Am Wochenende feierten 177 Jugendliche in drei festlichen Gottesdiensten ihre Firmung. Mit modernen Liedern, persönlichen Gesprächen und der symbolischen Kraft der Farben des Lebens wurde das Sakrament vermittelt.
Am Samstag und Sonntag erhielten 177 Jugendliche zwischen 15 und 17 Jahren das Sakrament der Firmung. Um eine persönliche Gestaltung bei der Firmspendung zu ermöglichen, gab es insgesamt drei Festgottesdienste. Pfarrer Bonaventura Gerner war vom Bischof mit der Firmspendung beauftragt worden.
Die sieben Gaben des Heiligen Geistes
Mit einer außergewöhnlichen Interpretation der Firmung als Geschenk begrüßte Mathilde Zimmermann vom Firmteam die Gemeindemitglieder. Wie kann man die Firmung als Geschenk verpacken? Schön wäre buntes Geschenkpapier, Schleife und Glitter – doch nicht möglich. Bei der Firmung bekommt man gleich sieben Geschenke. Größe? Unmessbar. Preis? Unbezahlbar. Aussehen? Unsichtbar. Die Geschenke werden theologisch als die sieben Gaben des Heiligen Geistes bezeichnet, die „auf den ersten Blick alles andere als prickelnd“ seien: Gottesfurcht, Frömmigkeit, Verstand, Weisheit, Stärke, Wissen, Ratschlag, sagte Zimmermann. Wofür soll das gut sein, stellte sie eine rhetorische Frage, um sie zugleich zu beantworten. Die Jugendlichen sollen genauer hinsehen, um zu erkennen: Das Geschenk der Firmung ist wie ein Feuerwerk – ein Feuerwerk mit vielen Farben des Lebens, das nie verbrennt und das Leben der Jugendlichen verändern kann.
Predigt als lockeres Gespräch
Zuvor hatte Pfarrer Bonaventura die Gemeinde begrüßt und erklärt, dass es normalerweise die Aufgabe des Bischofs ist, das Firmsakramant zu spenden. Im Rhythmus von zwei Jahren kommt ein Stellvertreter aus dem Bistum dazu in die Gemeinde. In diesem Jahr sei er offiziell beauftragt worden, die Firmung zu feiern.
In seiner Predigt stellte Pfarrer Gerner zunächst die unterschiedlichen Wege vor, für die sich die Jugendlichen bei der Firmvorbereitung entscheiden konnten. Eine einwöchige Fahrt nach Assisi/Italien, eine Fahrradtour zur Burg Wildenstein oder die Teilnahme an Work-shops im Pfarrheim mit dem Thema: Perlen des Glaubens. Verbindlich waren zwei Gottesdienste im Juli und Oktober, zu denen auch die Eltern und Familien eingeladen waren.
Die Kraft Gottes spüren
Mit der Sängerin Lena von der Musikband „Flying Sparks“ gestaltete Pfarrer Gerner die Predigt als lockeres Gespräch. Lena berichtet von ihrer eigenen Firmung, die für sie ein wichtiger Tag auf ihrem Glaubensweg gewesen war. Vorher war sie als Ministrantin aktiv in der Kirche. Nach der Firmung gründete sich die Gruppe Band „Flying Sparks“, übersetzt Funkenflug. Pfarrer Gerner erzählte von seiner Firmung im Jahr 1987, bei der er das erste Mal moderne Musik mit Gitarre und Gesang in der Kirche erlebt habe – das habe ihn sehr bewegt. Lena berichtete danach von ihrer persönlichen Erfahrung, dass Glaube kein Selbstläufer sei – es gebe ein Auf und Ab. Darauf erwidert Pfarrer Gerner, dass die Firmung eine Initialzündung sein soll – Höhen und Tiefen gehörten dazu. Auch in seinem Leben habe es Situationen gegeben, die nicht einfach waren. „Aber die Kraft Gottes habe ich immer gespürt“, betonte Gerner.
Nächstenliebe gilt uneingeschränkt
Dann berichtete er von einem Pressebericht, in dem sich ein Politiker der Partei AfD zur christlichen Tradition bekannt habe mit dem Hinweis, das Gebot der Nächstenliebe nur im eigenen Volk zu praktizieren. Darauf habe der Bischof interveniert: Das Gebot der Nächstenliebe gelte uneingeschränkt, unabhängig der Nationalität, der Hautfarbe oder der Religion. Lena erklärte abschließend, dass ihre Firmung für sie der Auftakt gewesen sei zu einem weiteren Glaubensweg: „Alles zusammen lässt mich heute hier stehen – für den Glauben singen und beten und ihn leben.“
Pfarrer Gerner wünschte den Firmlingen abschließend, dass der Heilige Geist sie stärken möge. Gott spreche die Einladung zum Glauben an ihn aus – entscheiden dürfe jeder für sich, diese Einladung anzunehmen oder nicht.
Taufe erneuert
„Bei der Taufe haben die Eltern für euch den Glauben bekundet. Heute dürft Ihr es selbst tun“, erklärte Pfarrer Gerner. Daraufhin sprachen die Jugendlichen die Glaubensformeln der Tauferneuerung.
Firmsakrament gespendet
Die Firmlinge kamen mit ihrem Firmpaten nach vorne an den Altarraum. Pfarrer Gerner nahm sich Zeit für jeden Jugendlichen für ein kurzes Gespräch. Danach erhielten sie mit dem Balsam Chrisam ein Kreuz auf die Stirn gezeichnet und er sprach die Firmformel: Sei besiegelt durch die Gabe Gottes, den Heiligen Geist.
Die „Flying Sparks“ unterhielt die Gemeinde mit vielen modernen Kirchen- und weltlichen Liedern. Sängerin Lena wusste mit ihrer markanten Stimme den großen Kirchenraum zu füllen und die Texte gefühlvoll zu interpretieren.
Farben und Fürbitten
Die Jugendlichen sprachen bei den Fürbitten von den Farben des Lebens, die zu einem Feuerwerk werden. Die Farbe Weiß steht für den Anfang und den Mut der ersten Schritte. Blau steht dafür, dass die Firmlinge ein „blaues Wunder“ auf ihrem Weg des Glaubens erleben möchten. Im Rot lässt sich die Kraft der Liebe erleben, es ist Symbol dafür, dass die Firmlinge Feuer und Flamme sein wollen für die Botschaft Gottes und seine Schöpfung. Grün ist die Farbe der Hoffnung, die stark werden lässt, gegen alles, was Angst macht und lähmt. Auch weiteren Farben wurden Bedeutungen zugeordnet. Am Ende baten die Jugendlichen, dass Gott ein Feuerwerk in ihnen entfache, „das über uns allen leuchtet.“
Dank an das Firmteam und die Musiker
Am Ende der Feier dankte Pfarrer Gerner ausdrücklich den beiden hauptverantwortlichen Leiterinnen der Firmung Mathilde Zimmermann und Tanja Lehmann. „Bei ihnen sind alle Fäden zusammengekommen. Sie haben viel Zeit und Energie investiert. Vielen Dank für das große Engagement.“ Dafür erhielten die Beiden den Applaus der Gemeindemitglieder.
Tanja Lehmann bedankte sich bei den vielen Helfern, die bei der Firmvorbereitung mitgewirkt haben. Die Fahrt nach Assisi, die dreitätige Fahrradtour und die Workshops wurden von einem Team von 20 Helfern durchgeführt, die sie namentlich vorstellte.
Der besondere Dank von Pfarrer Gerner galt den „Flying Sparks“, die den drei Firmgottesdiensten einen modernen Charakter gegeben hatten und vor allem bei den Jugendlichen sehr gut angekommen sind. Sie kommen aus Muggensturm, der ehemaligen Wirkungsstätte von Pfarrer Gerner.