Am Mittwoch wurde der Verstorbene unter großer Anteilnahme zu Grabe getragen.
Unter großer Anteilnahme wurde am Mittwoch der bekannte und geschätzte Mitbürger Werner Kuderer auf dem Zeller Friedhof zu Grabe getragen. Die Mitglieder der Feuerwehr-Abteilung Unterharmersbach, die Historische Bürgerwehr Unterharmersbach und auch eine Fahnenabordnung der Freiwilligen Bürgerwehr Zell a. H. gaben ihrem langjährigen Kameraden zusammen mit seinen Angehörigen das letzte Geleit.
Vom Schuhmacher zum Postler
Die Wiege von Werner Kuderer stand am 8. Juli 1932 in Unterharmersbach. Die Wirren des Krieges prägten seine Kindheit. Teilweise fand der Schulunterricht im Rathaus statt. Im Jahr 1939 wurde sein Vater in den Kriegsdienst eingezogen. Nach der Hauptschule besuchte Werner Kuderer noch von 1947 bis 1948 ein Jahr lang die landwirtschaftliche Schule in Zell ehe er beim Schuhgeschäft Beck in der Turmstraße eine Lehre zum Schuhmacher absolviert hat. Dort arbeitete er auch als Geselle aber schon bald machte sich das Wirtschaftswunder bemerkbar und die Leute konnten sich neue Schuhe leisten, so dass die Arbeit für die Schuhmacher weniger wurde.
Als Werner Kuderer Anfang 1954 erfuhr, dass bei der Post in Zell eine Stelle frei wurde, ging er am Fasendmontag dort vorbei uns fragte nach. Schon einen Tag später war er Postmitarbeiter, was er dann auch 40 Jahre lang geblieben ist. Bei Wind und Wetter war er als Briefträger in Zell und teilweise auch in den Nachbarorten unterwegs. Nebenher arbeitete er noch im Schuhgeschäft Beck als Schuhmacher.
Landwirtschaft und Tante-Emma-Laden
Zuhause in Unterharmersbach hatte die Familie Kuderer eine Landwirtschaft mit Kühen, Schweinen, Hühnern, Obstwiesen und Bienen. Außerdem betrieben er und seine Frau Elisabeth ein Lebensmittelgeschäft, das im Volksmund „‘s Dorles“ genannt wurde. Als sie im Jahr 2001 ihr Geschäft geschlossen haben, verschwand der letzte Tante-Emma-Laden aus dem Ortsbild von Unterharmersbach.
Derweil hat Werner Kuderer die Landwirtschaft intensiv weiterbetrieben. Als er im Jahr 1995 bei der Post in den Ruhestand gehen konnte, hat er als „Rentenprojekt“ neue Obstbäume gepflanzt, Schnaps und Likör gebrannt und auch die Schweinezucht weiterbetrieben. Im Winter gab es Hausschlachtungen und auch so manche Säcklestrecker gaben sich bei Kuderers ein Stelldichein.
Bürgerwehr und Feuerwehr Unterharmersbach
Die Verbundenheit zu Land und Leuten lebte Werner Kuderer auch als aktives Mitglied in der Unterharmersbacher Vereinsgemeinschaft. Schon ab 1953 wirkte er bei der Freiwilligen Feuerwehr mit, wo er 1957 als Mitglied offiziell aufgenommen wurde und bis zum Löschmeister aufstieg. Von 1970 bis 1997 führte er die Kasse der Abteilungswehr, was viel Arbeit bedeutet hat. Unvergessen sind die Feuerwehrbälle, die Silvesterbälle und auch das 75-jährige Jubiläum, das im Jahr 1974 mit einem viertägigen Fest gefeiert wurde. Der Feuerwehr blieb der Verstorbene zeitlebens treu.
Dies gilt auch für die Histo rische Bürgerwehr Unterharmersbach, der Werner Kuderer im Jahr 1957 beigetreten ist. Hier war er Ehrenfeldwebel und Ehrenmitglied. Werner Kuderer war ein geselliger, humorvoller Mensch und schätzte die Kameradschaft in den Vereinen.
Pflichtbewusst führte Werner Kuderer 33 Jahre lang bei der BLHV-Ortsgruppe Unterharmersbach die Kasse und erledigte den Schriftverkehr. Viele Vereine im Ort unterstützte er darüber hinaus als passives Mitglied.
Die Familie gab Kraft und Rückhalt
Die Familie war dem Verstorbenen immer sehr wichtig. Im Jahr 1960 haben Werner Kuderer und Elisabeth geb. Huber aus Oberharmersbach geheiratet. Aus ihrer Ehe sind drei Söhne hervorgegangen. Mit ihren Familien trauern heute auch fünf Enkelkinder und ein Urenkel um ihren Opa und Uropa.
Das Elternhaus war für die ganze Familie immer die Anlaufstelle. An den Geburtstagen, zu Ostern und Weihnachten, zur Fasend und zur Kilwi sind hier immer alle zusammengekommen. Werner Kuderer und seine Frau haben es genossen, wenn sich ihre Kinder mit ihren Familien um sie geschart haben.
Im Rentenalter und nach der Schließung ihres Ladengeschäfts hatten die Eheleute Kuderer mehr Zeit und konnten gemeinsam in Deutschland und im europäischen Ausland auf Reisen gehen. Dies war ihnen während ihres Berufslebens nicht möglich.
Insgesamt 63 Jahre sind Werner und Elisabeth Kuderer gemeinsam durchs Leben gegangen. Im August 2023 ist Elisabeth Kuderer ihrem Mann im Tod vorausgegangen, der dennoch seinen Lebensmut nie verloren hat. Bis kurze Zeit vor seinem Tod konnte er sich noch selbst zuhause versorgen. Am 27. Dezember ist Werner Kuderer im Alter von 92 Jahren nach einem erfüllten Leben verstorben. Seiner Familie und allen Angehörigen gilt die herzliche Anteilnahme.