Nach knapp einjähriger Bauzeit öffnet das Café »s’Blaue Hus«. Egbert Laifer hat sein kleines, aber feines Pralinenreich um geschmackvoll eingerichtete Räumlichkeiten erweitert, in denen er neben seinen weithin bekannten Köstlichkeiten auch eine reichhaltige Palette nach alten Rezepten gebackener Kuchen anbieten wird.






»s’Blaue Hus« am Straßenrand mit seiner passenden Außenanlage fällt auf, aber es ist mehr als ein Farbtupfer in unmittelbarer Nähe zur Kirche. Vor sieben Jahren hat der gelernte Koch und Konditor Egbert Laifer hier sein »Choco L« eröffnet. Als gebürtiger Nordracher blieb er mit seinen verführerischen Kreationen bodenständig. Qualität und Regionalität waren und sind seine Maximen, mit denen er sich einen Namen geschaffen hat. Eine besonders »verführerische Sünde« ist die fast schon legendäre »Moospfaffpraline«, die zwischenzeitlich als eines der Nordracher Markenzeichen gilt.
Dieses »s’Blaue Hus«, selbst ein geschichtsträchtiges Gebäude, bietet jetzt das passende Ambiente, um einen weiteren Bogen zur Regionalität zu schlagen. Ganz bewusst wollte sich Egbert Laifer dem landläufigen Trend der Schließung von Geschäften entgegen stemmen. »Ein Geschäft eröffnen« hat er trotz aller Unkenrufe mit »Choco L« und dem damit verbundenen »LAIF ERleben« durchgehalten. Mit derselben Feinfühligkeit und der Liebe zum – jetzt für das Auge – geschmacklichen Detail hat er vor Jahresfrist den in die Jahre gekommenen Plunder beiseite geräumt und über seiner Schokoladenmanufaktur und der »Moospfaffstube« die Geschichte seines Heimatortes mit neuen Akzenten versehen.
Heimelige Atmosphäre
Es war ein hartes Stück Arbeit, staubig und zäh gleichermaßen. Was erhaltenswert schien, wurde sorgfältig geschont. Die Holzdecke aus dem vorletzten Jahrhundert wurde restauriert. Das Riegelholz der Zwischenwände passt zur heimeligen Wohnzimmeratmosphäre, die ehemals dazwischen liegenden Backsteine fanden als Ummauerung der modernen Theke einen neuen sichtbaren Platz und schlagen wieder einen augenscheinlichen Bogen von der Vergangenheit zur Gegenwart. Die Holzdielenböden sind original und zeigen im wahrsten Sinne des Wortes die Bodenständigkeit der neuesten Nordracher Errungenschaft, eine solide Ergänzung für eine »gute Stube«.
Gleich neben dem Eingang fällt dem Besucher das »Nähstüble« auf. Hier hat Egbert Laifer nicht nur ein Stück seiner eigenen Familiengeschichte zusammengestellt. Ungezählte Knöpfe und Fingerhüte, Spitzendeckchen und ein Nachthemd aus Leinen gehören ebenso zum feinfühligen Arrangement wie Taschentücher mit Monogramm und das traditionelle Nähkästchen, aus dem sich beim Anblick dieser Exponate stundenlang plaudern lässt. Mit gußeisernen Gestellen versehene Nähmaschinen runden das gelungene Bild ab.
Akzente setzen
Allenthalben fällt der Blick auf die Nordracher Geschichte, wozu Egbert Laifer im wahrsten Sinne des Wortes einiges ausgegraben hat. Etliche solcher »Scherben«, wie man sie mitunter abfällig bezeichnet, erinnern an die lange Tradition der Nordracher Glasbläsereien. Ein sattes Grün oder auch das charakteristische Kobalt-Blau lässt diese Kunst zumindest bruchstückweise lebendig werden.
Kein Stuhl gleicht hier dem andern, ebensowenig die Tische, auch nicht im »Blauen Zimmer«, in dem eine schwere Tapete und weitere ausgesuchte Antiquitäten das Bild prägen. Nebenan liegen die modernen Sanitärräume, mit stilisierten Bildern der Nordracher Tracht an den Eingangstüren für die Dame und den Herrn.
Peter Schell, einer der Darsteller der »Faller-Serie« hat nicht nur ein Zimmer mitgestaltet, die »Peter-Schell-Stube« ist ihm auch gewidmet. Sie kommt nicht nur bei »Faller-Fans« an, sondern ist auch eine passende Kulisse für Lesungen und Autogrammstunden.
Man braucht Zeit, um sich hier umzusehen. Diese bietet sich in den nächsten Tagen, wenn im Rahmen der offiziellen Eröffnung am Donnerstag, 11. Juni, Egbert Laifer sein Projekt vorstellen kann und sich dann auf seine Gäste freut.