„Für alle, die besondere Akustik mögen“

Warum ist das Kirchenkonzert am kommenden Samstag, 19. Juli etwas Besonderes? Nachgefragt bei Claus Jilg und Monika Bleier.

 

Am kommenden Samstag, 19. Juli um 20 Uhr spielt die Miliz- und Trachtenkapelle Oberharmersbach unter der Leitung ihres Dirigenten Rüdiger Müller nach 2022 wieder ein Kirchenkonzert in der Pfarrkirche Oberharmersbach. Doch was macht das Musizieren in der Kirche so besonders? Und wieso sind Kirche und Musik seit Menschengedenken miteinander eng verwoben? Diese und weitere Fragen stellte Schriftführerin Carina Mark dem aktiven Musiker Claus Jilg und der Pfarrgemeinderätin Monika Bleier.

Carina Mark Wie begleitet die Miliz- und Trachtenkapelle das religiöse Jahr der Pfarrgemeinde?

Claus Jilg: Für die Miliz- und Trachtenkapelle gehören drei kirchliche Termine schon seit jeher zum festen Bestandteil des Musikjahres: der Weiße Sonntag, die Mitwirkung an Fronleichnam mit Prozession und die Gallenkilwi, an der das Kirchenpatrozinium gefeiert wird. Gerade die beiden letztgenannten Auftritte in unserer historischen Uniform sind für mich immer wieder etwas ganz Besonderes, da es ein erhebendes Gefühl ist, zusammen mit Bürgerwehr und Spielmannszug mit Marschmusik in unsere Pfarrkirche einzuziehen.

Was kann Musik prinzipiell in der Kirche bewirken und wieso ist sie zentraler Bestandteil von Gottesdiensten?

Monika Bleier: Mit Musik kann das spirituelle Empfinden häufig noch eindrücklicher erlebt werden, und die besondere Akustik in der Kirche bewirkt bei vielen Kirchenbesuchern etwas. Sie macht Gottesdienste zu etwas sehr Feierlichem. Durch die Hinzunahme von Chören, Instrumentalgruppen, Orgelmusik oder auch Orchestermusik können Gottesdienste abwechslungsreich gestaltet und zugleich die Bedeutungen von biblischen Texten hervorgehoben werden.

Wieso sind Kirchenkonzerte sowohl für den Musikverein als auch für die Pfarrgemeinde eine Bereicherung?

Monika Bleier: Die Konzertbesucher sollen die Kirche wieder als sakralen Raum erleben können, in dem man beten und zur Ruhe kommen kann. Zudem spielte auch die Musik mit großem Orchester schon immer eine bedeutende Rolle in der Kirchengeschichte und ist ein wichtiges Kulturgut in der heutigen Zeit, beispielsweise die Bach- oder Matthäuspassion. Unsere Musikkapelle hat in der ganzen Bevölkerung aus nah und fern einen tollen Ruf und erfährt große Wertschätzung. Darauf sind auch wir als Pfarrgemeinde sehr stolz und möchten mit der Zurverfügungstellung der Kirche einen Beitrag zu einem Konzerterlebnis der etwas anderen Art leisten.

Claus Jilg: Wir spielen seit Anfang der 1990er-Jahre in unregelmäßigen Abständen Konzerte in unserer Pfarrkirche. Diese Konzerte bieten für unseren Verein seit Jahren eine zusätzliche Möglichkeit, uns musikalisch in anderer Art und Weise als üblich zu präsentieren. Auch für die Kirchengemeinde bietet es die Chance, den sakralen Raum, neben in den pastoralen Diensten, den Menschen in einer weiteren Form zugänglich zu machen. Zudem ist für uns Musiker ein Kirchenkonzert immer wieder ein ganz besonderes Erlebnis. Insbesondere die Größe des Kirchenraums der Pfarrkirche St. Gallus, die zu den größten in der Erzdiözese Freiburg zählt, trägt zu einer tollen, ganz speziellen Akustik bei.

Was ist das Besondere an dem diesjährigen Kirchenkonzert?

Claus Jilg: Unsere Hauptkomposition „La Passio de Crist“ beschreibt die Lebens- und Leidensgeschichte Jesu. Die drei Sätze spannen einen musikalischen Bogen über alle wichtigen Ereignisse seines Lebens: von Marias Empfängnis, über Johannes den Täufer, die drei Versuchungen, bis hin zum Abendmahl, dem Kreuzweg und der Auferstehung. Das Leben Christi mit all seinen Höhen und Tiefen, in all seinen Phasen – von absoluter Harmonie bis hin zu Todesangst – musikalisch darzustellen, ist für mich wie für alle Musikerinnen und Musiker die besondere Herausforderung des Werkes. Ich bin mir sicher, dass dieses bewegende Werk beim Zuhörer einen tiefen Eindruck hinterlassen wird.

Monika Bleier: Es gab schon viele tolle Konzerte in der Pfarrkirche St. Gallus, auch von der Miliz- und Trachtenkapelle. Ich erinnere mich noch gut an das Kirchenkonzert mit einem Erzähler und Sandmaler, der den Inhalt des Konzertstückes mit Sand hinter dem Orchester auf eine Leinwand projizierte. Ich glaube, wenn man kulturell interessiert ist und sich mit einem anderen Blickwinkel der Passion Christi nähern möchte, ist das diesjährige Kirchenkonzert bestimmt wieder ein tolles Konzert- und Kirchenerlebnis.

Für wen ist das Kirchenkonzert geeignet und was wünscht ihr euch für die Zukunft?

Claus Jilg: Für alle, die die besondere Atmosphäre und Akustik in unserer großen Pfarrkirche mögen, wird es sicher ein besonderes musikalisches Erlebnis. Ich würde mich freuen, wenn wir viele Oberharmersbacher, Feriengäste und Musikfreunde begrüßen können.

Monika Bleier: Ein Kirchenkonzert ist immer eine spannende Möglichkeit für Menschen, die sonst nicht zu den klassischen Kirchengängern gehören, sich dem Glauben auf einem anderen Weg zu nähern oder einfach die spirituelle Atmosphäre einer Kirche aufzusaugen. Für die Zukunft wünsche ich mir, noch mehr abwechslungsreiche Angebote in unserer schönen Pfarrkirche zu haben. Sei es die Ausrichtung einer „Nacht der offenen Kirche“ mit abwechslungsreichem Programm, Jugendgottesdienste mit moderner Musik oder einmal wieder Passionsspiele durchzuführen. All das können tolle neue Impulse in und für unsere Seelsorgeeinheit sein.