Seit 1989 dirigiert Siegfried Rappenecker die Miliz- und Trachtenkapelle. Seine Arbeit zahlte sich für die Kapelle aus, unter anderem mit vier Goldmedaillen bei den Weltmusikfestspielen in Kerkrade und etlichen Erfolgen bei hochkarätigen Wertungsspielen. Nach 29 Jahren beendet er auf eigenen Wunsch seine äußerst erfolgreiche Arbeit in Oberharmersbach.
Für die Milz- und Trachtenkapelle galt es nun einen geeigneten Nachfolger zu finden, um an das bisherige Leistungsniveau nahtlos anzuknüpfen. Ausgeschrieben war die Dirigentenstelle in der Blasmusikzeitung und den entsprechenden Internetforen. Nach Ablauf der zweimonatigen Frist hatte die Kapelle die Qual der Wahl. »Wir waren in der glücklichen Lage, dass das Interesse für die Aufgabe hier in Oberharmersbach eine entsprechende Resonanz fand«, erinnert sich Vorstandsmitglied Claus Jilg an die eingegangenen elf Bewerbungen.
Mit fünf Kandidaten führte die Vorstandschaft Personalgespräche, drei Bewerber wurden schließlich zu jeweils denselben Bedingungen zum Vordirigat eingeladen. Dabei sollte der künftige Dirigent zum einen das Pflichtstück »Summer Dances« (Adam Gorb) für die letztjährige Teilnahme an den Weltmusikfestspielen in Kerkrade mit den Musikern einüben, zum anderen hatte jeder Interessent ein eigenes Stück seiner Wahl, um dies mit der Kapelle einzustudieren.
Zwei Bewerber waren zum Schluss übrig geblieben und mit der finalen Entscheidung machten es sich die rund 80 Musikerinnen und Musiker nicht leicht. Nach einer Debatte und der folgenden geheimen Abstimmung hatte Rüdiger Müller aus Kappel-Grafenhausen die Kandidatenkür mit hauchdünnem Stimmenvorsprung für sich entschieden und wird künftig den Taktstock bei der Miliz- und Trachtenkapelle führen.
»Beide Kandidaten haben sich auf hohem Niveau vorgestellt«, begründet Vorstandsmitglied Claus Jilg die denkbar knappe Entscheidung. Man hätte mit beiden künftig arbeiten können, so der Tenor der Musiker, auch menschlich hätten beide zur Kapelle gepasst. Letztlich, so Jilg, habe eben Müller das berühmte Quäntchen Glück für sich verbuchen können.
Es muss auch
menschlich passen
Der 46-jährige Rüdiger Müller ist gelernter Fagottist, hat unter anderem in Saarbrücken und im kanadischen Calgary Blasmusikdirigat studiert und dirigierte bisher die Stadtkapelle Achern sowie die Musiker in Heitersheim und Mahlberg. Ferner leitet er das Sinfonische Jugendblasorchester Ortenau (SVJBO).
»Mich hat die sinfonische Ausrichtung des Orchesters und der gute Ruf in der Blasmusikszene überzeugt«, begründet Rüdiger Müller seine Bewerbung auf den Dirigentenposten bei der Oberharmersbacher Miliz- und Trachtenkapelle. Es sei eine besondere Ehre, nach fast 30 Jahren von Siegfried Rappenecker die Kapelle zu übernehmen. Die Tradition, der Zusammenhalt, auch der menschliche Umgang miteinander, seien weitere wichtige Aspekte für eine erfolgreiche Arbeit.
Rüdiger Müller wird in Oberharmersbach auch die Jugendkapelle dirigieren und die Jungmusikerausbildung koordinieren. Die Termine für das Jahr 2019 sind mit dem künftigen Dirigenten schon weitgehend abgesprochen. Beim Osterkonzert wird er sich mit seinem ersten musikalischen Auftritt in Oberharmersbach vorstellen. Des Weiteren ist für den 26. Mai 2019 ein Kirchenkonzert unter seiner Leitung geplant.
»Wir sind zuversichtlich, dass nicht nur die sinfonische Ausrichtung der Miliz- und Trachtenkapelle wie bisher weitergeführt, sondern auch die kulturelle Einbindung beibehalten wird«, gibt sich Jilg optimistisch. Für die Oberharmersbacher Miliz- und Trachtenkapelle ist Rüdiger Müller – abgesehen von einer kurzen Interimslösung mit Josef Kasper (1961 – 1963) – nach August Lehmann (1921 – 1961), Hubert Fritsch (1963-1989) und Siegfried Rappenecker (1989 – 2018) in nahezu einem Jahrhundert der vierte Dirigent, mit dem die Miliz- und Trachtenkapelle an die bisherige Kontinuität und den damit verbundenen Erfolgen anknüpfen will.