platz des Volkes und der dazugehörige Brunnen sowie die Obelisken bewundert werden. Am Abend hatten die Schulfreunde dann die Gelegenheit zu sehen, wie man in Rom lebt: Josef lud alle auf einen Umtrunk in seine Wohnung ein.
Für den Montag hatte der Gastgeber ein besonderes Schmankerl reserviert. Die Gruppe konnte in einem kleinen Museum an der Piazza Venezia im Schatten des riesigen Monumento Nazionale, einem Prachtgebäude von König Vittorio Emanuele II., einen Spaziergang durch mehrere Jahrhunderte machen und die Pracht eines römischen Palazzos bewundern. In diesem Museum sind Ausgrabungen zu sehen, die Hausteile aus mehreren Jahrhunderten zeigen. Das Ganze war sehr anschaulich und modern aufbereitet. Danach ging es zur Spanischen Treppe und zum Treviso-Brunnen. Dieser wurde leider gerade gereinigt, so dass dieser erst beim nächsten Besuch in voller Schönheit erstrahlen wird. Nach einem Abstecher in das Pantheon, welches die klassische Architektur in Perfektion zeigt, war es soweit: Die ehemaligen Zeller Schüler standen in der Schlange für den Eintritt zum Petersdom und bemerkten: Hier wird das Schlangestehen noch ernster genommen als in England! Ein wenig Enttäuschung machte sich dann breit. Es waren einfach zu viele Menschen da, die diese Kirche »nur« als Museum sahen. Das eigentlich erwartete Stille-Halten konnte nicht wahrgenommen werden. Auch der Gang in die Kuppel konnte aufgrund des großen Besucheransturms nicht stattfinden. Entschädigt wurden die Reisenden dann mit dem Besuch der Engelsburg. Diese war früher die Festung für den Papst, wenn Gefahr drohte.
Das absolute Highlight der Reise war der Besuch bei der FAO der Vereinten Nationen, dem Arbeitsplatz von Josef. Hier kann man nicht einfach so reinspazieren, sondern muss eine Akkreditierung aufweisen. Der Besuch war als »R10 Class Germany« angemeldet und konnte zusammen mit Josef Italien verlassen und sich auf UN-Boden begeben. Gleich im Eingangsbereich wurde auf dem Fußboden anschaulich dargestellt, welche Ziele sich die FAO für die nächsten Jahre gesetzt hat: Die Quote der Hungernden auf Null zu setzen, die Armut zu senken und vieles mehr, insgesamt 18 Ziele. Es gab sehr viele Konferenzräume zu sehen, die von den einzelnen Ländern der UN unterhalten werden. Der deutsche Raum war sehr nüchtern und schon etwas in die Jahre gekommen und da dort gerade eine Konferenz stattfand, haben sich die Klassenkameraden in Nigeria niedergelassen und der Gastgeber zeigte sehr anschaulich, welche Projekte er betreut. Er ist einer der wenigen Mitarbeiter, die sich um die Sparte »landwirtschaftliche Gerätschaften« kümmern. Vor allem in Afrika ist die gewöhnliche Hacke noch das meist verwendete Gerät. Dies soll ersetzt werden, allerdings sind Pflüge auch nicht gut für die Böden, da durch das Pflügen noch mehr von der eh schon dünnen Bodenschicht durch den Wind weggetragen wird. So sind die Probleme immens. Außerdem konnte ein Blick in das Büro von Josef geworfen werden, wo der Kalender der Schwarzwälder Post an der Wand hängt. Er ist halt doch noch ein Zeller, dachten alle. Nach einem Blick von der Dachterrasse des Gebäudes wurde dann die Heimreise angetreten, mit vielen tollen Eindrücken und vor allem mit einem dicken Dankeschön an Josef Kienzle, seine Frau Meret und seinen Sohn Max, der ein echter Römer ist. Auf der Heimreise wurde sogleich beschlossen, dass dies bestimmt nicht der letzte Aufenthalt in Rom war.