<\/div>\n\n
Gabriele Spitzm\u00fcller kam am 23. August 1931 in Villingen auf die Welt. Ihr Vater war Kreisamtmann, die Mutter versorgte einen landwirtschaftlichen Betrieb. Nach dem f\u00fcnfj\u00e4hrigen Besuch der Volksschule wechselte sie auf das Gymnasium in Villingen. An der h\u00f6heren Handelsschule schloss sie erfolgreich eine kaufm\u00e4nnische Ausbildung ab.<\/p>\n
In Europa zuhause<\/h3>\n
Im Jahre 1951 verlie\u00df sie Villingen, \u00bbum f\u00fcr das Leben zu lernen\u00ab. Drei Jahre lang lebte sie in England, zun\u00e4chst auf einer Farm, dann bei einer j\u00fcdischen Dame. Dort lernte sie nicht nur die englische Sprache, sondern kam auch mit der Finanzwelt und der Kunstszene in Kontakt. Danach lebte und arbeitete sie in S\u00fcdfrankreich bei einer kinderreichen Familie und anschlie\u00dfend verbrachte sie ein halbes Jahr in Spanien, um ihre Spanisch-Sprachkenntnisse zu verbessern.<\/p>\n
Verliebt auf einer Wahlversammlung<\/h3>\n
Zur\u00fcckgekehrt nach Villingen, sollte sich ihr Leben noch einmal entscheidend \u00e4ndern. Ihr Vater, der auch Pr\u00e4sident des Landwirtschaftlichen Hauptverbands war, nahm an einer Wahlversammlung in Langenschiltach teil. Sie begleitete ihn, obwohl \u00bbsie sich f\u00fcr Politik damals kaum interessiert habe\u00ab. Als sie ihren Vater nach der Versammlung abholte, stand er mit Kurt Spitzm\u00fcller aus Nordrach zusammen. \u00bbIch habe immer Gl\u00fcck gehabt, aber dieses Zusammentreffen war mein gr\u00f6\u00dftes Gl\u00fcck\u00ab, sagte sie oftmals zur\u00fcckblickend. Im April 1958 fand die denkw\u00fcrdige Hochzeit in Nordrach statt, denn Kurt Spitzm\u00fcller war damals schon Mitglied des Bundestags.<\/p>\n
Im Jahr 1962 bereicherte Sohn Heinz die junge Familie. Beruflich war er als Informatiker 18 Jahre bei SAP in der Schweiz und in Deutschland t\u00e4tig, davon die meiste Zeit in national wie international leitender Stellung, zuletzt als Senior Vice President. Aus eigener Betroffenheit wandte er sich danach der H\u00f6rakustik zu und f\u00fchrt seit 2008 ein von ihm gegr\u00fcndetes H\u00f6rakustikunternehmen mit Standorten in Wiesenbach und Frankfurt.<\/p>\n
Gabriele Spitzm\u00fcller als Klinik-Chefin<\/h3>\n
Gabriele Spitzm\u00fcller kam in Nordrach ihre gr\u00fcndliche Praxiserfahrung zugute. Kurt Spitzm\u00fcller war Eigent\u00fcmer des damaligen Kurhauses Nordrach und als Bundestagsabgeordneter nicht mehr in der Lage, das Kurhaus zu leiten. Sie \u00fcbernahm deshalb die wirtschaftliche Leitung dieses Lungensanatoriums. Im Jahre 1971 wurde das Haus umstrukturiert, um es k\u00fcnftig als Krebsnachsorgeklinik f\u00fchren zu k\u00f6nnen. Ein 16-st\u00fcndiger Arbeitstag sei damals die Regel gewesen, sagte sie ohne zu klagen.<\/p>\n
Die Gr\u00fcndung des Puppenmuseums<\/h3>\n
Zu ihren T\u00e4tigkeiten geh\u00f6rte auch, dass sie den Krebspatientinnen Bastelstunden anbot, in denen sie gemeinsam Puppen herstellten. \u00bbJede Frau hat als kleines M\u00e4dchen einmal ihr eigenes P\u00fcppchen gehabt\u00ab, und diese beliebte Besch\u00e4ftigung sollte sich noch auf andere Weise auswirken. Sie hatte im Herbst 1988 die Idee, mit der Gemeinde zusammen ein Puppenmuseum einzurichten, aber wo? Zun\u00e4chst wurde gepr\u00fcft, ob das leerstehende Dachgeschoss der Grundschule daf\u00fcr geeignet w\u00e4re. Am fehlenden Aufzug scheiterte letztendlich dieser Plan. Mehrere andere Standorte wurden diskutiert, bis die Eheleute Spitzm\u00fcller schlie\u00dflich ihr fr\u00fcheres Wohnhaus im Gewann K\u00fchlmorgen anboten.<\/p>\n
Der Gemeinderat stimmte freudig zu und ein gemeinsamer Vertrag sah vor, dass die Eheleute Spitzm\u00fcller die Kosten f\u00fcr den Umbau und die Einrichtung \u00fcbernahmen sowie die Exponate zur Verf\u00fcgung stellten. Frau Spitzm\u00fcller erkl\u00e4rte sich zudem bereit, die Leitung des Museums zu \u00fcbernehmen. Die Gemeinde wurde Betreiberin des Museums, erhielt die Einnahmen und \u00fcbernahm die Personal- und Sachkosten.<\/p>\n
Puppenlandschaften begeistern<\/h3>\n
Innenarchitekt Gerd Speck aus Bad Peterstal erhielt den Auftrag f\u00fcr die Planung und Bauleitung. Der Um- und Ausbau erfolgte z\u00fcgig und am 26. Juni 1991 konnte im Rahmen der Feierlichkeiten zum Jubil\u00e4um 100 Jahre Luftkurort Nordrach das Puppenmuseum Nordrach feierlich er\u00f6ffnet werden. Das Museum wurde innerhalb k\u00fcrzester Zeit ein Besuchermagnet. Die Besucherzahl lag j\u00e4hrlich deutlich \u00fcber 10.000, damit war es eines der bestbesuchten Museen im gro\u00dfen Ortenaukreis. Gabriele Spitzm\u00fcller war Motor und Seele des Museums, das lebte und sich st\u00e4ndig ver\u00e4nderte, durch neue Ausstellungsst\u00fccke, durch die jahreszeitliche Dekoration, durch Sonderausstellungen, durch bauliche Erweiterungen. Die einzelnen Puppen, so sch\u00f6n und ausdrucksvoll sie auch sind, entfalten ihre Wirkung vor allem in der Gruppe, im Thema, zu dem sie zusammengestellt sind, versehen mit vielem passendem Zubeh\u00f6r. \u00bbNicht so sehr die einzelnen Puppen, die Puppenlandschaften begeistern die Besucher\u00ab, so ein Zitat aus dem S\u00fcdkurier.<\/p>\n
Ehrenb\u00fcrger-W\u00fcrde<\/h3>\n
Der Gemeinderat Nordrach beschloss, Gabriele Spitzm\u00fcller f\u00fcr ihre Verdienste um das Museum zu ihrem 75. Geburtstag die Ehrenb\u00fcrgerw\u00fcrde zu verleihen. Dr. Martin Ruch war in der Feierstunde Laudator und best\u00e4tigte ihre au\u00dferordentliche Leistung, \u00bbFrau Spitzm\u00fcller habe mit dem Museum die Museumslandschaft in der Ortenau sehr bereichert.\u00ab B\u00fcrgermeister Vollmer damals: \u00bbMit ihrer Ernennung zur Ehrenb\u00fcrgerin haben sie eine weitere m\u00e4nnliche Bastion in unserer Gemeinde gest\u00fcrmt. Sie sind nun die erste Ehrenb\u00fcrgerin unserer Gemeinde, Sie und ihr Ehemann sind damit auch das erste Ehepaar, das diese seltene Auszeichnung erhalten hat.\u00ab<\/p>\n
Im Jahre 2014 schenkte das Ehepaar Spitzm\u00fcller der Gemeinde Nordrach das Grundst\u00fcck mit dem Museum und dem gesamten Inventar.<\/p>\n
Erste Frau im Gemeinderat<\/h3>\n
Ihr gro\u00dfes Engagement f\u00fcr Nordrach kam auch in ihrem Gemeinderatsmandat zum Ausdruck. Bei drei Gemeinderatswahlen, 1984, 1989 und 1994, sprach ihr die Bev\u00f6lkerung das Vertrauen aus. Zum Jahresende 1998 schied Frau Spitzm\u00fcller auf eigenen Wunsch aus dem Gemeinderat aus. Sie war die erste Frau, die dieses Amt in Nordrach begleitete.<\/p>\n
Lebensabend auf Mallorca<\/h3>\n
Im Jahre 1997 verkauften die Eheleute Spitzm\u00fcller ihre Kurklinik an die AWO, die schon seit 1983 P\u00e4chterin des Hauses war. Die letzten Lebensjahre verbrachten Kurt und Gabriele Spitzm\u00fcller in ihrem 1980 erbauten Wohnhaus im Neubaugebiet Grafenberg. Ein schwerer Schicksalsschlag traf Gabriele Spitzm\u00fcller, als am 15. Dezember 2014 ihr Ehemann im Alter von 93 Jahren verstarb. Sie lebte danach zur\u00fcckgezogen in ihrem Wohnhaus und wurde in den letzten Jahren von einer Sozialstation betreut. Im Jahr 2021 verlie\u00df sie Nordrach und verbrachte die letzten Monate auf Mallorca in einem Pflegeheim am Meer, ganz in der N\u00e4he ihres dortigen fr\u00fcheren Ferienhauses. In diesem hatte sie insbesondere von 1984 bis 2012 viel sch\u00f6ne Zeit mit ihrem Mann verbracht. Ihre Schwiegertochter Nicole und ihr 12-j\u00e4hriger Enkel Tarun Maurice, der auf Mallorca mehrsprachig aufw\u00e4chst, leben dort ganzj\u00e4hrig. Ihr Sohn Heinz ist so oft bei seiner Familie in Mallorca, wie es sein Gesch\u00e4ft in Deutschland zul\u00e4sst.<\/p>\n
Im stillen Gedenken<\/h3>\n
Am 10. Juli 2022 schloss Gabriele Spitzm\u00fcller f\u00fcr immer ihre Augen. Die Gemeinde Nordrach hat mit ihr eine au\u00dfergew\u00f6hnliche Pers\u00f6nlichkeit verloren. Die Trauerfeier mit Urnenbeisetzung ist in Nordrach in der zweiten H\u00e4lfte des Monats August vorgesehen.<\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"
Vom Sohn Heinz Spitzm\u00fcller kam die traurige Mitteilung, dass seine Mutter Gabriele Spitzm\u00fcller am 10. Juli 2022 im Alter von… weiterlesen<\/a><\/p>\n","protected":false},"author":11,"featured_media":103466,"comment_status":"open","ping_status":"closed","sticky":false,"template":"","format":"standard","meta":[],"categories":[196],"tags":[622],"institution":[],"coauthors":[2041],"aioseo_notices":[],"_links":{"self":[{"href":"https:\/\/www.schwarzwaelder-post.de\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/103570"}],"collection":[{"href":"https:\/\/www.schwarzwaelder-post.de\/wp-json\/wp\/v2\/posts"}],"about":[{"href":"https:\/\/www.schwarzwaelder-post.de\/wp-json\/wp\/v2\/types\/post"}],"author":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/www.schwarzwaelder-post.de\/wp-json\/wp\/v2\/users\/11"}],"replies":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/www.schwarzwaelder-post.de\/wp-json\/wp\/v2\/comments?post=103570"}],"version-history":[{"count":1,"href":"https:\/\/www.schwarzwaelder-post.de\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/103570\/revisions"}],"predecessor-version":[{"id":103571,"href":"https:\/\/www.schwarzwaelder-post.de\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/103570\/revisions\/103571"}],"wp:featuredmedia":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/www.schwarzwaelder-post.de\/wp-json\/wp\/v2\/media\/103466"}],"wp:attachment":[{"href":"https:\/\/www.schwarzwaelder-post.de\/wp-json\/wp\/v2\/media?parent=103570"}],"wp:term":[{"taxonomy":"category","embeddable":true,"href":"https:\/\/www.schwarzwaelder-post.de\/wp-json\/wp\/v2\/categories?post=103570"},{"taxonomy":"post_tag","embeddable":true,"href":"https:\/\/www.schwarzwaelder-post.de\/wp-json\/wp\/v2\/tags?post=103570"},{"taxonomy":"institution","embeddable":true,"href":"https:\/\/www.schwarzwaelder-post.de\/wp-json\/wp\/v2\/institution?post=103570"},{"taxonomy":"author","embeddable":true,"href":"https:\/\/www.schwarzwaelder-post.de\/wp-json\/wp\/v2\/coauthors?post=103570"}],"curies":[{"name":"wp","href":"https:\/\/api.w.org\/{rel}","templated":true}]}}