Schätze oberrheinischer Textilkunst mit einem 400-jährigen Lebenslauf: Bemerkenswert genug, dass es sie heute noch gibt. Besonders bemerkenswert, wenn ein Exemplar davon wiederentdeckt wird, nach einer Odyssee an den Oberrhein zurückkehrt und im Museum Haus Löwenberg in Gengenbach seine Heimat findet.
Dort ist es Part eines nunmehr sechsteiligen Ensembles. Somit zieht es gleich mit dem Metropolitan Museum in New York, wo sich sechs weitere »Geschwister« befinden und stellt insgesamt ein Drittel jener Passionsteppiche dar, die heute weltweit überhaupt noch bekannt sind.
Im ersten Quartal 2023 wird ein langwieriger und schwieriger Prozess erfolgreich abgeschlossen mit einem Ergebnis, das nicht erwartet, höchstens erhofft wurde. Dies macht ein Zusammenspiel von Personen und Ereignissen notwendig, inklusive einiger Wendungen, die man als sensationell und, im religiösen Kontext gesprochen, fast als Wunder bezeichnen kann.
Wunder 1
Der damalige Pfarrer Christian Würtz und Kurator Reinhard End präsentieren 2016 die »Gengenbacher Passionsteppiche«. Die Zusammenarbeit mit dem Museum Frieder Burda ermöglicht die Einbeziehung des Künstlers von Weltrang, Arnulf Rainer, und dies schließt mit dem sensationellen Ergebnis von 15 Übermalungen ab. Sie werden vom Förderverein gesichert und später von der Stadt Gengenbach erworben. Gengenbach besitzt somit eine zweite Kunst-Reihe von überragendem Rang.
Wunder 2
Der Erwerb dieser Teppiche zur Entstehungszeit 1600 wurde dem Gengenbacher Benediktinerkloster selbstverständlich unterstellt. Die Ausstellung im Haus Löwenberg macht den Kunsthistoriker Hanns Hubach aufmerksam. Er kommt zum Schluss: Sie sind protestantischer Herkunft und können somit vom Gengenbacher Kloster ursprünglich nicht erworben worden sein!
Wunder 3
Durch Dr. Hubach wird die Elite der Textilforschung auf die Tapisserien aufmerksam und ein Kommunikationsprozess in ganz Europa und den USA (Metropoliten Museum NY) setzt ein.
Wunder 4
Durch systematische Recherche stößt Dr. Hubach auf bislang nicht oder nicht mehr bekannte Exemplare und erweitert den Bestand bekannter oberrheinischen Passionsteppiche von zwölf auf nunmehr 18, darunter auch in der Pariser Galerie Chevalier das Motiv »Einzug in Jerusalem«.
Wunder 5
Der Ankauf der Tapisserie wird möglich gemacht! Weihbischof Christian Würtz, die Erzbischof Herrmann Stiftung der Erzdiözese Freiburg, der Förderverein Haus Löwenberg und die Kirchengemeinde Vorderes Kinzigtal wirken zusammen. Die Sparkassenstiftung Gengenbach für Jugend, Kultur und Soziales setzt ein beeindruckendes Zeichen durch ihre Unterstützung.
Präsenz im Haus Löwenberg ab 13. Mai
Das gesamte Ensemble der Gengenbacher Passionsteppiche mit den Gengenbacher Übermalungen von Arnulf Rainer wird zu einem späteren Zeitpunkt im Haus Löwenberg zugänglich sein.
Für die Neuerwerbung »Einzug in Jerusalem« gibt es allerdings vorab einen »Einzug ins Haus Löwenberg«. Sie ist seit Samstag, den 13. Mai zu den üblichen Öffnungszeiten des Museums zu sehen