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Zell am Harmersbach | 24.03.2017

Zukunft und Potentiale von Kleinstädten:

Teilnehmer des Forschungsprojekts zogen eine Zwischenbilanz

Erfahrungswerkstatt im Bundesbauministerium in Berlin

Foto:
Erfahrungsaustausch in Berlin. Die Teilnehmer (von links): Silke Andresen (Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung), Prof. Dr. Hagen Eyink (BMUB), Hubertus Grimm (Bürgermeister Beverungen), Frank Peuker (Bürgermeister Großschönau), Prof. Dr. Ulrike Grabski-Kieron (Westfälische Wilhelmsuniversität Münster), Christian Keimer (Bürgermeister Kastellaun), Norbert Portz (Deutscher Städte- und Gemeindebund), Günter Pfundstein (Bürgermeister Zell am Harmersbach), Tanja Rönck (Bürgermeisterin Malente), Lars Porsche (Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau- und Reaktorsicherheit), Thomas Weigelt (Bürgermeister Bad Lobenstein), Kerstin Schöninger (Bürgermeisterin Rodewisch), Andreas Marggraf (Bürgermeister Mücheln), Prof. Dr. Peter Dehne (Forschungsassistenz, Hochschule Neubrandenburg). Foto: Milena Schlösser
von Daniel Lehmann

Von Sonntag bis Dienstag reiste Bürgermeister Günter Pfundstein zusammen mit Hauptamtsleiter Ludwig Börsig und Daniel Lehmann (Agil­Event) nach Berlin zur Zwischenbilanzveranstaltung im Rahmen des ExWoSt Forschungsprojektes »Zell 2030«. Im Bundesbauministerium waren neben den Vertretern der Modellvorhaben Experten aus Politik, Verwaltung und Wirtschaft zu einem zweitägigen Symposium zusammengekommen um über aktuelle Trends und Herausforderungen einer erfolgreichen Kleinstadtentwicklung zu diskutieren.

 

Foto: Milena Schlösser
Erfahrungsaustausch in Berlin. Die Teilnehmer (von links): Silke Andresen (Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung), Prof. Dr. Hagen Eyink (BMUB), Hubertus Grimm (Bürgermeister Beverungen), Frank Peuker (Bürgermeister Großschönau), Prof. Dr. Ulrike Grabski-Kieron (Westfälische Wilhelmsuniversität Münster), Christian Keimer (Bürgermeister Kastellaun), Norbert Portz (Deutscher Städte- und Gemeindebund), Günter Pfundstein (Bürgermeister Zell am Harmersbach), Tanja Rönck (Bürgermeisterin Malente), Lars Porsche (Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau- und Reaktorsicherheit), Thomas Weigelt (Bürgermeister Bad Lobenstein), Kerstin Schöninger (Bürgermeisterin Rodewisch), Andreas Marggraf (Bürgermeister Mücheln), Prof. Dr. Peter Dehne (Forschungsassistenz, Hochschule Neubrandenburg).
Foto: Veranstalter

Peripher gelegene Kleinstädte werden vielfach kaum beachtet und häufig unterschätzt. Dabei übernehmen Städte wie Zell am Harmersbach wichtige Funktionen als Wohn- und Arbeitsstandorte, als Orte der Versorgung, Begegnung und Bildung. Aber sie stehen heute auch oft vor typischen Herausforderungen wie Abwanderung, Leerstand und Versorgungslücken, etwa bei der medizinischen Versorgung. In vielen dieser Städte wird es zunehmend schwieriger, wichtige Infrastrukturen und Angebote dauerhaft zu sichern. Im Rahmen dieses Projekts gab es eine Zwischenbilanz und die dritte Erfahrungswerkstatt der teilnehmenden Städte. Der Schwerpunkt lag dabei auf dem Thema »Wohnen in einer Kleinstadt«.

Konkrete Projekte sollen umgesetzt werden

»Dem ländlichen Raum gehört die Zukunft« zitierte Prof. Dr. Eyink vom Bundesumweltministerium in seiner Ansprache aus einem Artikel der Zeitung »Die Welt« und Norbert Portz, Beigeordneter des Deutschen Städte- und Gemeindebund ergänzte in seinem Vortrag, dass das Magazin »Landlust« eine höhere Auflage habe als »Der Spiegel«.

In Impulsvorträgen und Gesprächsrunden auf dem Podium wurden die Themen und die Herausforderungen an Kleinstädte in peripherer Lage skizziert und diskutiert. Am zweiten Tag stand der Erfahrungsaustausch der acht teilnehmenden Städte über den laufenden Prozess im Mittelpunkt.

Schon vor Ende des Szenarioprozesses Mitte 2018 sollen dann auch in Zell konkret Projekte auf den Weg gebracht werden und zum Teil auch zur Umsetzung gelangen. So z. B. erste Überlegungen zur Teilsperrung der Kirchstraße oder weitere Ergebnisse aus den Arbeitsgruppen die sich konstituiert haben. Die Maßnahmen stehen im Kontext eines Stadtentwicklungs- und Handlungskonzepts mit integriertem Verkehrskonzept.

Was tut sich in Zell in dem Szenario Prozess? Was machen die anderen Städte?

Die Einwohnerversammlung war der eigentliche Auftakt des Entwicklungsprozesses. Seither gab es zwei moderierte Szenario-Werkstätten (moderiert durch die Forschungsassistenz aus Berlin-Neubrandenburg), drei Erfahrungswerkstätten in Bad Lobenstein, Zell am Harmersbach und Berlin. Die Teilnehmer der Zeller Szenario-Gruppe trafen sich außerdem zu drei weiteren Terminen.

Seit Mitte 2016 tagt bereits regelmäßig das Kompetenzteam Verkehr, dass sich mit den Themen auch aus der Einwohnerversammlung auseinandersetzt und daraus Verkehrsstrategien entwickelt, die in ein integriertes und ganzheitliches Verkehrskonzept einfließen werden. In der letzten Szenario-Werkstatt im Februar 2017 haben sich vier weitere Arbeitsgruppen gebildet, die sich den Schwerpunkten aus den entwickelten Szenarien/Themen für Zell annehmen und diese weiterentwickeln. Das Ziel sind umsetzungsfähige Ergebnisse. Folgende Themenbereiche bearbeiten die Arbeitsgruppen: »Vereinsforum«; »Wirtschaft – Was können Wir«; »Natur und Tourismus«; »Innenstadt und Lebensqualität«.

Die teilnehmenden Gemeinden haben individuelle Strategien entwickelt, um jeweils für sich ein Entwicklungskonzept zu erarbeiten. Zell und zwei weitere Städte nutzen das Projekt, um Stadtentwicklungs- und Verkehrskonzepte mit dem Forschungsprojekt zu verbinden. Die Bürgerbeteiligung ist ebenfalls sehr unterschiedlich ausgestaltet. Während in Malente und Zell die Bürgerbeteiligung in hohem Maße funktioniert, haben andere Städte eher Schwierigkeiten den Szenarioprozess über den doch langen Zeitraum am Leben zu halten.

Das Interesse an der Einwohnerversammlung war in Zell mit weit über 400 Teilnehmern enorm hoch. Eine solche Resonanz konnte keine der anderen teilnehmenden Städte vermelden. Es ist geplant, noch dieses Jahr die ersten greifbaren Ergebnisse den interessierten Bürgerinnen und Bürgern in einer Veranstaltung vorzustellen.

Die Jugendbeteiligung war in Zell im Vergleich zu den anderen Kommunen eher gering. Im sogenannten Jugend-Bar-Camp im Juli 2016 wurden zwar einige gute Ergebnisse erzielt, allerdings hat sich aufgrund der Neuwahl des Jugendgemeinderates ein kleines Vakuum ergeben.

Verbesserungen sind in Zell a. H. möglich

Die Erfahrungswerkstatt, wie diese Woche in Berlin, dient vor allem dem Austausch zwischen den einzelnen Städten, ihren Herausforderungen und Aktionen. Immer wieder wird deutlich, wie gut Zell am Harmersbach im Vergleich noch aufgestellt ist. Gerade darin liegt jedoch die Herausforderung für die Zukunft: Nichts ist so gut, dass es nicht verbessert werden könnte.

Viele Aktionen finden in den einzelnen Kommunen statt um den Prozess zu entwickeln und die Einwohner mit ins Boot zu holen: Stadtspaziergang, Infoblätter, Infoabende, Jugend-Camps, Aktuelle Infos auf der Webseite…

Die Stadt Beverungen lässt z. B. ihre Kindergartengruppen als Stadtforscher die Stadt entdecken, um zu erfahren, wie die Kinder ihre Stadt sehen. Der Austausch dient also auch dazu, gute Anregungen für den eignen Prozess mitzunehmen.

Zell profitiert von der starken Beteiligung der Szenariogruppe und dem Kompetenzteam Verkehr. Die Ausstellung zur Infoveranstaltung in der Metzgerei Meier im Dezember wird zurzeit mit weiteren Fakten und Ergebnissen aus der Szeanrio- und Erfahrungswerkstatt ergänzt und demnächst öffentlich zugängig gemacht. Ein Infostand auf dem Wochenmarkt ist in der Planung. »Rathaus meets Wirtshaus« ist ein weiteres Format bei dem die Einwohner zu einzelnen Themen am »Stammtisch« moderiert diskutieren sollen. Auf zell.de werden die aktuellen Infos regelmäßig eingepflegt. Wichtig sind vor allem auch immer  Rückmeldungen aus der Bevölkerung. Diese sollen die Aktionen weiter verstärken.

Neben vielen Briefen und E-Mails wird auch der Infobriefkasten rege genutzt. Diese ganzen Infos werden wiederum entsprechend in die Verwaltung, an die lokale Projektagentur und in die Arbeitsgruppen weitergegeben. Weitere Aktionen zur Bürgerbeteiligung sind geplant und werden rechtzeitig über die Medien kommuniziert. Zurzeit betreut die lokale Projektagentur eine Bachelorarbeit zum Thema »Stadtmarketing im Kontext zur Jugendbeteiligung«. Ein spezieller Event für Jugendliche, der eine hohe Identifikation mit der Stadt generiert und Strahlkraft in die Region entwickeln soll. Die Bachelorarbeit basiert auf einem Ergebnis des Jugend-Bar-Camp. Ein spannendes Projekt, das viele gute Ideen befördert.

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Schlagworte:
ExWoSt Kleinstädte in peripheren Lagen – Zell am Harmersbach, Forschungsprojekt Zell 2030 – Zell am Harmersbach

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