Bedingt durch die Erweiterung des Rathauses musste der Stadtbrunnen abgebaut werden. Die Lahrer Steinmetz-Firma Göhrig, bzw. deren Nachfolger Enrico Nuvolin haben diese Aufgabe übernommen.
Die Firma hat auch den Auftrag bekommen, in diesem Zuge die notwendige Sanierung und Restaurierung des 1889 erbauten Röhrenbrunnens durchzuführen. Vor kurzem wurde das Fundament gegossen, um die schweren Sandstein-Teile aufzunehmen. Jetzt hat die Firma mit dem Wiederaufbau begonnen. Die Gesamtkosten für Abriss, Sanierung, Ausbesserung und Wiedererrichtung nimmt die Stadt rd. 28.000 Euro in die Hand.
Bekanntester Sohn der Stadt
Sobald der Brunnen wieder steht, wird auch die gereinigte Stein Büste des Ritter von Buß wieder auf den Brunnen-Stock gesetzt werden. Bereits 1928 wurde der bekannteste Sohn der Stadt an dieser Stelle mit einer Büste geehrt. Diese war jedoch aus Bronze gegossen. Die jetzige dagegen besteht aus einem weißen Gestein. Die Bronze-Büste war auf Betreiben der Nationalsozialsten 1938 vom Sockel geholt worden.
Die Initiative für das Buß-Denkmal war seiner Zeit vom kath. Pfarrer Dr. Hermann Peter ergriffen worden. Peter machte aus seiner politischen Vorliebe für das katholische Zentrum keinen Hehl. Ritter-von-Buß hatte als Reichstags abgeordneter eben dieser Partei angehört. Dass der Vorschlag des Pfarrers, den Sohn der Stadt mit einem Bildnis mitten in der Stadt zu ehren, im Stadtrat nicht auf einhellige Zustimmung stieß, überrascht nicht. Doch fand sich dafür eine Mehrheit.
An einem Sonntag wurde schließlich das Denkmal eingeweiht. Zur Feier reiste auch der damalige Erzbischof Carl Fritz an. Als fünf Jahre später im Rathaus der Wind von rechts wehte, wurde die Büste in Frage gestellt. Um den Schein der Sachlichkeit zu wahren, sorgten die Gegner für ein Gutachten des Kreisbauamtes, wonach die Büste nicht ins Stadtbild passe. Folglich wurde sie 1938 abgenommen und im Bauhof abgestellt.
72 Bürger, darunter auch einige Frauen, unterschrieben den Protest gegen die Maßnahme und verlangten wenigstens eine Aufstellung bei der Wallfahrtskirche. Dort war schon 1933 von der Stadt ein ansehnlicher Sockel für die Buß-Büste Sohn aufgestellt worden. Dass es damals nicht zu einer Verlegung kam, scheint an Widerständen gescheitert zu sein. 1938 wurde darauf keine Rücksicht mehr genommen. Bürgermeister Adrian Kopf verschanzte sich hinter der neuerlichen Anordnung des Kreisbauamtes, dass eine Wiederaufstellung grundsätzlich nicht erlaubt wurde. 1942 ging die eineinhalb Zentner schwere Bronzebüste als »Metallspende des Deutschen Volkes« zur Einschmelzung in die Rüstung. Gleiches geschah bekanntlich mit den Glocken.
Büste wurde ein zweites Mal geschaffen
Nach dem Krieg kam der Wunsch auf, dem Ritter-von Buß die versagte Ehre wieder zu erweisen. Der Bildhauer, der einst die Büste geschaffen hatte, Jung in Jungingen, war noch im Besitz des Gips-Modells für den Bronzeguss. Aus Kostengründen kam jedoch in der Nachkriegszeit eine Büste in Bronze nicht in Frage. Man begnügte sich mit einem weißen Naturstein. Die Initiative für ein Buß-Denkmal ging vom Freibur- ger Bundestagsabgeordneten Karl Höfler, CDU, aus. Er bat seine Fraktionskollegen um eine Spende. Stadtrat Josef Kopf, der Bruder des vormaligen NS-Bürgermeisters Adrian Kopf, verkaufte in Zell Spendenkarten. Als Standort nahm man Vorlieb mit der Aufstellung bei der Wallfahrtskirche. Bundeskanzler Adenauer sandte zur Einweihung 1953 ein Grußtelegramm.
Beinah lautlos kehrte Buß 2013 wieder auf den Stadtbrunnen zurück. Ludwig Börsig hat im Rathaus als Hauptamtsleiter den Umzug der Büste von der Wallfahrtskirche in die Stadtmitte vorbereitet. Am Haus nebenan, das heute das Geschäft NKD beherbergt, wurde schon vor Jahren eine von Walter Haaf gestaltete Bronze-Tafel angebracht. Sie informiert, dass an dieser Stelle das Geburtshaus des berühmten Mannes stand. Auf einer zweiten Tafel werden die wichtigen Stationen aus dem Leben des gebürtigen Zellers angeführt, so z. B. 1837 seine soziale Fabrikrede und 1863 seine Erhebung in den Adelsstand durch den österreichischen Kaiser Franz Joseph.