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Nordrach | 3.11.2021

»Sagenhafter« Moospfaffabend mit Schlachtfest ist Besuchermagnet

Alte Geschichten, Musik und Speisen für »Knechte« und »Mägde« auf dem Mühlstein sorgen für gute Unterhaltung

Foto:
Sorgten für allerbeste Unterhaltung: die »Bäuerin Zetzel« mit dem Musikduo »Blue Sky«. Foto:
von Inka Kleinke-Bialy

Sie haben es kaum erwarten können: Bereits eine Stunde vor Beginn des »sagenhaften Moospfaffabends« trafen die ersten der insgesamt 60 angemeldeten Gäste beim Gasthaus »Vogt auf Mühlstein ein«. Sie freuten sich auf einen wunder­vollen Abend. Mit kuli­narischen Köstlichkeiten, Musik und gruseligen Geschichten.

Der Moospfaffabend begann bei strahlendem Sonnenschein und einem Glas »Moospfaff-Prickler« auf der weitläufigen Terrasse des Gasthauses »Vogt auf Mühlstein«.
Drinnen, in den urgemütlichen Gaststuben, hieß es dann immer wieder: »Hoch die Gläser«.

Kein Wunder. Denn nach der jeweils individuellen Begrüßung und Registrierung durch die in Tracht gewandete »Bäuerin Zetzel« (alias Michaela Neuberger) lud das Strahlen einer tiefstehenden Herbstsonne zum Verweilen auf der liebevoll gestalteten Terrasse ein.

Mit einem Glas Nordracher »Moospfaff-Prickler« – vollmundig und alkoholfrei, aus dem Saft tiefroter Kirschen – ließ sich hier die Vorfreude auf das Kommende genießen. Aber auch die Freude darüber, einen Platz bei der Veranstaltung ergattert zu haben, war diese doch sehr schnell ausgebucht und die Liste der (erfolglos) auf einen frei werdenden Platz Hoffenden lang.

Rund ums Schlachtfest

Für von Anfang an gelöste Stimmung sorgte das Musikduo »Blue Sky« (Gisela und Karl-Heinz-Hug) – mit Akkordeonklängen zu Schlagern und Volksliedern, sehr bald sangen die Gäste mit. Drinnen, in den urgemütlichen Stuben des im 18. Jahrhundert ursprünglich als Gutshof errichteten Gasthauses, ging es dann musikalisch-fröhlich weiter … bis, ja bis die Stimme der »Zetzel« erklang.

Nun wurde es ebenso nostalgisch wie spannend und witzig. Denn die »Bäuerin« erzählte Geschichten von früher, und zwar rund um das Thema Schlachtfest – gab es für die Gäste doch eine Schlachtplatte als »Knecht-Mahlzeit« oder Bibiliskäs‘ mit Kartoffeln als »Magd-Mahlzeit«.

»Die Hausschlachtungen, die früher in der Zeit des nahenden Winters stattfanden, waren immer etwas Besonderes«, wusste die Zetzel noch aus eigener Erfahrung heraus zu berichten. Und sie selbst hat ihn in ihrer Oberharmersbacher Kindheit noch er- und gelebt: Den mit vielen Anekdoten behafteten, hiesigen Brauch des »Säcklestreckens«, wenn das Schlachten schließlich in froher Runde ausklang.

Mit einem an einen Stecken gebundenen und mit einem (durchaus selbst gedichteten) Bettelbrief versehenen Säckchen versuchten junge Burschen aus dem Dorf, ihren Teil vom Schlachtfest zu ergattern und mit ihrer Beute dann möglichst unerkannt davonzukommen. »Das endete meist in einer mords Gaudi«, lachte die Zetzel.

Unheimliche Männer

Die zum Schlachten gerufenen Hausmetzger machten sich mit ihrem Rucksack früh morgens auf den oft recht weiten Weg. Zwei dieser Männer waren ganz besondere. »Sie galten als unheimlich, weil sie außer ihrem Metzgerhandwerk noch andere Sachen konnten«, wusste die Zetzel. Denn der eine (der »Rodacher Metzger« Wilhelm Armbruster) beherrschte die Heilkunst und war bei vielen als Hexer verschrien. Der andere (Bendedikt Zapf) wusste beispielsweise, wenn jemand gestorben war – dann hörte er ein Glöckchen läuten – und galt als ein Gratwanderer zwischen schwarzer und weißer Magie.
Über diese beiden Männer erzählt man sich gegensätzliche Geschichten und die Angst, die viele der hier lebenden Menschen vor ihnen hatten, lebt bis heute noch weiter«, berichtete die Zetzel mit unheilvoll rollenden Augen und ging – zum Vergnügen aller mit herzhaft-schauspielerischer Hingabe – in die Details. So ging es überaus kurzweilig bis in den späten Abend hinein.

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