Asiatische Hornisse breitet sich im Harmersbachtal und Kinzigtal aus

Imker und Gemeindevertreter zeigen sich alarmiert: „Die Bekämpfung ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe.“ Heißdampfverfahren erweist sich als effektive Methode.

 

Ein Nest der Asiatischen Hornisse (Vespa velutina) wurde am vergangenen Samstag in Steinach im Ortsteil Dochbach professionell entfernt. Zahlreiche Imkerinnen und Imker aus dem Harmersbachtal, Nordrach, Biberach, Steinach und Haslach verfolgten die eindrucksvolle Vorführung von Harald Wiedemann aus Ubstadt-Weiher, der sich auf die Bekämpfung und Entfernung von Hornissennestern spezialisiert hat.

Auf Einladung der örtlichen Imkerschaft waren auch die drei Ortsvorsteher Jürgen Isenmann (Unterharmersbach), Christian Dumin (Unterentersbach) und Torsten Gutmann (Oberentersbach) vor Ort, um sich ein Bild über die aktuelle Situation und die wirksame Bekämpfungsmethode zu machen.

Invasive Art bedroht Bienenvölker

Die Asiatische Hornisse stammt ursprünglich aus Südostasien und wurde vor rund 20 Jahren nach Europa eingeschleppt. Von Frankreich aus hat sie sich rasch nach Norden und Osten ausgebreitet – inzwischen ist sie auch im Kinzigtal angekommen.

Die Art ist kleiner als die heimische Hornisse, dafür aber deutlich aggressiver gegenüber Insekten – insbesondere gegenüber Honigbienen. Vor Bienenständen lauert sie den heimkehrenden Sammlerinnen auf und kann innerhalb weniger Stunden große Verluste verursachen. Ganze Völker werden geschwächt oder verlassen ihre Stöcke.

Imker Klaus Waidele aus Unterharmersbach, der gemeinsam mit Martin Isenmann (Unterentersbach) als Berufsimker tätig ist, betonte die Dringlichkeit der Situation: „Die Ausbreitung lässt sich nicht mehr stoppen, aber wir müssen die Nester finden und gezielt entfernen – besonders dort, wo Bienenvölker stehen.“

Nach Schätzung der beiden werden im Harmersbachtal rund 75 Prozent der Bienenvölker von Hobbyimkern betreut. Gerade sie seien durch die neue Bedrohung stark betroffen, da sie oft nicht über die Mittel verfügen, um Nester selbst zu lokalisieren und bekämpfen zu lassen.

Heißdampfverfahren als effektive Methode

Bei der Vorführung in Steinach demonstrierte Harald Wiedemann sein eigens entwickeltes Verfahren zur Nestentfernung: Mit einer langen Teleskoplanze wird das Nest angestochen und anschließend mit über 90 °C heißem Wasserdampf behandelt. Der Dampf tötet die Brut und die im Nest befindlichen Hornissen innerhalb weniger Minuten ab. Durch das Eindringen des Wasserdampfs wird das Nest schwer und fällt nach kurzer Zeit von selbst herab – vollständig zerstört und unschädlich.

Das Verfahren gilt als besonders umweltfreundlich, effektiv und wirtschaftlich. Die Kosten einer Entfernung liegen bei rund 200 Euro pro Einsatz – im Vergleich zu den möglichen Schäden an Bienenvölkern ein sehr überschaubarer Betrag.

Gemeinsame Stellungnahme der Ortsvorsteher

Die drei Ortsvorsteher Isenmann (Unterharmersbach), Dumin (Unterentersbach) und Gutmann (Oberentersbach) zeigten sich beeindruckt von der professionellen Vorgehensweise und betonten in einer gemeinsamen Stellungnahme die Bedeutung des Themas für das gesamte Tal: „Die Eindämmung der Asiatischen Hornisse ist keine Aufgabe einzelner Imker, sondern eine gemeinsame Verantwortung für die gesamte Gesellschaft. Wenn wir die Bienen verlieren, verlieren wir weit mehr als Honig – wir verlieren einen zentralen Teil unseres natürlichen Gleichgewichts.

Die Biene ist nicht nur ein Nutztier, sondern der wichtigste Bestäuber in unserer Kulturlandschaft. Ihr Erhalt ist direkt mit unserer Landwirtschaft, unserem Obstbau und der Artenvielfalt verbunden.
Gerade im Harmersbachtal – mit seiner starken Imkertradition und der Imkerschule des Badischen Imkerverbandes in Oberentersbach – ist das Bewusstsein groß, wie wichtig dieses Thema ist. Wir stehen geschlossen hinter unseren Imkern und setzen uns dafür ein, dass Aufklärung, Früherkennung und Bekämpfung der Asiatischen Hornisse gemeinsam organisiert werden.“

Bienen leisten unbezahlbare Arbeit

Rund 80 Prozent der heimischen Blütenpflanzen sind auf die Bestäubung durch Insekten angewiesen – den größten Anteil leisten dabei die Honigbienen. Neben dem ökologischen Nutzen hat die Bestäubung auch wirtschaftliche Bedeutung: Ohne Bienen gäbe es weniger Obst, Gemüse und Saatgut.

Schon heute zeigt sich, dass in Regionen mit starkem Rückgang der Bienenpopulation auch die Erträge bei Obstbäumen und landwirtschaftlichen Kulturen sinken. Der Schutz der Bienen ist daher nicht nur eine Frage der Naturpflege, sondern auch der regionalen Ernährungssicherung.

Fazit: Die Vorführung in Steinach-Dochbach hat deutlich gemacht: Die Asiatische Hornisse ist im Harmersbachtal und Kinzigtal angekommen. Ihre Bekämpfung ist eine Herausforderung, die nur gemeinsam bewältigt werden kann.

Das Bewusstsein für den Wert der Bienen, den Beitrag der Imker und die Notwendigkeit einer koordinierten Vorgehensweise war selten so groß wie jetzt – und das ist gut so.

„Wenn alle zusammenarbeiten – Imker, Gemeinden und Bürger – können wir die Ausbreitung der Asiatischen Hornisse zumindest eindämmen. Jeder kann mithelfen, indem er aufmerksam ist und Funde meldet. Wir alle müssen uns einbringen, um das zu erhalten, was wir kennen, schätzen und brauchen“, so das gemeinsame Fazit der Anwesenden.

Kontakt und weitere Informationen:

www.asiatische-hornisse-nestentfernung.de

Meldungen und Unterstützung:

über die örtlichen Imkervereine oder die Gemeinde www.lubw.baden-wuerttemberg.de/ natur-und-landschaft/asiatische-hornisse

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