Traditionsgemäß feierte die kath. Kirchengemeinde am Sonntag das »Zeller Fest«. Wie gewohnt gaben um 6 Uhr Früh Böllerschüsse dem Spielmannszug der Zeller Bürgerwehr das Signal, mit klingendem Spiel die Stadt zu wecken. Gegen 9 Uhr holte Pfarrer Bonaventura Gerner die Formationen und Musikkapellen beim Rathaus ab. Diese begleiteten nach dem Gottesdienst die feierliche Prozession. Nach den Dankesworten für Rainer Warneck nahm das Fest seinen geselligen Fortgang beim Pfarrheim.
Der eigentliche Festtag für den Zeller Kirchenpatron ist der 22. August. Üblicher Weise wird am darauf folgenden Sonntag das Patrozinium begangen. Spätestens ab 1656, als nach dem Dreißigjährigen Krieg die abgefackelte Pfarrkirche wieder neu aufgebaut wurde, erhielt das Gotteshaus den Namen »St. Symphorian«. In der ganzen Erzdiözese Freiburg steht in Zell die einzige Kirche, die den Namen dieses Heiligen trägt.
Im zweiten Jahrhundert weigerte sich der römische Soldat, als Christ den verpflichtenden Staats-Kult für Erdmutter Kybele zu vollziehen. Die Treue zu seinem Glauben bezahlte er mit seinem Leben. Abgespielt hat sich das Drama in Autun (Burgund). In den 1950er Jahren ließ sich Pfarrer Stephan Oberle vom Bischof in Autun eine Reliquie des Heiligen übergeben. Einmal im Jahr wird das Kreuz mit der eingelassenen Reliquie bei der Prozession mitgetragen.
Keine Bewunderer sondern Nachfolger
Den Festgottesdienst leitete Kooperator Rainer Warneck. Er hielt auch die Predigt zum Evangelium, wonach Jesus den Apostel Petrus zum Fundament seiner Kirche bestellte. Auf die Frage Jesu an seine Jünger, für wen sie ihn halten, antwortete der Apostel spontan: für den Messias. Dass derselbe Petrus seinen Meister verleugnete, als dieser unter Anklage stand, mache die Herausforderung des Glaubens deutlich, so der Prediger. »Jesus will keine Bewunderer, er möchte Nachfolger«. Der Glaube dürfe sich nicht mit verstandesmäßigen Formeln zufrieden geben, sondern müsse das Herz mit seinen persönlichen Anliegen und Bedenken mitnehmen.
In den Fürbitten wurden Gedanken der Predigt aufgegriffen. Es ging um die Kraft des Glaubens im Alltag. Gebetet wurde aber auch für die Mitmenschen, die sich mit dem Glauben schwer tun und auf der Suche sind. Auch an die Seelsorger und Helfer in der Gemeinde, an die Leiter von kirchlichen Gruppierungen, wurde gedacht, die auf ihre Weise bei der Weitergabe des Glaubens tätig sind. Das tragische Beispiel des Märtyrers Symphorian regte zur Bitte für diejenigen an, die sich für das friedliche Miteinander der Religionen und Kulturen einsetzen.
Der Kirchenchor unter Leitung von Wolfram Dreher gestaltete die Gesänge überwiegend im Wechsel mit der Gemeinde. Auch das Glaubensbekenntnis wurde auf diese Weise gesungen. Daneben erfreute der Chor die Gemeinde auch mit eigenen Liedern, einem lateinischen Sanctus von Jacques Berthier, einem »Ehre sei dem Vater« von Max Reger und am Schluss mit dem Lied von Joseph Haydn »Du bist, dem Ruhm und Ehre gebührt.« Dieter Benson begleitete die Gesänge von Gemeinde und Chor an der Orgel und spielte zur Kommunion von Georg Böhm »Vater unser im Himmelreich.«
Dank an Kooperator Rainer Warneck
Am Schluss dankten Pfarrer Gerner und der Pfarrgemeinderats-Vorsitzende der Seelsorgeeinheit, Ansgar Horsthemke, dem scheidenden Kooperator Rainer Warneck für seinen engagierten Dienst im zurückliegenden Jahr. Er habe überraschend schnell Fuß gefasst. Insbesondere bei der Vorbereitung der Erstkommunikanten habe er für den leitenden Pfarrer eine große Entlastung bedeutet. Warneck habe den von ihm geleiteten Gottesdiensten in den dabei gehaltenen Predigten auf das Wort Gottes neugierig gemacht. Darüber hinaus habe er in seiner ruhigen Art die Muße für persönliche Begegnungen gehabt. Als Dankeschön wurde dem jungen Geistlichen eine Tasse der Zeller Keramik mit seinem aufgemalten Vornamen überreicht.
Rainer Warneck bedankte sich für die Offenheit und das Vertrauen, die ihm von Anfang an entgegengebracht wurden. Dadurch sei ihm der Einstieg erleichtert und die Arbeit schnell vertraut geworden. Die Erfahrungen hätten ihm Mut für seine neue Aufgabe gemacht. Er wird in Kürze leitender Pfarrer der Seelsorgeeinheit »Malsch« im Dekanat Karlsruhe.
Viele Besucher beim Pfarrfest
Beim anschließenden Pfarrfest hatten die bewirtenden Helferinnen und Helfer alle Hände voll zu tun. Die vorbereiteten Plätze im Heim und auf dem Vorplatz reichten angesichts der vielen Besucher kaum aus. Für die musikalische Unterhaltung sorgte die Stadtkapelle unter Leitung von Stefan Polap mit einem schwungvollen Repertoire; z. B. mit dem Marsch »Memory of Friendship von Satoshi Yagisawa, der Polka »Lustige Musikanten« von Hubert Wolf und dem »Russischen Walzer« von Pavel Stanek.
Später ergänzte Herbert Jilg mit dem Akkordeon das musikalische Programm. Wer Lust hatte, schmökerte im Obergeschoss des Pfarrheims in Büchern des Flohmarkts. Für die kleinsten Besucher gab es einen Maltisch und eine Hopsburg. Das Wetter spielte mit. Zwar hatte es am Morgen noch bedrohlich am Himmel gegrummelt, aber pünktlich zum Gottesdienst und zur Prozession hellte es auf. Petrus sei Dank!