Die Grüne Liste Zell hatte in Zusammenarbeit mit dem Grünen Ortsverband Mittleres Kinzigtal eine Veranstaltung zum Thema Klimawandel und CO2-Verbrauch organisiert. Der Referent Dr. Mario Hüttenhofer war eingeladen, das Konzept der »Kohlenstoffsteuer mit Dividende« als wirksame Maßnahme gegen den Klimawandel vorzustellen.
Dr. Mario Hüttenhofer ist promovierter Chemiker, Unternehmer und an der Hochschule Albstadt-Sigmaringen tätig. Er beschäftigt sich mit dem Klimawandel und kandidiert für das Europaparlament. Der Vortrag begann mit der Erläuterung grundlegender Zusammenhänge. Kohlendioxid wurde über viele Millionen Jahre der Atmosphäre entzogen, indem abgestorbene Pflanzen als Kohle, Erdöl oder Gas in die Erde eingelagert wurden. Dieser Prozess hat zu dem verhältnismäßig stabilen Klima geführt, das wir heute kennen. Aus den erdgeschichtlichen Schwankungen (-6° Eiszeit bis +4° Warmzeit) lässt sich zweifelsfrei ablesen: Steigt der Kohlendioxidgehalt in der Luft, steigt auch die Durchschnittstemperatur auf der Erde. Das Eis schmilzt ab und der Meeresspiegel steigt. Je höher der CO2-Gehalt in der Luft, desto drastischer die Auswirkungen wie Fluten, Dürren und massive Wanderungsbewegungen.
Umgerechnet auf die heutige Atmosphäre bedeutet das, die Freisetzung von weiteren 800 bis 1.200 Gigatonnen CO2 wird einen Anstieg der Durchschnittstemperatur vom langjährigen Mittel um 2° bewirken. Dieser Temperaturanstieg wird von der Wissenschaft als »gerade noch verträglich« für unsere Zivilisation eingeschätzt.
Derzeit werden jährlich 33 Gigatonnen CO2 durch die Verbrennung von Kohle, Öl und Gas freigesetzt. Damit wäre die Restmenge an CO2 in 15 bis 20 Jahren aufgebraucht und ein Temperaturanstieg um 2° erreicht.
Eine drastische und schnelle Reduzierung des weltweiten CO2-Ausstoßes ist also unumgehbar. Das kann nur gelingen, wenn die Einsparung von CO2 zum lukrativen Geschäft wird. Alles was an Kohle, Öl und Gas aus der Erde gefördert wird, landet früher oder später als CO2 in der Luft. Deshalb setzt sich der Referent, sowie auch führende Wissenschaftler und Verbände, für eine Dekarbonisierung der Wirtschaft durch die Kohlenstoffsteuer ein.
Aktuell wird eine Besteuerung des Ausstoßes von CO2 diskutiert. Im Gegensatz dazu wird die Kohlenstoffsteuer auf die Förderung bzw. die Einfuhr von Kohle, Öl und Gas erhoben. Sie ist effektiver, weil sie von vornherein alle wirtschaftlichen Aktivitäten erfasst, die auf Kohlenstoff beruhen. Kohlenstofffreie Waren werden konkurrenzfähiger und Kohlenstofffreiheit wird zum Entwicklungsziel.
Die Kohlenstoffsteuer wird die weniger wohlhabenden Bürger über steigende Preise für kohlenstoffhaltige Produkte und Dienstleistungen stärker belasten, als die Wohlhabenden. Deshalb sollen die Einnahmen aus dieser Steuer als Kohlenstoffdividende gleichmäßig an alle Bürger ausgeschüttet werden. Davon profitieren insbesondere diejenigen Bürger, die einen niedrigen Kohlenstoffverbrauch haben. Somit haben die weniger wohlhabenden Bürger eine effektive Möglichkeit, ihr Einkommen zu steigern. Es wird ein sozialer und volkswirtschaftlicher Ausgleich geschaffen, der diese Vorgehensweise erfolgreich machen kann.
Skeptiker werden einwenden, das funktioniert doch nie. Tatsache ist, dass eine Kohlenstoffsteuer mit Dividende im Jahre 2008 erstmals in einer kanadischen Provinz eingeführt wurde. Aufgrund des Erfolges wurde sie inzwischen Bestandteil des Klimaschutzkonzeptes von ganz Kanada. Darüber hinaus wird Erderwärmung eine dramatische Änderungen erzwingen, die diejenigen Volkswirtschaften umso härter treffen, die nicht rechtzeitig in kohlenstoffvermeidende Konzepte und Technologien eingestiegen sind.
Der Klimawandel geht uns alle an, effektiver Klimaschutz ist machbar, es ist spät aber nicht zu spät und eine dekarbonisierte Wirtschaft könnte sogar Spaß machen. Das ist die Botschaft, die die zahlreichen Teilnehmer nach einer angeregten Abschlussdiskussion mit nach Hause nehmen konnten.