Am Sonntag, dem 24. September, fand der 15. Brandenkopf-Berglauf statt: bei strahlendem Sonnenschein stellten sich 110 Läuferinnen und Läufer der sportlichen Herausforderung, Bruno Schumi und Kristin Sander trugen sich als Tagesschnellste in die Siegerliste ein und auch die Organisation wurde vom Team des Turnvereins Unterharmersbach wieder routiniert durchgeführt. Dennoch lag über der erfolgreichen Laufveranstaltung ein Hauch von Wehmut: Mit der 15. Wiederholung ist die Ära der Brandenkopf-Bergläufe zu Ende gegangen.
»Die Zahl der Teilnehmer war stark rückläufig, deshalb ist es für unseren Verein nicht mehr möglich, den Brandenkopf-Berglauf durchzuführen«, stellt Hauptorganisator Alfred Siegesmund fest: »Die Hochzeit des Berglaufs ist vorbei.« Nicht nur beim Brandenkopf-Berglauf in Zell a. H. sei dieser Trend zu erkennen. »Es findet ein Generationswechsel bei den Läufern statt. Statt der klassischen Bergläufe werden heute Trail-Runs bevorzugt«, beobachtet Alfred Siegesmund die Laufszene. Da würden dem Verein auch alle lobenden Worte nicht helfen, man müsse sich dieser Tatsache stellen. Der finanzielle Aufwand sei letztlich zu groß, als dass man daran festhalten könne.
Der Turnverein Unterharmersbach hat auf die Entwicklung bereits reagiert und den »TrailRun 21« ins Leben gerufen, der im Frühjahr 2017 bereits zum dritten Mal durchgeführt wurde. Dort gingen mit 236 Teilnehmern mehr als doppelt so viele wie beim gestrigen Brandenkopf-Berglauf an den Start. Dass die Teilnehmerzahl für den Berglauf weiter rückläufig ist, zeichnete sich schon bei den Anmeldungen ab. Die Hoffnung auf eine größere Zahl von Nachmeldern am Wettkampftag selbst erfüllte sich nicht.
Dennoch sind natürlich die Erinnerungen an die Anfänge der Brandenkopf-Bergläufe lebendig, als in den Jahren nach 2000 bei den Deutschen Meisterschaften und als Höhepunkt bei den Senioren-Berglauf-Weltmeisterschaften die ganze Berglaufszene auf Unterharmersbach geblickt hat. Der sportliche Höhepunkt waren die Europameisterschaften der Aktiven, für die eine Strecke zum Kuhhornkopf ausgewählt wurde. Bei den Deutschen Senioren-Berglauf-Meisterschaften im Jahr 2010 gingen fast 400 Teilnehmer auf die Strecke.
»Wir wollen nach wie vor gute Laufveranstaltungen durchführen«, betonte TVU-Vorsitzender Ludwig Börsig mit dem Blick auf das Aus dieser Traditionsveranstaltung. Letztlich sei man aber gezwungen, sich dem allgemeinen Trend zu stellen.
»Der schönste Berglauf im Schwarzwald«
Trotz dieser negativen Vorzeichen wurde der 15. Brandenkopf-Berglauf zu einem schönen und gelungenen Finale. Bei strahlendem Sonnenschein konnte morgens um 10 Uhr Bürgermeister Günter Pfundstein beim Storchenturm den Startschuss für die Akteure geben. 45 Minuten und 23 Sekunden später lief Bruno Schumi von der LG Brandenkopf als Tagesschnellster beim Brandenkopf über die Ziellinie. Ihm folgten Roland Golderer in 46:33 min. vom RSV Schwalbe Ellmendingen auf Platz 2 und Manuel Becker (46:51 min., LT Furtwangen) auf Platz 3.
Bei den Frauen errang Kristin Sander vom TV Biberach in 54:48 min. den Sieg. Sie wurde gefolgt von Anja Carlson (55:11 min.) und Nadia Dietz (57:24 min.), die für die LG Brandenkopf starten.
»Es war ein schöner Abschluss der diesjährigen Laufsaison«, zeigte sich Sieger Bruno Schumi zufrieden. Zwei Wochen nach dem Jungfrau-Marathon habe er nochmals eine gute Leistung zeigen wollen. Ab Kilometer 2 konnte er in Führung gehen und diese dann kontinuierlich ausbauen. »Ich konnte einen sicheren Sieg erlaufen ohne an meine Grenzen zu gehen«, so das Fazit des Tagessiegers. »Der Brandenkopf-Berglauf ist der schönste im Schwarzwald«, lobte Schumi die abwechslungsreiche Strecke und bedauerte, dass die Serie nun zu Ende geht. Damit reduzieren sich die klassischen Bergläufe im Schwarzwald auf den Kandel, Bühlertal, den Toten Mann und den Belchen. Damit ziehe sich die Berglauf-Szene immer mehr in die Alpen zurück. Vielleicht wäre ein Brandenkopf-Berglauf im zweijährigen Rhythmus eine bessere Option als ganz aufzuhören, stellte Bruno Schumi als Frage in den Raum.
Auch Kristin Sander vom TV Biberach ist keine klassische Bergläuferin. Sie hat sich auf 5.000- und 10.000-Meter-Bahnläufe spezialisiert. Am Brandenkopf sei sie nur gestartet, weil dieser vor ihrer Haustüre liege. Auch die schnellste Frau beim 15. Brandenkopf-Berglauf macht sich Gedanken darüber, warum Bergläufe nicht mehr so viele Anhänger finden: »Für viele ist es wohl interessanter, beim Berlin-Marathon als 5000ster über die Ziellinie zu laufen statt als Zweiter bei einem Berglauf im Schwarzwald.«
Wolfgang Vogel war 15 Mal dabei
Bei der abschließenden Siegerehrung in der Ritter-von-Buß-Halle standen nicht nur die schnellsten Läuferinnen und Läufer auf dem Siegerpodest. Großen Applaus gab es auch für Wolfgang Vogel vom SC Königsfeld, der als einziger Starter an allen 15 Brandenkopf-Bergläufen teilgenommen hat. Den zweiten Platz mit je 14 Starts teilten sich Siegfried Blum vom FC Unterkirnach und Bernd Kuderer von der LG Brandenkopf.
Eine treue Anhängerin der Laufveranstaltungen des Turnvereins Unterharmersbach ist auch Dr. med. Nathalie Biasolo aus der Schweiz, die für den LG Brandenkopf startet, und am Sonntag ihr Buch »Training Mix« vorstellte. Das Fachbuch der Ärztin soll aktiven Läufern den Weg zu besseren Leistungen aufzeigen. Unter www.storesportivi.it oder direkt bei Nathalie Biasolo ist das Buch erhältlich. Und sie strahlt: »Heute bin ich zehn Minuten schneller gelaufen als beim letzten Brandenkopf-Berglauf.«
»Wir bedanken uns für ihr Kommen«, beschloss Vereinssprecher Andreas Kühnpast den Wettkampftag und damit auch die Ära der Brandenkopf-Bergläufe. Aber er versprach: »Wir sind ein gutes Team. Wir werden weitermachen.« Am 15. April 2018 lädt der Turnverein Unterharmersbach die Laufszene zur vierten Auflage des »TrailRun 21« ein.
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