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Zum Thema: »Verantwortliche haben versagt« in der Ausgabe 126/218
Gut, dass die Dinge, die jeden Christen ob katholisch oder evangelisch seit Jahren bedrücken, in Oberharmersbach angesprochen worden sind. Wer wünscht sich keinen Neuanfang. Schön wäre es, könnte ein Schlussstrich unter die Entsetzlichkeiten gezogen werden und die Gemeindeglieder in der Ökumene könnten wieder den Kopf heben. Aber so schnell geht das nicht, wie auch die Verantwortlichen der Kirchen genau wissen.
Zwei Dinge sind bei allem Lob für die Oberharmersbacher Gemeinde zu sagen: In meiner Amtszeit erlebte ich mehrmals, wie katholische Kollegen einfach in der Versenkung verschwanden. Zuerst in Gengenbach und zuletzt in Zell a. H. Zu einer wirklichen Aufarbeitung gehört auch, dass die Öffentlichkeit irgendwann einmal erfährt, was aus den Pfarrern geworden ist. Ist ihnen vielleicht mit ihrer Abberufung schweres Unrecht widerfahren oder haben sich die Verdachtsmomente so erhärtet, dass sie für immer des Amtes enthoben werden mussten. Die Kirche muss endlich aufhören, alles in eigener Regie zu klären, das heißt es zu vertuschen. Was also wurde aus den Kollegen Hildenbrand und Richard?
Weiter, nach der Lektüre des Berichts vom Gottesdienst beim Patrozinium, hatte ich den Eindruck, man habe im ehemaligen Bischof von Freiburg einen Sündenbock gefunden. Das ist ein Kennzeichen autoritärer Regime, jemanden zum Sündenbock zu erklären, wenn endlich die Decke zu kurz geworden ist, die die Verbrechen bisher zudeckte. Das darf in der Kirche nicht (mehr) geschehen. Die Aufklärung und der erste Schritt zum Besseren geschieht vor Ort, so wahr jeder in Mitleidenschaft gezogen worden ist, der sich Christ nennt.
Martin Brunnemann, Evang. Pfarrer
Zell am Harmersbach