Sandra Streif vom Ortsverein Prinzbach-Schönberg kann die LandFrauen auch jungen Frauen nur empfehlen, „es wird in jeder Hinsicht viel geboten“. Auch Freundschaften werden hier gelebt.
Am 5. Juli werden die Landfrauen des Ortsvereins Entersbach Gastgeber im Dorfgemeinschaftshaus Unterentersbach sein, wenn der Land Frauen-Bezirk Haslach „50 Jahre LandFrauen im Kinzigtal“ feiert: Der Ortsverein Haslach wurde vor exakt einem halben Jahrhundert gegründet. Seine Mitglieder kamen ursprünglich unter anderem auch aus Entersbach, Nordrach, Prinzbach, Unter- und Oberharmersbach. Mit einigen Vertretern dieser heutigen Ortsvereine unterhalten wir uns in einer sechsteiligen Serie, heute in Teil vier: Sandra Streif/ Ortsverein Prinzbach-Schönberg.
Eine tiefe Lebensfreude strahlt Sandra Streif aus. Die in Zell-Unterharmersbach Aufgewachsene kommt nicht von einem landwirtschaftlichen Betrieb, im Gegensatz zu ihrer Mutter: „Mein Opa hatte einen Hof. Aber wir alle sind ja eigentlich ländlich hier, Städter sind wir alle nicht – auch nicht wirklich die Leute, die in Zell wohnen. Und genau um solche „Landgegenden“ kümmern sich die Landfrauen.“
Man muss also keinen Hof haben, um bei den LandFrauen Mitglied sein zu können, wie es bei Sandra Streif seit 2006 der Fall ist, beileibe nicht, auch wenn sie auf einem solchen lebt. Wie die frisch gebackene Neunundvierzigjährige auf dem landwirtschaftlichen Nebenerwerbsbetrieb im idyllisch-abgelegenen Emmersbach gelandet ist, einem kleinen Seitental Biberachs? „Man sucht sich ja meistens nicht den Hof, sondern den Mann aus“, lacht sie ihr vergnügtes Lachen.
Ihr Mann ist der Drittälteste von fünf Geschwistern. Die ältere Schwester lebt in Zell und der ältere Bruder wollte durch den Hof nicht gebunden sein. Der wurde anno 1808 an seinem heutigen Platz oben am Hang am Waldrand erbaut. „Früher stand er unten im Tal“, weiß Streif, „2004 haben wir ihn umgebaut.“ Das Dach war schon 1998 neu gemacht worden, „weil es fast zusammengebrochen wäre.“
Dies alles unter Berücksichtigung der Vorgaben des Denkmalschutzes. Das innen wie außen liebevoll dekorierte Ergebnis wirkt rundherum heimelig. „Ich hab´ immer und überall Sachen rumstehen, sagen meine Männer“, feixt Streif ob ihrer kreativen Ader.
Familien- und Hofmanagement
Zu besagten Männern gehören vier Söhne im Alter von 26 bis 15 Jahren, „die Kleinste bin mittlerweile ich.“
Streifs Wissen und ihre Freude als Köchin ist ihr beim Familienmanagement mehr als zuträglich, ihren erlernten Beruf aber hatte sie nach Abschluss der Lehre ein halbes Jahr ausgeübt, „ich hab immer arbeiten müssen, wenn die anderen zusammen fortgegangen sind. Und früher hat man jedes Wochenende gearbeitet, nicht nur alle vierzehn Tage wie heute.“ Als damals noch sehr junger Mensch suchte sie sich daher „etwas anderes“, arbeitet heutzutage in der Produktion von Kartonage-Verpackungen.
Nach Feierabend dann steht die Arbeit zuhause an, in die sie über die Jahre hinweg nicht zuletzt auch dank verwandtschaftlicher Hilfe allmählich hineingewachsen ist. Zum einen gilt es, 16 Hektar Wald zu bewirtschaften. Aufgrund des Borkenkäferbefalls der letzten Jahre erfordert der mehr Handanlegen als zuvor, trotz des heuer ausgiebigen Regens. „Wenn mein Mann oder ich von der Arbeit nach Hause fahren, sehen wir immer wieder neue rote Nester“, berichtet Sandra Streif. Und meint das Rotbraun absterbender Tannenwipfel als untrügliches Zeichen für vom Käfer befallene Bäume. Die müssen dann schnellstmöglich abgeholzt und aus dem Wald gebracht werden, um die weitere Verbreitung des Schädlings einzudämmen.
Hinzu kommen neun Hektar Grünland. An einem langgestreckten steilen Hang halten Ziegen unerwünschten Bewuchs in Zaum, insbesondere Brombeerhecken. Vor allem aber grasen zehn Mutterkühe und ein Stier auf dem Areal – womit sie eine Verbuschung verhindern, die Landschaft also offen halten. Was Auge und Herz von Einheimischen wie Touristen erfreut.
„Mit Puten komme ich klar“
Die gehörnten Vierbeiner sind Sache des Hofbauern. „Die laufen sofort zu ihm, aber wenn sie mich sehen, juckt sie das überhaupt nicht“, grinst die Nebenerwerbslandwirtin und gesteht: „Die Kühe sind nicht meine Liga, die sind riesig, und wenn dann noch der Stier vor einem steht, mit weiß ich wie vielen Kilos…“ Sehr oft sei ihr Mann bei den Tieren auf der Weide. Aber einmal hatte er einen Regenmantel an, den kannten sie nicht, „da ist der Stier ihm hintennach, gerade noch rechtzeitig hat mein Mann den Mantel ausgezogen und der Stier hat gesehen, `ah, das ist ja unser Chef´, und dann war alles okay“, aber knapp sei das gewesen, richtig knapp. Das war, als die Herde über den Winter in den Stall geholt wurde. Ein Teil dieser der Aufzucht dienenden Fleischrinder wird dann vom Metzger geschlachtet, von der Familie Streif aber selbst vermarktet.
Gleiches gilt für die auf dem Hof aufgezogenen Puten. „Mit denen komme ich gut klar“, lacht Sandra Streif, die für die „Truthühner“ zuständig ist. Wie üblich im Alter von neun Wochen ist die diesjährige Herde mit rund 30 Küken auf dem Hof eingezogen, „sie selbst aufzuziehen wäre zu aufwändig.“
Mit hellem Pfeifen und dann wieder gequetscht-heiser klingenden Tönen begrüßen sie ihre Betreuerin, die mehrmals am Tag nach ihnen schaut. Und die mit beruhigend-monotonen Pfiffen reagiert: „Mit der Zeit geben sie dann Antwort und es ist ein ganzes Geschnatter, aber dafür sind sie jetzt noch zu klein.“ Als Familienmitglied gilt sie den ebenso neugierigen wie sozialen Puten jedoch nicht, „ich bin halt Futterlieferant“, grinst sie trocken, und mit dem will „Tier“ sich gut stellen.
Auf dem mit einer dicken Schicht Naturstreu ausgelegten Boden – der darf keinesfalls nass werden, damit sich keine Entzündungen an den Fußballen bilden – drängen sich die meisten der Federtierkinder um eine Wärmelampe. Erstaunlich groß sind sie für den Blick eines Laien, wie ausgewachsene Hühner. Erst, wenn sie älter sind und die Decke des Gefieders richtig geschlossen und es draußen trocken ist, dürfen sie vom Stall hinaus auf die Wiese. „Aber nur, wenn ich daheim bin – alleine kann ich sie nicht draußen lassen, durch den Wald um uns herum ist der Fuchs ganz schnell da.“
Die Tiere begann sie ursprünglich zu halten, weil die Familie Streif selbst gern Putenfleisch isst. Doch weil das von ihrem Hof stammende dank bestimmten Futters und viel Bewegung wesentlich besser schmeckt als aus der Massenzucht, „wollten immer mehr Leute von uns Putenfleisch haben.“ Auch Landfrauen-Kolleginnen. Zu denen ist sie dereinst gestoßen, „weil man sich im Dorf untereinander gekannt hat.“ Von Beginn an war sie zunächst Beisitzerin in dem 54 Mitglieder zählenden Ortsverein Prinzbach-Schönberg, an dem sie den Zusammenhalt untereinander schätzt, „man kann sich immer aufeinander verlassen.“
Vielfältige Bildungs- und Freizeitaktivitäten
Ebenso wichtig ist ihr, der Bastel-Affinen: „Es wird immer was geboten – man kann immer etwas miteinander unternehmen, dabei immer eine passende Partnerin finden, Party machen, auch Freundschaften werden hier gelebt.“ Wobei jeder Ortsverein pro Jahr sein eigenes Veranstaltungsprogramm zusammenstellt, für das er in punkto Durchführung auch selbst verantwortlich ist. Zwar werden vom Verband Referenten angeboten, doch jeder Ortsverein entscheidet selbst, wen und was er in Anspruch nimmt – und ob überhaupt.
Für das abwechslungsreiche Programm ihres Ortsvereins sorgt Sandra Streif inzwischen auch selbst. Denn als seit nun etwa vier Jahren zweite Vorsitzende gehört sie dem Gremium an, das die vielfältigen Bildungs- und Freizeitaktivitäten plant, wie auch das so einzigartige „Kaffee und Kranz“ vor dem ersten Advent. Eine Vielzahl von Mitgliedern beteiligt sich in der Woche zuvor an der Erstellung von Weihnachtskränzen und -gestecken, deren Verkauf auf stets große Resonanz in der Bevölkerung stößt und einen wichtigen Grundpfeiler für die Vereinskasse darstellt.
Bunt gemischt ist die Altersstruktur des Ortsvereins Prinzbach-Schönberg, zwischen etwa 30 und etwa 80 Jahren, „mit der Hoffnung darauf, dass noch mehr Jüngere dem Ortsverein beitreten.“ In der Corona-Zeit habe es keine Zugänge gegeben und nach Corona sei die Beteiligung an Landfrauen-Veranstaltungen und -Treffen nur zögerlich angelaufen, erzählt Sandra Streif, „jetzt müssen wir mal gucken, dass wir die Gemeinschaft weiter aufbauen.“
Ein Kuriosum des Ortsvereins: Neben den Ortsvorstehern von Prinzbach und Schönberg sind drei weitere Männer „Landfrauen“. „Manchmal ist an einem Fest Blödsinn gemacht und gesagt worden ` hoah, du könntest auch Landfrau werden´, und das haben sich die Männer dann nicht nehmen lassen und einen Mitgliedsvertrag unterzeichnet“, schmunzelt Sandra Streif. Wählen dürfen diese Landfrauen-Männer nicht, „aber sie dürfen immer mitgehen“, feixt sie in sanfter Nachsicht.