Sie haben zusammengefunden wie der Nagel und die Messingschraube, die Joachim Ringelnatz in einem seiner Gedichte beschrieben hat: der Zeller Kneippverein und Künstler Ernst Pilick. Ununterbrochen seit 31 Jahren eröffnet Pilick mit seinem literarischen Abend die Vortragssaison des Vereins und begeistert seine Zuhörer. In diesem Jahr wurde der Künstler zudem von seinen Gastgebern gefeiert: Ernst Pilick konnte am 25. Juli 2017 seinen 90. Geburtstag feiern.
Foto: Hanspeter Schwendemann
Foto: Hanspeter Schwendemann
Foto: Hanspeter Schwendemann
Foto: Hanspeter Schwendemann»Es war wieder großartig und sie haben uns große Freude bereitet«, bedankte sich Kneippvereins-Vorsitzende Marianne Burger am Ende des Vortragsabends im vollbesetzten Foyer des Storchenturm-Museums bei Schauspieler und Rezitator Ernst Pilick. Die Überzeugung, dass Humor eine vorbildliche Medizin ist, habe den Kneippverein und den Künstler im Jahr 1985 erstmals zusammengeführt. 32 Wiederholungen sind inzwischen daraus geworden.
»Wir danken für ihre Treue und gratulieren nachträglich zum 90. Geburtstag«, sagte Vorsitzende Marianne Burger und überraschte Ernst Pilick mit einem Empfang. Das Vorstandsteam des Kneippvereins hatte feine Häppchen vorbereitet. Klaus Zillhardt griff zum Akkordeon und hatte für den vitalen Jubilar ein ganz persönliches Geburtstagsgedicht verfasst. Ernst Pilick selbst sei der beste Beweis dafür, dass Humor das beste Lebenselixier ist.
»Mit spitzer Feder« hatte Ernst Pilick seinen diesjährigen Auftritt überschrieben und ging zunächst auf die Spuren von Kurt Tucholsky, dessen Veröffentlichungen aus dem Jahr 1932 geradezu brandaktuell in unsere heutige Zeit passen. Mit seiner Schreibmaschine habe der Journalist, Gesellschaftskritiker und Satiriker versucht, die Katastrophe auszuhalten. Tucholskys Kampf gegen die reaktionären Kräfte waren nicht vom Erfolg gekrönt, geblieben ist sein kulturelles Erbe. »Sein Gewissen war rein. Er benutzte es nie«, zitierte Pilick den polnischen Schriftsteller Stanislaw Jerzy Lec und dessen Überzeugung: »Um an die Quelle zu kommen, muss man gegen den Strom schwimmen.«
Mit der Entwicklung des Menschen und seinen wissenschaftlichen Errungenschaften befasste sich auch Erich Kästner: »So haben sie mit Kopf und Mund… den Fortschritt geschaffen… und sind im Grund noch immer die alten Affen!« Ein Gedicht aus dem Jahr 1932!
Die literarischen Quellen, aus denen Ernst Pilick seine Vorträge schöpft, sind tief und versiegen nicht. Die Gedichte und Geschichten sprudeln aus seinem Mund, mit seinen Gesten und Betonungen zieht er seine Zuhörer in seinen Bann. Ernst Pilick hat auch lustige Verse von Ephraim Kishon, Wilhelm Busch oder Joachim Ringelnatz parat und zitiert zum Abschluss jenes heitere Liebesgedicht, das so trefflich zum Zusammentreffen des Zeller Kneippvereins und des Künstlers passt: »…ja, alte Liebe rostet nicht.«
Da durften auch einige Zugaben nicht fehlen. »Noch’n Gedicht« von Heinz Erhardt über die Menschlichkeit und den Ritter Fips… Ernst Pilick präsentierte sich in bester Vortragslaune und Kneippvereins-Vorsitzende Marianne Burger sprach schon die Einladung für das Jahr 2018 aus. Auch dann soll Ernst Pilick, mit 91 Jahren, wieder der Garant für einen amüsanten, literarischen Abend sein.





