Die Burgruine Hohengeroldseck gehört Prinz Philipp Erwein von der Leyen und seiner Gattin Prinzessin Elisabeth. Die beiden hatten im September 2015 Seelbach besucht und dem Verein für die Erhaltung der Ruine gedankt. Vergangenes Wochenende folgten Freunde der Burg aus Seelbach und Biberach der Einladung zum Gegenbesuch am Sitz der Familie in Waal bei Landsberg am Lech.
Die rd. 400 km lange Anfahrt führte am Samstagmorgen mit einem Bus der Firma Schnurr über Offenburg, Karlsruhe Stuttgart und Ulm zum kleinen Dorf Waal, ganz in der Nähe von Bad Wörishofen. Prinz Philipp und Prinzessin Elisabeth begrüßten die rd. 50 Besucher bei ihrer Ankunft persönlich mit Handschlag und luden sie zum Mittagessen ins örtliche Gasthaus »Zur Post« ein.
Bei der Tischrede bedankte sich Prinz Philipp bei Thomas Schäfer, Bürgermeister von Seelbach und Vorsitzender des Vereins zur Erhaltung der Hohengeroldseck, für das ehrenamtliche Engagement vieler Bürgerinnen und Bürger. Der Bürgermeister stellte seinerseits Wolfgang Singler, seinen Mitarbeiter im Bauamt, vor, der die Erhaltungsmaßnahmen koordiniert. Ebenso lobend erwähnte er den Einsatz von Johannes Wagner, der regelmäßig das alljährliche Burgfest Anfang September organisiert.
Josef Ringwald, Vorsitzender des Historischen Vereins Biberach, überreichte dem Ehepaar als Gastgeschenk eine alte Chronik der Familie von Hohengeroldseck. Sie umfasst den Zeitraum von den Anfängen bis 1649. Diese ist 1532 von einem Augsburger Kanoniker begonnen und von unbekannter Hand fortgeführt worden. Die Teilnehmer haben sich an der Finanzierung der schmucken Faksimile-Ausgabe beteiligt.
Kleines Oberammergau
Nach dem Mittagsmahl führte Adalbert Hindinger, ortskundiger Dorfbewohner, die Besucher in die ehemalige Schlosskapelle und heutige kath. Pfarrkirche. In ihr hat die Familie von der Leyen in den Stifter-Wappen ihre Spuren hinterlassen; in der Gruft befindet sich ihre Grablege. Diese ist jedoch für Besucher unzugänglich.
Zu den Besonderheiten des Dorfes Waal gehört die Tradition eines Passionsspiels. Es geht auf ein Gelübde während der Pestzeit zurück. Alle drei Jahre nehmen 100 – 120 Laienspieler aus der Gemeinde die Proben und die Aufführungen an den Wochenenden von Mai bis Oktober auf sich. Der Erfolg der frommen Veranstaltung hat die Gemeinde ermutigt, wegen des rauen Klimas auf 635 m Höhe ein eigenes Schauspielhaus zu errichten, was allerdings erhebliche Unterhaltskosten verursacht. Spontan kam bei den Besuchern aus der Ortenau die Idee auf, zu den nächsten Passionsspielen im Jahr 2021 wieder zu kommen.
Prinzessin Elisabeth lud die Gäste anschließend ins Schloss, um sie bei Kaffee und Kuchen zu verwöhnen. Hier wurde die Gruppe auch von Bürgermeister Alois Porzelius begrüßt. Die Schlossherrin schilderte die Mühen, welche die Sanierung des riesigen Gebäudes mit sich bringe. Das Erbstück war bei der Übernahme ziemlich heruntergekommen. Allerdings gehören zum Anwesen bedeutende Feld- und Waldflächen. Das Feld werde großenteils verpachtet, der Wald jedoch von ihrem Mann bewirtschaftet. Vom eigenen Sägewerk aus werde das Schloss mit Fernwärme versorgt. Nach einem gemeinsamen Foto mit der Prinzessin wurde Abschied genommen.
Reizvolle Stadtgeschichten
Busfahrer Klaus Winter brachte die Gruppe in die nahe Stadt Landsberg am Lech, wo für den Abend noch eine Stadtführung geplant war. Die Stadt ist durch den Salzhandel früher einmal reich gewesen. Da sie im Zweiten Weltkrieg nicht zerstört wurde, konnte sie ihr besonderes Flair bewahren. Entsprechend romantisch gestaltete sich die Stadtführung in zwei Gruppen. Sie klang in einem gemütlichen Lokal mit einem Abendessen und bayrischem Bier aus.
Am folgenden Tag ging die Fahrt zur geschichtsträchtigen Stadt Augsburg. In der ehemaligen Reichsstadt fanden zahlreiche Reichstage statt. Insbesondere in der Zeit der Reformation wurde nach Lösungen für den religiösen Konflikt gesucht. Für den wirtschaftlichen Aufstieg sorgten nicht zuletzt die Fugger, welche als Banker der frühen Stunde nicht nur den Bergbau, sondern auch die problematischen Kriege der Kaiser finanzierten. Immerhin stifteten sie auch eine Sozialsiedlung, die sich bis heute erhalten hat. Die Stadtführung zwischen wohltätiger »Fuggerei« und Goldenem Rathaussaal brachte die ganze Bandbreite der Geschichte zum Ausdruck.
Nach dem Mittagessen im Gewölbekeller des «Bayrischen Hauses am Dom« und einem Bummel über den sonnigen Platz vor imposanter Rathauskulisse wurde die Heimreise angetreten. Bürgermeister Schäfer dankte Josef Ringwald für die umsichtige Vorbereitung der Reise, welche die freundliche Begegnung mit Ehepaar von der Leyen und der reichen Geschichte zweier bayrischer Städte ermöglicht hatte.