In sechs Kommunen der Ortenau müssen Bürger länger auf schnelles Internet warten.
Der Glasfaserausbau in Friesenheim und Steinach beginnt statt 2025 erst Anfang 2026. In Ottenhöfen, Berghaupten, Oberwolfach und Nordrach verschiebt sich der Start sogar auf Mitte 2026. Dies teilte die Breitband Ortenau GmbH & Co. KG mit.
Unternehmen setzt neue Prioritäten
Das Telekommunikationsunternehmen Unsere Grüne Glasfaser (UGG) hat seine Ausbaustrategie angepasst. „Anstatt viele Gemeinden gleichzeitig aufzureißen, priorisieren wir nach technischer Realisierbarkeit“, erklärt Ralf Stratmann, Head of Expansion bei der UGG. Entscheidend sei, dass Backbone-Anbindungen und Hauptverteiler funktionieren, bevor Hausanschlüsse mit Internet versorgt werden können.
Ein weiterer Grund für die Verzögerung ist die Integration des 2024 übernommenen Unternehmens Infrafibre Germany (Leonet/BBV). Die UGG will Synergien in Planung, Kapazität und Vermarktung nutzen, um die laufenden Projekte schneller abzuschließen.
Hybrides Ausbaumodell
Alle sechs betroffenen Kommunen werden im Verbundmodell erschlossen: Die UGG baut die Innenbereiche auf eigene Kosten aus, während die Breitband Ortenau mit staatlicher Förderung die Außenbereiche anbindet. Für diesen kombinierten Ausbau investiert die UGG über zwölf Millionen Euro in verbindende Trassen.
„Das hybride Ausbaumodell ist eine Erfolgsgeschichte“, betont Josef Glöckl-Frohnholzer, Geschäftsführer der Breitband Ortenau. „Die UGG investiert dort, wo sie wirtschaftlich arbeiten kann – wir bauen dort, wo öffentliche Förderung greift.“ Die aktuelle Verzögerung betreffe ausschließlich den eigenwirtschaftlichen Teil und habe keine Auswirkungen auf geförderte Maßnahmen.
Weitere Ausbauplanung läuft parallel
Die Breitband Ortenau treibt parallel den staatlich geförderten Ausbau voran. Noch 2025 sollen die Netzbauausschreibungen für 16 weitere Kommunen veröffentlicht werden. Für die Phasen 2 und 3 dieses Programms sind Investitionen von rund 170 Millionen Euro vorgesehen. Bis 2027 sollen etwa 5.300 zusätzliche Gebäude ans Glasfasernetz angeschlossen werden. „Natürlich bedauern wir, dass einige Gemeinden nun etwas länger warten müssen“, erklärt Glöckl-Frohnholzer. Wichtig sei, dass alle geplanten Kommunen erschlossen werden – und zwar so, dass das Netz am Ende stabil, vollständig und zukunftsfähig ist.“
Verzögerung kein Einzelfall
Die aktuellen Verzögerungen reihen sich in eine Geschichte wiederholter Geduldsproben beim Glasfaserausbau in der Region ein. Bereits in der Vergangenheit kam es mehrfach zu erheblichen Bauverzögerungen.
So mussten 2022 die Bauarbeiten komplett eingestellt werden, nachdem die von UGG beauftragte Tiefbaufirma Ezentis Insolvenz anmelden musste. Erst im Mai 2023 wurden die Arbeiten mit dem neuen Auftragnehmer Insyte wieder aufgenommen. Zusätzliche Verzögerungen entstanden durch witterungsbedingte Winterpausen.