Landwirtschaftsmeister Lorenz Breig war 25 Jahre lang Ortsvorsteher von Oberentersbach. Beim Silvesterempfang wird er mit dem Ehrenring der Stadt Zell geehrt.
In Oberentersbach gilt bei den Kommunalwahlen das Mehrheitswahlrecht. Es gibt keine Wahllisten. Die sechs Bürgerinnen und Bürger, die von den Wählern die meisten Stimmen erhalten, ziehen in den Ortschaftsrat ein. Darunter war vor 25 Jahren auch Landwirtschaftsmeister Lorenz Breig. Allerdings lag er mit 28 Stimmen nur auf dem fünften Platz.
Die Nachfolge von Hubert Walter angetreten
„Eigentlich hätte Hermann Schwendemann vom Eckerhof die Nachfolge von Hubert Walter antreten sollen“, erinnert sich Lorenz Breig. Der hatte zwar die meisten Stimmen erhalten und lag auf Platz 1, wollte das Amt aber nicht übernehmen, da er als Lohnunternehmer auch für die Stadt Zell arbeitete. Die Wahl sei letztlich auf ihn gefallen. Daraus ist eine 25-jährige Amtsperiode als Ortsvorsteher von Oberentersbach geworden.
Damals habe er sich nicht vorstellen können, in die Kommunalpolitik zu gehen, blickt Lorenz Breig zurück. Dem Gemeinderat Franz Hoog von den Freien Wählern habe er einmal mit den Worten die Absage erteilt, dass er sich „unmöglich dieser Mupped-Show“ anschließen wolle. Dennoch sei es für ihn unbefriedigend gewesen, ab 1999 als Oberentersbach Ortsvorsteher Sitz und Mitspracherecht aber kein Stimmrecht im Zeller Gemeinderat zu haben.
Letztlich sei es Gemeinderat Hannes Grafmüller gewesen, der ihn Anfang 2004 in einem langen Telefonat – während er gerade mit dem Lkw unterwegs war – überzeugt habe, sich auf der Liste der CDU für den Gemeinderat aufstellen zu lassen. Lorenz Breig erhielt auch hier das Vertrauen der Bevölkerung, wurde drei Mal wiedergewählt und gehörte somit 20 Jahre lang dem Gemeinderat an.
Seine Bekanntheit als Ortsvorsteher habe ihm sicherlich bei der Kommunalwahl geholfen, ist Lorenz Breig überzeugt. Aber auch, dass er lange Jahre aktiver Handballspieler beim FV Unterharmersbach gewesen ist.
Gebürtiger Oberentersbacher
Lorenz Breig kennt das Oberentersbachertal und seine Menschen von Kindsbeinen an. „Meine Wiege stand hier auf dem Hof gerade drei Zimmer nebenan“, berichtet er beim Pressegespräch. Am gestrigen Sonntag konnte er seinen 64. Geburtstag feiern. Hier ist er mit einem Bruder und zwei Schwestern aufgewachsen. Nach der Grundschule wechselte Lorenz Breig an die Realschule in Gengenbach. 1985 hat er erfolgreich die Prüfung zum Landwirtschaftsmeister mit Schwerpunkt Forstwirtschaft abgelegt.
Schon drei Jahre zuvor hat er die Hofnachfolge angetreten, der seit dem Jahr 1797 im Familienbesitz ist. Im Leibgedinghaus neben dem Haupthaus leben heute seine Tochter und sein Sohn mit ihren Familien. Auch zwei Enkelkinder gehören zur Freude ihres Opas dazu.
Bis heute betreibt Lorenz Breig die Landwirtschaft im Haupterwerb. Zum Hof gehören 34 Hektar Wiesen, Ackerland und Wald. Bis 2005 war die Schweinezucht ein wichtiges Standbein. Später hat er auf Mutterkuhhaltung mit Direktvermarktung des Rindfleisches umgestellt.
Über die eigene Landwirtschaft hinaus hat Lorenz Breig Dienstleistungen angeboten und ist bis heute als Lkw-Fahrer im Einsatz. Schon seit über 20 Jahren arbeitet er als Aushilfsfahrer für die Firma Ketterer-Transporte und fährt Lebensmittel zu den Märkten im Südschwarzwald und bis zum Hochrhein aus.
Lange Jahre war sein Hobby das Handballspielen. Von 1979 bis 2001 trat er für den FVU an. Heute setzt sich Lorenz Breig gerne auf das Mountainbike, unternimmt gemeinsam mit weiteren Bikern schöne Touren und genießt die Geselligkeit auf der Gutta-Hütte oder auf der Kornebene.
Lotharschäden, Hofzu fahrten, Abwasserkanal
In seine 25-jährige Amtszeit als Ortsvorsteher ist gleich zu Beginn die Bewältigung der Lotharschäden gefallen. Der Umbau der Salzhütte, die Hofzufahrten und der Waldwegebau waren regelmäßige Aufgaben. Große Projekte waren der Ausbau der Abwasserkanalisation und die Umsetzung des Löschwasserkonzepts.
„Es ging immer um das Wohl von Oberentersbach und wir haben die Aufgaben angepackt, die notwendig waren“, stellt Lorenz Breig fest. Dabei sei es ihm immer wichtig gewesen, den Ortschaftsrat und die Bevölkerung mit einzubeziehen. Ein Glücksfall sei es auch gewesen, dass Monika Selinger vor 25 Jahren die Aufgabe als Protokollführerin übernommen und die Ratsarbeit aktiv begleitet habe.
Die Ehrung mit dem Ehrenring werde beim Silvesterempfang an ihn persönlich überreicht. „Ich sehe es aber als eine Auszeichnung für den gesamten Ortsteil Oberentersbach“, teilt Lorenz Breig diese Ehre mit dem Ortschaftsrat und der Bevölkerung. Besonders stolz ist er darauf, dass es gelungen ist, den Talfrieden zu erhalten und dass in der Bevölkerung ein großer Zusammenhalt besteht. Das führt auch immer wieder zu schönen Festen wie dem Talhock oder dem Fußballturnier „Sommerseite gegen Winterseite“.
Als Gemeinderat mit vielen Themen konfrontiert
Über Oberentersbach hinaus, so Lorenz Breig, sei er als Gemeinderat in den vergangen 20 Jahren mit vielen Themen konfrontiert gewesen. Viele kommunale Maßnahmen gehörten dazu, aber auch Entwicklungen in der heimischen Geschäftswelt und menschliche Schicksale. Besonders geschätzt habe er die Gemeinderäte Wolfgang Joos und Willi Isenmann. Diese seien für ihn Respektpersonen gewesen, von denen er viel gelernt habe.
„Gemeinderat heißt nicht nur die Hand heben“, stellt Lorenz Breig fest und macht damit deutlich, dass er manche Entscheidung kritisch sieht. Dazu gehört der Umgang mit Zuschüssen und Steuergeldern. Bei Fehlentscheidungen werde niemand zur Rechenschaft gezogen.
Prägend sei für ihn auch die Corona-Zeit gewesen. „Ich habe nicht verstanden, wie die Menschen miteinander umgegangen sind“, betont Lorenz Breig und zitiert den damaligen Hauptamtsleiter Ludwig Börsig, der festgestellt hat, dass sich durch Corona die Welt verändern werde. Genau so sei es gekommen. In ihm persönlich sei der Entschluss gereift, dass er sich nicht mehr bei den nächsten Kommunalwahlen aufstellen lasse.
Persönlich getroffen habe ihn, dass er wegen seiner öffentlichen Äußerungen zum Windkraftausbau mit einem Ordnungsgeld belangt wurde. Er habe bei dieser Sache das Gefühl gehabt, dass „die Bevölkerung an der Nase herumgeführt werde“. Für ihn sei die Stellungnahme ein Spagath gewesen.
Verantwortung für die Gesellschaft übernehmen
Schon 2023 hat Lorenz Breig seinen Entschluss öffentlich bekannt gemacht, dass er nicht mehr für das Amt des Ortsvorstehers zur Verfügung steht und nicht mehr für den Gemeinderat kandidiert. Nicht zuletzt sehe er sich nun in einem Alter, in dem es Zeit werde, den Platz für die nächste Generation freizumachen. Für ihn wäre es allerdings wünschenswert, wenn die Wahl über eine Bürgerliste und nicht über eine Partei oder Wählervereinigung stattfindet. Die Personen mit den meisten Stimmen ziehen dann in den Gemeinderat ein. Als gutes Beispiel nennt Lorenz Breig das Projekt „Zell 2023“, bei dem viele Einwohner freiwillig mitgemacht haben.
Lorenz Breig wünscht sich, dass es auch in Zukunft interessierte Bürgerinnen und Bürger gibt, die Verantwortung für die Gesellschaft übernehmen. Er selbst wurde am 9. Juni 2024 mit 58 Stimmen in den Ortschaftsrat gewählt und wirkt so weiter an Entwicklung von Oberentersbach mit.