Die Herbstversammlung des »Bundes Heimat und Volksleben« (BHV) für den Ortenaukreis und die Nordkreise in Oberharmersbach zeigte den enormen zeitlichen Aufwand für das Erbe der Vorfahren. Für die anstehenden Herausforderungen scheint der BHV bestens aufgestellt.
Foto: Lehmann-ArchivEin buntes Meer von Trachten und Uniformen prägte das Bild der Tagungsteilnehmer, die der örtliche Spielmanns- und Fanfarenzug im Pfarrzentrum begrüßte. Von Lahr bis Bensheim, von Altenheim bis ins Wolftal hatten sich die Vertreter der Trachtenvereine, Musikkapellen und Bürgerwehren eingefunden.
Identifikation mit der Heimat
»Oberharmersbach als Tagungsort war eine gute Wahl«, verwies Bürgermeister Richard Weith in seinem Grußwort auf das lebendige Brauchtum in der Gemeinde. Gerade die Jugendarbeit, die auch von der Bürgerwehr und der angeschlossenen Trachtentanzgruppe geleistet werde, fördere die Identifikation mit der Heimat. Nur so sei eine fruchtbare Vereinsarbeit möglich. »Bei uns ist die Brauchtumspflege gut aufgehoben«, lobte er das bekannte Zusammenspiel von politischer und Kirchengemeinde mit den örtlichen Traditionsvereinen.
Diese Jugendarbeit wird auch im BHV geleistet. Vorstandsmitglied Werner Winterhalter erinnerte an die vielen gemeinsamen Erlebnisse bei Zeltlagern, Seminaren, Tagungen und Auftritten. Auch die anderen Tätigkeitsberichte führten die aufwendige Arbeit vor Augen, die von wenigen geleistet wird, um vielen Mitmenschen etwas zu bieten.
»Der Mensch kann nicht genug Heimat haben«, zitierte Vorsitzender Siegfried Eggert den Schriftsteller Martin Walser. Gerade in einer sich schnell verändernden Welt vermittle der BHV Brauchtum und Tradition, müsse aber auch nach vorne gewandt sein. Da habe der BHV ein breites Feld zum Handeln.
Die anstehenden Teilwahlen zeigten, dass der Verein sich auf gute Kräfte verlassen kann. Georg Zipf wurde als Kreisobmann für den Ortenaukreis bestätigt, wie auch seine Stellvertreter Christoph Lettner und Richard Dresel. Für den ausscheidenden Michael Neuberger, der für sein bisheriges Engagement ein Präsent entgegennehmen durfte, wählte die Versammlung Andrea Schillinger.
Um die Ausrichtung eines Kreistrachtenfestes reißt sich heute niemand mehr. »Die Vorschriften werden immer schärfer und drückender, gleichzeitig gehen die Kosten durch die Decke«, nannte Geschäftsführerin Ursula Hülse die wesentlichen Gründe. Solche Feste, auch nur als »Kreistrachtentag« organisiert, sei wichtige Öffentlichkeitsarbeit, um der Bevölkerung die Trachten zu zeigen. Der Hinweis aus der Versammlung, doch mal bei Gemeinden oder Kreisen wegen einer Ausfallbürgschaft nachzusuchen, wurde mit Hinweisen auf die bisherige Praxis nicht weiter verfolgt. Deutlicher fiel die Meinung aus, Politiker nicht immer nur zu hofieren, sondern ihnen deutlich zu sagen, dass es so nicht weitergehen könne und sinnvolle Vereinsarbeit abgewürgt werde. Die Termine für Kreistrachtenfeste 2020 und 2021 blieben somit offen. Möglich wäre eventuell eine Neuauflage des Kreistrachtentages im Gutacher Freilichtmuseum.
Ursula Hülse wird nicht mehr kandidieren
Einschneidende personelle Veränderungen stehen dem BHV ins Haus. Ursula Hülse, seit 46 Jahren rührige Geschäftsführerin des Vereins, wird bei der Hauptversammlung am 14. März 2020 in Gengenbach nicht mehr kandidieren. Hier hat die Verwaltung schon weitergedacht und personelle Vorschläge parat. Michael Neuberger hat sich bereit erklärt, für diese Aufgabe zu kandidieren. Im Falle einer Wahl wird damit aber der Umzug der Geschäftsstelle des BHV von Denzlingen nach Oberkirch-Nußbach verbunden sein. Auch für die anderen personellen Veränderungen ist der BHV gut vorbereitet.




