Offener Advent am „Schloss“

Beim Weihnachtsmarkt am Schloss Rothschild trafen sich am Sonntag Genuss und Kunst.

 

Draußen steigt der Dampf aus Bechern und Öfen, drinnen liegt der Geruch von Kaffee in der Luft. Das noch verlassen daliegende Schloss Rothschild war am vergangenen Sonntag belebt, denn am und im markanten Gebäude fand ein Weihnachtsmarkt statt. Die Menschen blieben an der großen Sonnenterrasse stehen, aßen Flammkuchen, wärmten sich mit Glühwein und Punsch. An Ständen draußen gab es handgemachte Kerzen und Seifen, auch Weihnachtsbäume wurden verkauft.

Drinnen gab es Kaffee und Kuchen, feine Öle und Essige – und eine Ausstellung. Gezeigt wurden Arbeiten der Raku-Künstlerin Ute Andre-Engehardt aus Neuried. Bald wird das Gelände eine Baustelle sein. Im Frühjahr soll die Sanierung beginnen, der Baukran wird bald aufgestellt.

Kunst, die mit dem Feuer arbeitet

Raku – so nennt sich eine besondere Technik des Keramikbrennens, bei der Kunst und Zufall Hand in Hand gehen. Die fertigen Stücke werden zunächst im Ofen stark erhitzt und anschließend schlagartig abgekühlt.
Zuerst formt die Künstlerin ihr Werk aus hochschamottiertem Ton. In diesem Ton stecken viele kleine, bereits gebrannte Körnchen. Sie machen das Material widerstandsfähig, denn Raku-Keramik muss extreme Temperaturwechsel aushalten. Normaler Ton würde dabei leicht reißen oder sogar platzen.

Bevor die Stücke in den eigentlichen Raku-Brand kommen, werden sie zunächst in einem ersten Brand, dem sogenannten Schrühbrand, auf rund 900 bis 1000 Grad Celsius erhitzt. In diesem Zustand ist die Keramik hart, aber noch porös – ideal, um die Glasur aufzutragen. Erst danach pinselt oder taucht die Künstlerin ihre selbst gemischte Glasur auf die Oberfläche. Im zweiten Brand, beim Raku-Brand, werden die Werke dann erneut auf etwa 900 bis 1050 Grad Celsius erhitzt, bis die Glasur schmilzt und flüssig wird.

Genau in diesem Moment greift die Künstlerin mit einer Zange zu und holt das glühende Stück aus dem Ofen. Jetzt zeigt sich das typische Raku-Erlebnis: Das heiße Werk wird in Sägespäne gelegt. Sofort beginnt es zu rauchen, der Rauch umhüllt die Keramik, während sie rasch abkühlt. Durch den plötzlichen Temperaturwechsel entstehen feine Risse in der Glasur. In diese Risse dringt der schwarze Rauch ein und hinterlässt die dunklen Linien, die Raku-Keramik so unverwechselbar machen.

Wie stark die Glasur reißt und wie tief der Rauch eindringt, lässt sich nicht steuern. Genau das macht den Reiz aus: Jedes Stück ist ein Unikat – ein Spiel aus Feuer, Rauch und Zufall.

In Schloss Rothschild waren sowohl figürliche als auch abstrakte Arbeiten zu sehen. Viele Besucher fragten nach dem Entstehungsprozess. Andre-Engehardt erklärte es geduldig.

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