Die Talgemeinden investieren momentan kräftig in die Infrastruktur. Nicht nur zahlreiche Bauprojekte werden angegangen. Im letzten Jahr wurde auch die „Breitband Ortenau“ gegründet, um die Netzanbindung zu verbessern. Wie ist der Stand der Dinge in den unterschiedlichen Bereichen und welche Ziele sollen in Sachen Infrastruktur 2018 erreicht werden?
Mit der Realisierung des Nachbarschaftshauses am alten Sportplatz wird ein Ort entstehen, an dem den Bürgern ein umfassendes, niederschwelliges Betreuungsangebot unterbreitet wird. Zwischen Tagesbetreuung, ambulant betreuter Wohngruppe, betreutem Wohnen und dem Verein „Hilfe von Haus zu Haus“ können Synergien entstehen, bei denen sich professionelle und ehrenamtliche Hilfen ergänzen. Somit kann dank einem privaten Investor dem demografischen Wandel entgegengesteuert werden, worauf sich die Gemeinde sehr freut.
Der Ausbau unserer Kinderbetreuungseinrichtungen ist ein sehr wichtiges Thema, dass uns dieses Jahr zu 100 Prozent beschäftigen wird. Die Belegungszahlen bestätigen dies. Des Weiteren steht der letzte Bauabschnitt der Sanierung unserer Grundschule noch an. Viele kleinere Infrastrukturmaßnahmen wie die Umrüstung der Straßenleuchten auf LED und die Anlegung neuer Grabfelder auf dem Friedhof werden uns das ganze Jahr begleiten.
Letztes Jahr wurde durch den Gemeinderat die richtige Entscheidung mit dem Beitritt zur Breitbandgesellschaft Ortenau für ein schnelles Internet gefällt. Zwar hat die Telekom in vielen Teilen des Ortsgebietes aufgerüstet und schnelles Internet freigeschaltet, aber diese Teilversorgung ist uns nicht genug. Wir wollen, dass unsere Bürger und Gewerbetreibenden die Möglichkeit haben, flächendeckend schnelleres Internet zu empfangen. Bei bisherigen Bauvorhaben der Gemeinde haben wir parallel Leerrohre verlegt. Derzeit laufen die Ausbauplanungen beziehungsweise Feinplanungen der Ortsnetze in interkommunaler Zusammenarbeit mit den Gemeinden Schuttertal und Seelbach. Wir hoffen, dass wir die Maßnahmen in den kommenden Jahren beginnen können.
Stichwort Fiprinol und Glyphosat, dazu der Wolf und das Bauernsterben – in der Landwirtschaft gab es im letzten Jahr eine Menge Aufreger und Skandale. Dieses Jahr kippte auch noch das Branntweinmonopol. Wie beeinflusst das die Stimmung?
Das können unsere Landwirte am besten beantworten.
Die Stellung der Landwirtschaft in der Gesellschaft ist sehr wichtig. Wir brauchen Nahrungsmittelproduzenten, die hier vor Ort in der Region gesunde Lebensmittel produzieren und unsere Landschaft offen halten.
Die Gemeinde bemüht sich aktiv darum, die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für landwirtschaftliche Betriebe positiv mitzugestalten und im Rahmen der Möglichkeiten zu unterstützen. Neben dem Bergbauernprogramm, Transportkostenbeihilfen und einer Förderung von Raufutterfressern und Mitgliedschaften in verschiedenen Verbänden und Vereinigungen hat der Gemeinderat 2010 einen Antrag zur Aufnahme in das Schwarzwaldverfahren einstimmig beschlossen. Im letzten Jahr erfolgte die förmliche Anordnung und 2018/2019 wird das Wegebaukonzept ausgearbeitet. Mit der Umsetzung der ersten Maßnahme ist im Jahr 2021 zu rechnen.
Dieses Arbeitsprogramm im Rahmen des Flurbereinigungsverfahrens bezuschusst Projekte zur Förderung der Landwirtschaft oder zum Erhalt der Kulturlandschaft. Das Schwarzwaldverfahren dient der Offenhaltung der Landschaft, der Erschließung der Einzelhöfe, der Flur des Waldes. Es dient der Stärkung des ländlichen Raums und soll dazu beitragen, landwirtschaftliche Betriebe zu erhalten und die Landschaft auch in Bezug auf den Tourismus zu pflegen. Das Verfahren umfasst 1.500 Hektar und erstreckt sich auf Prinzbach und Teilbereiche von Biberach. Für die Maßnahme stehen drei Millionen Euro zur Verfügung, wovon 73 Prozent von EU, Bund und Land getragen werden. Bei allen landwirtschaftlichen Förderungen muss aber versucht werden, die enorme Bürokratie einzudämmen und die Verfahren zu vereinfachen und zu beschleunigen.
Seit der Bundestagswahl sind nahezu vier Monate vergangen und wir haben immer noch keine neue Regierung. Welchen Ratschlag würden Sie den Verhandlern bei dem neuen Versuch der Regierungsbildung am liebsten mit auf den Weg geben?
Sie sollten das Trauerspiel endlich beenden und sich einig werden, schließlich haben Sie einen Wählerauftrag zu erfüllen. Eine mehrheitsfähige Regierung ist wichtig für ein Land, das in Europa eine gewisse Führungsrolle übernommen hat. Deutschland muss regierungsfähig sein!
2017 war lokal wie international ein ereignisreiches Jahr. Was hat Sie besonders bewegt?
Besonders bewegt und zugleich nachdenklich gestimmt hat mich die Wahl Donald Trumps zum Präsidenten der Vereinigten Staaten. Die gegenseitigen Machtspielchen mit Nordkorea machen mich wirklich sprachlos. Frieden und Sicherheit wird zunehmend ein höchst fragiles Gut. Ihn zu wahren und zu verteidigen ist eine der größten Herausforderungen unserer Zeit. Das sollte auch mit Blick auf bundespolitischer Ebene höchste Priorität haben. Mich haben auch die zahlreichen positiven Begegnungen mit den Bürgerinnen und Bürgern der Gemeinde Biberach und deren Engagement im Ehrenamt sehr bewegt. An dieser Stelle möchte ich mich für die ehrenamtlichen Tätigkeiten in unserer Gemeinde ganz herzlich bedanken.
Seit 1. Januar ist Richard Weith ihr neuer Kollege im Oberharmersbacher Rathaus. Was wünschen Sie ihm?
Wir pflegen in unserer Verwaltungsgemeinschaft ein sehr kollegiales und kameradschaftliches Verhältnis. Ich freue mich sehr auf die Zusammenarbeit und wünsche ihm Kraft, Gesundheit und Erfolg, sowie eine glückliche Hand und immer gute Entscheidungen für Oberharmersbach, aber auch für unsere Verwaltungsgemeinschaft.
Haben Sie Vorsätze fürs neue Jahr gefasst? Und wie sieht’s mit denen aus dem vergangenen Jahr aus?
Ich muss gestehen, dass ich in den letzten Jahren nie Vorsätze fürs neue Jahr gefasst habe. Allerdings habe ich mir dieses Jahr schon ein paar private Ziele gesetzt, die ich hier nicht alle verraten werde. Das Thema Gesundheit und etwas mehr Bewegung gehören aber auf jeden Fall dazu.