Nach einem ausgefüllten Leben ist Dr. jur. Karl Jehle am Sonntag im Alter von 89 Jahren verstorben. Zeitlebens war er in Beruf, Familie und in der Gemeinschaft seiner Heimatgemeinde hoch engagiert. 22 Jahre lang gehörte er dem Gemeinderat an, davon 16 Jahre lang als 1. Stellvertreter des Bürgermeisters. Dr. Karl Jehle war eine der großen Persönlichkeiten von Biberach.
Die Wiege von Karl Philipp Jehle stand in Biberach, wo er mit zwei jüngeren Geschwistern aufgewachsen ist. Er besuchte das Schillergymnasium in Offenburg, konnte das Abitur aber erst im Jahr 1947 nach der Rückkehr von Wehrdienst und Kriegsgefangenschaft ablegen. Nach einem intensiven Studium an der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät der
Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg legte er im Sommer 1951 die Staatsprüfung ab und promovierte mit 24 Jahren als einer der jüngsten Doktoren seiner Fakultät.
Während seines Studiums absolvierte Karl Jehle zusätzlich eine Berufsausbildung zum Brauer und Mälzer und legte 1954 vor der Handwerkskammer in München die Prüfung zum Braumeister ab. So übernahm er als Jurist und Handwerksmeister ab 1952 leitende Aufgaben in der Biberacher Familienbrauerei und später auch in der von ihm gegründeten Ortenauer Getränke-Vertriebsgesellschaft. Sowohl die Familienbrauerei als auch die OGV konnte Dr. Jehle zu florierenden mittelständischen Betrieben ausbauen. In der Blütezeit beschäftige das Unternehmen über 40 Mitarbeiter, regelmäßig wurden junge Menschen in kaufmännischen und handwerklichen Berufen ausgebildet. Erst 45 Jahre nach seinem Eintritt gab Dr. Jehle im Jahr 1997 beide Betriebe aus gesundheitlichen Gründen ab. Danach widmete er sich bis ins hohe Alter der Verwaltung der Firmengrundstücke. Eine Tätigkeit, die bis vor wenigen Jahren ausübte.
Träger des Bundesverdienstkreuzes
Seiner Heimatgemeinde Biberach diente Dr. Karl Jehle über 22 Jahre als Gemeinderat, davon 16 Jahre als 1. Stellvertreter des Bürgermeisters. Seine berufliche Kompetenz und sein Wissen als Jurist waren beim Verwaltungsausschuss des Arbeitsamtes Offenburg, beim Berufsausbildungsausschuss der IHK in Offenburg, Lahr und Freiburg gefragt. Er wurde in die Steuerausschüsse des Deutschen Brauerbundes und in den Steuerausschuss der EG nach Brüssel berufen. Die Sparkasse Zell hatte Dr. Jehle 35 Jahre in ihren Verwaltungsrat geholt. Bereits 1983 wurde Dr. Jehle für seine umfangreiche öffentliche Tätigkeit mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet.
Engagiert in Vereinen und Kirche
Die Biberacher Vereine hatten in Dr. Jehle stets ein aktives Mitglied und einen großen Förderer. Er war fast 10 Jahre 1. Vorsitzender des Musikvereins und gründete die Jugendkapelle. Der DLRG stand Dr. Jehle 17 Jahre als Gründer und 1. Vorsitzender der Ortsgruppe Biberach vor. Wichtig ist ihm stets die Ausbildung junger Menschen gewesen, sie zur Selbstverantwortung heranzuführen und sie für das Leben zu stärken.
In die katholische Kirchengemeinde brachte der engagierte Unternehmer seine Fähigkeiten ein. Er gehörte ab 1954 über 40 Jahre dem Stiftungsrat an und war für zwei Perioden Pfarrgemeinderatsvorsitzender. In seiner Zeit wurden der Neubau der Pfarrkirche und die Erweiterung des Kindergartens durchgeführt.
Während Dr. Karl Jehle seine zahlreichen Ehrenämter mit dem Alter nach und nach abgegeben hat, blieb er bis zu seinem 85. Lebensjahr seiner großen Leidenschaft, dem Chorgesang, treu. Fast sieben Jahrzehnte gehörte er dem Biberacher Kirchenchor an. In jungen Jahren verstärkte er als Solist auch benachbarte Chöre.
Auch seiner Familie galt das besondere Augenmerk von Dr. Jehle. Im Jahr 1952 heiratet er Anna Verena Matt aus Biberach, mit der er 54 Jahre gemeinsam durchs Leben gegangen ist. Drei Kinder sind aus ihrer Ehe hervorgegangen, die mit ihren Familien im Raum Freiburg leben. Dr. Jehle war besonders stolz darauf, dass alle drei Kinder in seine beruflichen Fußstapfen getreten sind und ebenfalls Jura studiert haben. Sieben Enkel trauern heute um ihren fürsorglichen Opa.
Im Jahr 2002 konnten Karl und Anna Jehle noch das Fest der goldenen Hochzeit feiern, vier Jahre später hat er seine Ehefrau, der seine ganze Liebe galt, verloren. Danach lebt Dr. Karl Jehle zurückgezogen im schönen Eigenheim in der Friedenstraße, wo er sich durch regelmäßige Gartenarbeiten und Bewegung fit gehalten hat. Im Jahr 2016 machte sein gesundheitlicher Zustand den Umzug in das betreute Wohnen im Caritas-Seniorenzentrum St. Gallus notwendig. Dort ist Dr. Karl Jehle nun nach einem ausgefüllten Leben friedlich eingeschlafen. Seinen Angehörigen gilt die herzliche Anteilnahme.