DKBC Pokal – Viertelfinale:
SKC Unterharmersbach 1 – KC Schwabsberg 1
MP: 6:2
SP: 15:9
Kegel: 3795:3667
Unglaublich: Titelverteidiger Schwabsberg wird von Unterharmersbach überrannt. Das im Vorfeld für beide Mannschaften als Hochrisikospiel titulierte Duell – Unterharmersbach gegen Schwabsberg, Pokalschreck gegen Titelverteidiger, Verbandsliga gegen Bundesliga, Verbandspokalfinalist gegen Champignons League Finalist, Baden gegen Württemberg – übertraf alle Erwartungen: Taktische Spielereien, packende Duelle auf höchstem Niveau, eine aufopferungsvolle Aufholjagd und eine stimmungsvolle Atmosphäre, die es so in dieser Art wohl kaum schon gab.
Der Gastgeber pokerte und nahm am Start einen Rückstand gegen den Bundesligisten in Kauf, denn keiner der drei Unterharmersbacher Top-Akteure Dräger, Koell oder Schondelmaier war im Startpaar zu finden. Die vermeintlich offene Flanke sollte Schwabsberg dazu bewegen, ihre beiden Topspieler Dirnberger, seines Zeichens vierter in der Bundesligaschnittliste, und den Österreichischen Spitzenkegler Vsetecka, zur Startoffensive zu bringen. Die Aufgabe des Unterharmersbacher Startpaares Wacker und Sobott sollte darin bestehen, den beiden Topakteuren die Stirn zu bieten und kaum Boden abzugeben; wenn’s gut läuft sogar dem Mittelpaar ein 1:1 zu übergeben. Ab dort sollten dann die großen Badischen Geschütze aufgefahren werden, um im Kreuzzug die Schwaben wieder zurückzuschlagen. Soweit die taktischen Überlegungen, auf die die Gäste auch tatsächlich eingingen, zu recht.
Zunächst lief es für Unterharmersbach am Start besser als erhofft. Nach 60 Würfen lagen Markus Wacker und Maurice Sobott jeweils mit 1:1 in Sätzen mit Mathias Dirnberger und Philipp Vsetecka gleich auf und boten munter Paroli. Lediglich 4 Kegel waren die Ausbeute der Favoriten von der Ostalb. Der Zuschauerraum, zwischenzeitlich gut gefüllt, bebte bereits durch die frenetischen Anfeuerungsrufe. Doch aus dem Nichts folgte der Genickschlag der Württemberger. Markus Wacker mit 144 Kegel und Maurice Sobott mit 127 Kegel fanden sich plötzlich im andauernden Kugelhagel der Gäste, welche auf Plünderungsfeldzug gingen. Mathias Dirnberger mit 180 Kegel und Philipp Vsetecka mit 187 Kegel ließen die Kugeln einschlagen, Kegel um Kegel, Neuner um Neuner fielen und Unterharmersbach war nach nur diesen 30 Wurf auf einmal mit 100 Kegel im Hintertreffen … BOOOOOMM, das hat gesessen. Angeschlagen beendete der Gastgeber das Startdrittel. Markus Wacker musste mit 591 Kegel den besten Schwabsberger, Mathias Dirnberger mit 658 Kegel ziehen lassen und Maurice Sobott hatte mit 558 Kegel gegen Philipp Vsetecka (627 Kegel) keine Chance mehr.
Badische Geschütze bezogen Stellung
Bei 0:2 und einem Minus von 136 Kegel ging dann die Unterharmersbacher Starttaktik nicht wirklich auf. Wenn man jedoch bedenkt, dass Philipp Vsetecka mit einer 187er Bahn lediglich 627 Kegel im Endergebnis erzielte, kam Unterharmersbach noch mit drei blauen Augen davon. Die Gesichter im Zuschauerraum waren lang, manche Köpfe gesenkt. Doch die Spieler wussten, hier ist noch nichts verloren, denn die Badischen Geschütze bezogen nun Stellung. Doch mussten sie nun heftiger zurückschlagen wie geplant, Alles oder Nichts, Sekt oder Selters. Das Schlüsselduell sollte Bollack gegen Lallinger werden, denn das war der dritte, für Schwabsberg notwendige Mannschaftspunkt, welchen sie sich ausgerechnet hatten, um einem drohenden Unentschieden oder gar einem Sudden Victory aus dem Weg zu gehen. Dass es Volz gegen Schondelmaier mehr als schwer haben wird hatten die Gäste somit berechnet.
Axel Schondelmaier verteidigte seine 114 Volle auf der ersten Bahn gegen ein fulminantes 79er Räumen von Marcel Volz um knappe zwei Kegel. Auch Wolfgang Bollack konnte wegen zwei Kegel die erste Bahn gegen Manuel Lallinger knapp gewinnen. Satzgewinne, doch der Rückstand war immer noch über 130 Kegel. Auf der zweiten Bahn machte Unterharmersbach weiter Druck, die Schwabsberger Akteure konnten nicht folgen und so schraubte Unterharmersbach nun auch den Kegelrückstand auf unter 100 zurück. Axel Schondelmaier gewann auch den dritten Satz vorentscheidend gegen Marcel Volz. Doch Manuel Lallinger schlug mit 177 Kegel zurück, verkürzte den Satzrückstand auf Wolfgang Bollack auf 1:2 und konnte nun selbst in diesem Duell mit einem Kegel in Führung gehen. Der Rückstand stieg wieder an die 100 Kegel an und Bollack musste auf der letzten Bahn Lallinger wieder in Schach halten, um Unterharmersbach weiter im Spiel zu halten.
Wolfgang Bollack dominierte die letzte Bahn
Und nun setzte Unterharmersbach zum Nackenschlag aus. Geburtstagskind Wolfgang Bollack dominierte die letzte Bahn und entschied sein Duell mit 3:1 und 629 zu 604 Kegel gegen Manuel Lallinger und machte sich somit selbst das schönste Geschenk. Parallel feuerte Axel Schondelmaier nun aus vollen Rohren. Marcel Volz (598 Kegel) stand unter Dauerbeschuss, mit einer gigantischen Schlussbahn von 196 Kegel (!) donnerte der Unterharmersbacher Nationalspieler nicht nur den erst kürzlich aufgestellten Bahnrekord auf 686 Kegel hoch, sondern auch den Rückstand auf überschaubare 23 Kegel runter. Unterharmersbach glich einem Tollhaus, als das große Ziel »Final Four« bei 2:2 Mannschaftspunkten und Minus 23 Kegel wieder in greifbarer Nähe war. Zumal Bollack und Schondelmaier den beiden nächsten Unterharmersbacher Bollwerken Koell und Dräger Platz machten.
Neuer Bahnrekord mit 3795 Kegel
Doch auch die Schwabsberger Schlussleute Cekovic und Endrass sind keineswegs als Platzpatronen bekannt. Vor rund 120 Zuschauern peitschte dann das Publikum unaufhaltsam weiter. Frédéric Koell und Pascal Dräger nahmen dann die Fährte weiter auf und ließen vor den Augen von Bürgermeister Günter Pfundstein, Ortsvorsteher Hans-Peter Wagner und Verbandspräsident Holger Zurek nicht mehr locker. Koells 179er Startbahn und Drägers 182 Kegel auf der zweiten Bahn brachten das Spiel endgültig ins Wanken. Nun gab es kein Halten mehr. Damir Cekovic heftete sich zwar noch mal an Frédéric Koells Fersen, doch dieser ließ ihn mit einem 3:1 und 665 zu 609 Kegel deutlich abblitzen. Ronald Endras’ Widerstand war dann gegen Pascal Drägers 666 Kegel vollends gebrochen, beim KCS’ler blieb die Anzeige bei 571 Kegel stehen. Der KC Schwabsberg war nach unbändigem Kampfeswillen mit 6:2 geschlagen und mittlerweile blinkte mit 3795 Kegel erneut ein neuer Bahnrekord auf der Anzeige, knapp unter 3800!!!
Größter Erfolg der Vereinsgeschichte
Grenzenloser Jubel brach dann aus und die Spieler lagen sich in den Armen: Der SKC Unterharmersbach hat den größten Erfolg der Vereinsgeschichte eingefahren, die Qualifikation für das Endrundenturnier »Final Four« im Deutschen Pokal. Die Schwabsberger Kegelkameraden waren nicht nur von der Leistung sondern auch von der unglaublichen Atmosphäre im »Hombe« beeindruckt, zeigten sich mit den Glückwünschen von Mannschaftsführer Endrass bei der Spielabsage als wahre Sportfreunde und wünschten dem SKC beim Final Four alles Gute.
Das Endrundenturnier des Deutschen Pokals wird am 28. und 29. April in Ludwigshafen-Oggersheim ausgetragen. Ebenfalls qualifiziert haben sich Axel Schondelmaiers Ex-Club, der große SKV Rot Weiß Zerbst, welche sich erwartungsgemäß in Berlin mit 8:0 durchsetzten, der SV Geiseltal-Mücheln, welche zuhause Weiden mit einem knappen 5:3 ausschalteten und dem SKK Raindorf, welche im Bundesligaduell den leicht favorisierten SKC Bamberg bei Gleichheit in den Mannschaftspunkten von 4:4 und bei Kegelgleichheit von 3633 zu 3633 Kegel wegen den Satzpunkten von 13 zu 11 bezwangen. Ein herzliches Dankeschön geht an alle Unterharmersbacher Fans, welche diesen Tag für alle Anwesenden unvergesslich gemacht haben. »Super Hombe! Olééé!«