In Oberharmersbach geht nach fast 60 Jahren eine Ära zu Ende. Bäckermeister Franz Lehmann und seine Frau Christina gehen in den Ruhestand. Für die Weiterführung des Handwerksbetriebes hat sich keine Nachfolge gefunden.
Die Holzofenbäckerei ist weit über das Harmersbachtal hinaus bekannt. Auch im Kinzigtal, im Wolftal, in Emmendingen und Freiburg werden die hochwertigen Backwaren sehr geschätzt. Dennoch sind die Tage des Unternehmens gezählt. „Am 23. Dezember 2023 ist unser letzter Backtag“, informieren Franz und Christina Lehmann im Gespräch mit unserer Zeitung.
Betriebsversammlung im Mai
Betroffen von der Schließung der Holzofenbäckerei sind 26 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Bereits im Mai hat das Unternehmen eine Betriebsversammlung durchgeführt und alles vertraglich geregelt, sodass der Betrieb bis zum Jahresende kontinuierlich weiterlaufen kann.
„Wir haben nach wie vor einen gut gehenden Betrieb, der wirtschaftlich gut funktioniert“, bestätigt Bäckermeister Franz Lehmann. Dennoch konnte kein Nachfolger für die Traditionsbäckerei gefunden werden.
Angespannte Personal situation und wachsende Bürokratie
Einer der Gründe für die Schließung der Oberharmersbacher Bäckerei ist die schwierige Arbeitsmarktlage. Für das Bäckerhandwerk findet sich kaum noch Berufsnachwuchs. Die Suche nach Fachkräften blieb zuletzt meist erfolglos. Im Jahr 2018 hatte die Holzofenbäckerei mit 36 Mitarbeitenden ihren Höchststand erreicht, jetzt sind es noch 26 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Voll- und Teilzeit.
„Zum Jahresende gehen vier Mitarbeiterinnen in den Ruhestand, berichtet Familie Lehmann. Eine davon ist Brigitte Hug, die mit 75 Jahren längst das Rentenalter erreicht hat. Sie ist „die Feuerwehr“ im Betrieb, wenn es in der Kommissionierung brennt, sprich, an Mitarbeiterinnen fehlt.
Seit vielen Jahren ist es die Aufgabe von Christina Lehmann den Backzettel sowie die Lieferscheine für das Unternehmen zu erstellen. Bereits 1985 hat sie dafür den PC mit einem Fachprogramm eingesetzt. Die Bestellungen, die Fakturierung, die Buchhaltung, Kassenab rechnung sowie die Lohnbuchhaltung werden ebenfalls von ihr übernommen.
Eine Vielzahl an Bürotätigkeiten ist über die Jahre hinzugekommen. Statistiken sind zu erstellen und immer wieder kommen neue gesetzliche Änderungen und Neuerungen. Immer größer geworden ist auch die Dokumentationspflicht für die Herstellung der Lebensmittel. Neben täglichen Protokollen müssen vierteljährliche und jährliche Statistiken geführt werden. “Die Bürokratie ist ausufernd”, belegt Christina Lehmann.
Die Betriebsinhaber Franz und Christina Lehmann sind beide 66 Jahre alt und haben ebenfalls die Schwelle zum Renteneintritt überschritten. Franz Lehmann kann auf 51 Berufsjahre zurückblicken, davon 40 Jahre als selbstständiger Handwerksmeister. Seine Frau Christina blickt ebenfalls auf 51 Jahre im Berufsleben zurück. Seit der Hochzeit im Jahre 1980 arbeitet sie im Familienunternehmen mit. Zuvor hat sie eine Ausbildung zur Kauffrau im Einzelhandel absolviert. Die beiden Kinder der Familie haben sich beruflich für einen anderen Weg entschieden und standen daher für eine Nachfolge nicht zur Verfügung.
Den kompletten Bericht und weitere Bilder finden Sie in der Print-Ausgabe der Schwarzwälder-Post.