In der Gemeinderatssitzung am Montag stellte Landschaftsarchitekt Pit Müller die Planungen zur Gestaltung der neuen Ortsmitte vor. Bis November 2020 sollen der Kurpark, der Kilwiplatz und der Bereich um die Kirche erneuert werden. Die Gestaltungsmaßnahmen werden rund 2,5 Millionen Euro kosten.
Zu Beginn der Beratungen gab Bürgermeister Carsten Erhardt bekannt, dass die Gemeinde entgegen den bisherigen Planungen auf die Einrichtung eines Cafés im Kurpark verzichten werde. Er informierte, dass Egbert Laifer von ChocoL in der Ortsmitte ein Café errichtet und künftig dann auch die Möglichkeit der Außenbewirtung im Kurpark nutzen werde. Diese neue Entwicklung nannte Erhardt eine Win-Win-Situation für beide Seiten.
Mit der Neugestaltung der Ortsmitte stehen in der Gemeinde wesentliche Änderungen bevor. Aus dem Pfarrhaus wird ein Gemeindehaus werden und der Kurpark heißt künftig Dorfpark. Die Bauarbeiten können in drei Abschnitte aufgeteilt werden und sollen nach dem vorläufigen Terminplan bis November 2020 abgeschlossen sein.
Der Dorfpark
Die Planungen sehen vor, dass im ersten Bauabschnitt ein neuer Fußgängersteg über die Nordrach errichtet wird. Dieser ersetzt den bisherigen Steg und wandert etwas talabwärts, so dass er künftig eine Achse vom Gemeindehaus (bisher Pfarrhaus) zum Dorfpark (bisher Kurpark) bilden wird. Der Steg kann dann auch vom Café ChocoL für die Außenbewirtung im Dorfpark genutzt werden.
Teile des Parks liegen im Bereich eines 100-jährigen Hochwassers, was bei der Gestaltung berücksichtigt wird. Das Rondell, das das bisherige Pavillon ersetzt, wandert zur Bergseite hin. In unmittelbarer Nähe am Hang wird ein Funktionsgebäude errichtet, in dem Toiletten, eine Küche mit Essenausgabe und Lagerflächen untergebracht werden. Dieses Gebäude erleichtert künftig die Durchführung von Veranstaltungen im Dorfpark.
Erhalten bleibt der Platanenhain im Dorfpark. Dazwischen soll sich bald als zentrale Kletterfigur der »Nordrache« winden. Die Gemeinde hofft, dass der neue Kinderspielplatz auch Besucher von außerhalb in den Ort lockt. Der Planer legt den Schwerpunkt auf Seilklettergeräte, da diese beim Spielen sehr dynamisch sind. An heißen Sommertagen spendetet das Dach der Platanen für die Kinder den gewünschten Schatten.
Die Möblierung des Dorfparks soll mit leichten LED-Parkleuchten und modernen Sitzbänken erfolgen. Das Ufer zur Nordrach hin wird abgeflacht, so dass der Talbach erlebbar wird. Ebenso wird der Hang zum Schulhof hin deutlich flacher und das Mehrzweckgebäude vom Gelände teilweise umschlossen.
Festplatz und Bushaltestelle
Der Festplatz hinter der Kirche, auf dem alljährlich die Kilwi stattfindet, soll mit einer wassergebundenen Decke belegt werden. Architekt Müller riet von der Asphaltdecke ab, da dies zu Schwierigkeiten beim Aufstellen und Verankern des Kilwizelts führe. Ansonsten könne der Platz in Richtung des Dorfparks ausgedehnt werden, so dass auch künftig das Festzelt und der Vergnügungspark untergebracht werden können.
Die Bushaltestelle auf dem Festplatz bleibt bestehen. Allerdings wird der Treppenaufgang in Richtung Schulhaus verlegt, so dass es künftig nicht mehr zur Kreuzung des Schulwegs und des Autoverkehrs in der Straße zur Grundschule kommen wird.
Der Kirchplatz
Die Fläche rund um die Pfarrkirche soll mit Natursteinpflaster aufgewertet werden. Das Pflaster soll im wilden Verbund verlegt werden. Als Beispiel nannte Architekt Müller den Belag um die neue Universitätsbibliothek in Freiburg. Die Fläche zur Nordrach soll abgestuft werden. Die Planung sieht eine Verlegung der beiden Kriegerdenkmale zum oder auf den Friedhof vor. Zum Talbach hin soll ein Asphaltweg führen. Es sollen Rasenflächen und Holzstege entstehen. Von der Installation einer teuren und wartungsaufwändigen Bewässerungsanlage für die Rasenflächen riet der Planer ab.
Baukosten und Zuschüsse
Die reinen Baukosten hat das Freiburger Planungsbüro auf rund 2,2 Millionen Euro veranschlagt. Hinzu kommen noch die Kosten für die Hochbauarbeiten für das Musikrondell sowie das Mehrzweckgebäude und die Honorare der Planer. So summiert sich die erste Kostenschätzung auf rund 2,5 Millionen Euro. Die Entwicklung der Baupreise sei zu einem gewissen Maß in die Kostenberechnung mit eingeflossen, so Architekt Müller.
Für die Neugestaltung der Ortsmitte erwartet die Gemeinde Nordrach Zuschüsse in Höhe von 60 Prozent aus dem Landessanierungsprogramm. Allerdings sind die Zuschüsse auf 150 Euro je Quadratmeter Bruttobaukosten einschließlich der Nebenkosten begrenzt.
Bei den Planungen haben sich Quadratmeterpreis von 140 Euro im Dorfpark, 84 Euro für den Festplatz und 172 Euro für den Kirchplatz ergeben. Dies zwinge möglicherweise dazu, alle drei Bauabschnitte gemeinsam auszuschrieben, um so eine bestmögliche Landesförderung zu erhalten.
Bürgermeister Erhardt berichtet, dass die Städte und Gemeinden mit dem Land verhandeln, dass die Förderung um 70 Euro auf 220 Euro je Quadratmeter Sanierungsfläche angehoben werde. Dies könne schon ab dem Jahr 2019, spätestens ab 2020 für eine finanzielle Erleichterung sorgen.
Der vorläufige Terminplan
Für die Neugestaltung der Ortsmitte muss eine Umweltverträglichkeitsprüfung durchgeführt werden, da Boden, Wasser, Klima, Tier- und Pflanzenwelt betroffen sind. Hierzu werden verschiedene Behörden angehört. Bis April 2019 werden vom Planungsbüro die Vergabeunterlagen angefertigt. Der Beginn der Bauarbeiten kann im September 2019 erfolgen. Baufertigstellung ist dann im November 2020 einschließlich der Bepflanzung.
Während der Bauarbeiten ist der Dorfpark nicht nutzbar. Auch die Reihenfolge der Bauabschnitt, so Planer Pit Müller, müsse eingehalten werden, da die Arbeiten ineinander übergreifen.
Gemeinderat Manuel Echtle regte an, die Bauarbeiten schon Anfang 2019 und nicht erst im Frühjahr auszuschreiben, um so bessere Preise zu erhalten. Dies sei nicht möglich, so der Planer, da die Genehmigungsplanung seine Zeit brauche.
Ein erstes Fazit
»Nordrach wird attraktiver. Der Ortskern wird gestärkt«, kommentierte Bürgermeister Carsten Erhardt die Planungen. Die Festlogistik werde verbessert und man hoffe, dass künftig mehr Auswärtige den Weg nach Nordrach finden. Nun verfüge man über einen gelungenen Entwurf. Die weitere Feinplanung müsse folgen. Heiß diskutiert, so Bürgermeister Erhardt, werde im Ort derzeit die geplante Verlegung der beiden Kriegerdenkmale. Auch müsse überlegt werden, ob man nach Fertigstellung des neuen Funktionsgebäudes zwei Toilettenanlagen im Dorf benötige.