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Biberach | 18.04.2019

Komplexeste Technik zur Rettung von Menschenleben fasziniert

Unimog- und Schlepper-Freunde Biberach besuchen Standort der DRF Luftrettung am Baden-Airpark

Foto:
Zum Abschlussfoto positionierten sich die Schlepper-Freunde vor einem echten Rettungshubschrauber. Er kostet zwischen sieben und zwölf Millionen Euro. Foto: Gerhard Große
von Gerhard Große

Am 11. April gab es eine besondere Ausfahrt der Unimog- und Schlepper-Freunde Biberach zusammen mit den Kameraden der Regionalgruppe »Ortenau-Elsass« und »Mittelbaden«. Es ging nach Baden-Baden zu einer Besichtigung der Hubschrauber-Werft der »DRF Deutsche Luftrettung« im Baden-Airpark.

Zum Abschlussfoto positionierten sich die Schlepper-Freunde vor einem echten Rettungshubschrauber. Er kostet zwischen sieben und zwölf Millionen Euro.
Das Netz an Standorten ist eng. So ist im Notfall der Rettungshubschrauber in zehn Minuten da.

Aufgrund der Absage einer anderen Gruppe konnte Mitglied Herbert Weh kurzfristig die Unimog-Gemeinschaft anschreiben und so 18 Mitglieder und Freunde zu einer Besichtigung der Hubschrauber-Werft gewinnen.

Nach dem herzlichen Empfang mit Kaffee erläuterte Sven Kik in einer 45-minütigen Präsentation die Entwicklung der Luftrettung in Deutschland, vor allem bezogen auf die DRF Luftrettung. Über 40.000 Einsätze fliegt die Flotte der DRF Luftrettung jedes Jahr – eine unglaubliche Zahl. Die DRF beschäftigt 170 Piloten, 120 Notfallsanitäter, 570 Notärzte und 130 Techniker. Es werden bundesweit 29 Luftrettungsstationen betrieben. In unserer Umgebung sind sie in Freiburg, Villingen, Karlsruhe, Mannheim und Stuttgart. Die Flotte umfasst mehr als 50 Hubschrauber und zwei Lear-Jets als Ambulanzflugzeuge.

Modernste Werft Deutschlands

Die Hubschrauber-Werft im Baden-Airpark ist die modernste ihrer Art in Deutschland und wurde erst vor einigen Jahren gebaut. Acht Docks ermöglichen die gleichzeitige Wartung von acht Hubschraubern. Wenn Kapazitäten frei sind, werden auch Hubschrauber anderer Organisationen und Eigentümer gewartet. Zusätzlich gibt es noch Wartungsteams, die die kleineren Wartungen direkt an den Stationierungsorten der Rettungshubschrauber vornehmen.

Sicherheits-Bereich

Die eigentliche Werft ist als Sicherheitsbereich mit eingeschränktem Zugang ausgebildet. Man versteht das sofort, denn es geht dort um Leben und Tod: Neben einem riesigen Lager für Ersatzteile gibt es dort auch verschiedene sogenannte »Shops« (Werkstätten): eine Elektronik-Werkstatt für die Instrumente und allgemeine Elektronik, eine Batterie-Werkstatt für die Wartung und Prüfung der Batterien, eine »Sheet Metal« Werkstatt für die Blechbearbeitung, eine »Component« Werkstatt für Arbeiten an Fiberglas und Verkleidungsteilen und eine »Engine«-Werkstatt für die Triebwerks-Instandsetzung und Wartung.

Triebwerk als kritischste Komponente

Ein Hubschrauber hat in der Regel zwei Turbinen-Triebwerke. Der Rotor dreht sich dabei mit sagenhaften 50.000 Umdrehungen/Minute. Da dies aber für den Rotor zu schnell ist, wird über ein Reduktionsgetriebe eine Drehzahl von 420 Umdrehungen/Minute an den Rotor und die Rotorblätter weitergegeben. Die Drehzahl ist übrigens konstant – Flugbewegungen werden ausschließlich durch die Veränderung des Anstellwinkels der Rotorblätter durchgeführt. Die Turbine schaufelt 2,5 Kubikmeter Luft pro Sekunde in das Triebwerk. Das ist auch für die Kühlung wichtig: die Abgase müssen von über 1.400 Grad auf 300 Grad herunter gekühlt werden. Für eine komplette Wartung wird die gesamte Turbine zerlegt – der Mitarbeiter hat dann über 2.500 Einzelteile auf seinem Arbeitstisch, die gereinigt, geprüft und gegebenenfalls nach Wartungsplan ausgetauscht werden müssen. Jedes einzelne Teil hat eine eigene Seriennummer und bei der erneuten Montage wird jede Seriennummer in ein Protokoll eingetragen. Ein zweiter Mann kontrolliert nach jedem Arbeitsschritt die Arbeit des Monteurs. Jeder Arbeitsschritt wird dann von beiden per Stempel in einem um­fangreichen Dokumentationsprotokoll eingetragen. So ist jederzeit klar, wer welches Bauteil wann und in welchem Triebwerk ein- oder ausgebaut hat.

Ein Triebwerk bestehend aus zwei Turbinen produziert rund 700 PS an Leistung und verbraucht an die 200 Liter Kerosin pro Stunde. Der Tankvorrat von etwa 500 Litern reicht also für rund 2,5 Stunden Flugzeit. Der Tank ist im Boden des Hubschraubers untergebracht.

Sicherheit geht vor

Sicherheit ist in der gesamten Arbeitskette der Hubschrauber-Wartung die obers­te Maxime. Schon kleinste Nachlässigkeiten können eine Katastrophe nach sich ziehen. Die Mitarbeiter in der DRF Luftrettungswerft sind hervorragend ausgebildet und arbeiten immer nach dem Prinzip »Qualität vor Geschwindigkeit«. An jedem Arbeitsschritt, und sei er noch so einfach, hängen Menschenleben.

Dazu kommt die konsequente Fortführung des Vier- oder Sechs-Augen-Prinzips. Niemand arbeitet alleine, alle arbeiten in einem Team. Die Sorgfalt und das Pflichtbewusstsein der Mitarbeiter der DRF Luftrettung konnte man beim Rundgang förmlich spüren. Piloten, Ärzte, Patienten – ihr Leben hängt von den Mitarbeitern der Werft ab.

Geschwindigkeit rettet Leben

Die Helikopter können in einem Radius von 60 Kilometer innerhalb von zehn Minuten vor Ort sein. Nur zwei Minuten nach der Alarmierung hebt der Rettungshubschrauber vom Standort ab und fliegt mit bis zu 278 km/h an den Einsatzort. Das Netz der Standorte ist so engmaschig, dass in ganz Deutschland diese zehn Minuten erreicht werden können. Die DRF betreibt inzwischen sogar zehn Stationen, die mit nachtflugfähigen Hubschraubern und Besatzungen ausgestattet sind. Dies war in der Vergangenheit nicht möglich. Rettungseinsätze erfolgten nur bei Tag und bei guten Sichtverhältnissen.

Abschlussfoto vor einem der »Quirls«

Nach einem gut einstün­digen Rundgang durch die Werft, bei der vor allem der Triebwerksbereich das Interesse der Besuchergruppe anzog, konnte noch ein Gemeinschaftsbild vor einem der Rettungshubschrauber gemacht werden. Die Teilnehmer waren begeistert vom Rundgang und vor allem davon, dass man auch wirklich »mittendrin« war im Geschehen. Nicht nur aus weiter Entfernung, sondern nah am Objekt.

Imposant waren auch die Zahlen zu den Kosten. So kostet ein Rettungshubschrauber zwischen sieben und zwölf Millionen Euro, ein einziges Rotorblatt etwa 100.000 Euro und ein Triebwerk 750.000 Euro.

Mit mehrfachem Applaus bedankten sich die Besucher bei den Mitarbeitern der DRF Flugrettung für die überaus interessante Führung, die vielen Informationen und die freundliche Aufnahme. Auch der eigentliche Initiator, Herbert Weh, erhielt von seinen Kameraden einen großen Applaus als Dank dafür, dass er diesen Besuch überhaupt möglich gemacht hat.

Im Übrigen kam noch der Hinweis, dass die DRF Luftrettung am Sonntag, 29. Juni 2019, einen »Tag der offenen Tür« veranstaltet – das sollte sich jeder im Kalender vermerken. Denn es gibt dort bestimmt einige Aktionen und Vorführungen.

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