Ziel des diesjährigen Frühjahrsausfluges der AWO Zell war die Stadt Konstanz am Bodensee.
Zwar war die Stimmung im bestens gefüllten Reisebus bei der Abfahrt morgens von Anfang an gut, allerdings richtete mancher seinen besorgten Blick zum Himmel, ob dieser wohl den ganzen Tag weinen wolle, wo doch eigentlich Engel reisten. Doch bereits nach der Begrüßung durch die stellvertretende AWO-Vorsitzende Angela Schätzle und spätestens bei der ersten Zwischenrast an der Raststätte Hegau zeigte sich, dass Petrus ein Einsehen hatte: Die Wolken rissen auf und die ersten Sonnenstrahlen gönnten einen weiten Blick über die Vulkankegel des Hegau bis hin zum noch fernen Bodensee. So war dann auch die Ankunft direkt am Hafen bei strahlendem Sonnenschein gleich eine tolle Begrüßung.
Skandalöses Denkmal
In einem der Lokale mit unmittelbarem Blick auf den See und die Schweizer Alpen nahm man zunächst eine Stärkung ein, um dann anschließend das bunte Treiben zwischen Konzilsgebäude und der Imperia zu genießen. Bernd Antes, lange Jahre in Konstanz zu Hause, berichtete von der abenteuerlichen Geschichte, als vor dreißig Jahren die Statue »heimlich« am Hafeneingang aufgebaut und im Rahmen eines großen Festes feierlich enthüllt worden war. Die Aufregung bei vielen Konstanzern, die sich eine eher bürgerliche Empfangsfigur an der Hafeneinfahrt versprochen hatten, war zunächst riesengroß. Doch nachdem selbst das Denkmalamt keine Einwände erhob und die Imperia von Jahr zu Jahr mehr Besucherzulauf erlebte, sahen die meisten ein, dass diese »freche« Erinnerung an das größte Ereignis der Stadt, das dortige Konzil von 1414 bis 1418, auch seinen Platz verdiente.
Damals und heute
Danach trennten sich die Wege der Reisegesellschaft. Die einen genossen das herrliche Wetter und verweilten direkt am See und im naheliegenden Stadtgarten, nicht ohne sich ab und an über das Wetter zu Hause in Zell kundig zu machen. Die anderen nahmen an einer Stadtführung durch Bernd Antes teil. Diese führte von der Marktstätte mit dem Kaiserbrunnen zum eindrucksvollen Rathaus im Renaissance-Stil und zum oberen Markt, der »guten Stube« der Konstanzer. Hier wurde früher Gericht gehalten und hier stand man am Pranger. Heutzutage finden dort die großen Fasent-Veranstaltungen statt, wobei manche sagen, es gäbe bisweilen durchaus einmal Ähnlichkeiten von damals zu heute. Ein Hochhaus aus dem Mittelalter am oberen Fischmarkt und das Haus zum goldenen Löwen, ein großartig bemaltes Haus aus dem 16. Jahrhundert, fand allseits Bewunderung, wie auch die Bemalung in der Stefanskirche aus der gleichen Zeit.
Ganz andere Eindrücke erhielt man dann beim »Triumphbogen«, den Peter Lenk bereits 1994 aufgestellt hatte. Frech, oft treffend, teilweise auch unverschämt stellt er mit seinem Brunnen die Auswüchse unserer Autogesellschaft dar. Eigentlich hätten die Konstanzer ahnen können, dass sie von ihm auch etwas Aufregendes zu erwarten hatten, als sie ihn mit einer Figur am Hafeneingang beauftragten und mit der Imperia ja dann auch erhielten.
Flanieren im Stadtgarten
Schließlich trafen sich beide Gruppen im Münster wieder, wo Bernd Antes die wechselvolle Geschichte des ehemaligen Bischofssitzes schilderte, welcher nach der Bischofswahl des Freiherrn von Wessenberg 1827 durch den Vatikan nach Freiburg verlegt wurde. Gemeinsam flanierte man am Theater, dem ältesten Sprechtheater Deutschlands, sowie beim edlen Insel-Hotel vorbei und nahm schließlich mit einem Spaziergang durch den Stadtgarten mit Blick auf See und Alpen Abschied von einer immer wieder besuchenswerten Stadt.
Kleine Beiträge von Bernd Antes, etwa zum Konstanzer Konzil mit seinen drei Päpsten, wie auch zum dortigen Schicksal des Jan Hus oder zum eigentlich skurrilen Auftritt von Friedrich II in der Stadt, rundeten auf der Heimfahrt eine AWO-Frühjahrsfahrt ab.